Hattingen.. Gewalt im Krankenhaus: Auch in den Hattinger Kliniken kennt man das Problem aggressiver Patienten. Oft kommt es in der Notfallambulanz zu brenzligen Situationen - beispielsweise wenn die Patienten betrunken sind. Die Krankenhäuser setzen auf Deeskalation. Das Personal wird regemäßig geschult.

Selbstverteidigung im Krankenhaus: Was unerwartet klingt, ist seit einiger Zeit fester Bestandteil der Aus- und Fortbildung für Pfleger in den Kliniken. Der Hattinger Trainer Thomas Nowinski unterrichtete in der Notfallaufnahme einer Bochumer Klinik die Technik Krav Maga Street Defense, mit der sich Pfleger verteidigen können. Auch in den Hattinger Kliniken kennt man das Problem aggressiver Patienten. Hier setzt man auf Deeskalation und schult das Personal regelmäßig.

Der am häufigsten betroffene Bereich ist im Evangelischen Krankenhaus (EvK) – wie in der Bochumer Klinik – die Notfallambulanz. „Die Mitarbeiter werden von Notfall-Patienten in psychischen Ausnahmesituationen, nach Alkohol- oder Drogenkonsum und daraus resultierenden schweren Rauschzuständen bedroht und angegriffen“, berichtet Wolfgang Claas aus dem Pflegemanagement des EvK. So habe sich einmal ein „Zwei-Meter-Mann“ auf Alkoholentzug aus der Fixierung, die schon nur in Not­situationen angewendet wird, losgerissen. Neun Patienten wurden zügig in Sicherheit gebracht, erinnert sich Claas. Bei Großveranstaltungen wie dem Altstadtfest werden in der Ambulanz im Nachtdienst zusätzliche Mitarbeiter eingesetzt, da Situationen, in denen Patienten versuchen Pfleger zu beißen, schlagen oder treten an solchen Tagen tendenziell öfter auftreten. „Das kommt regelmäßig vor“.

Neue Mitarbeiter arbeiten mit erfahrenen Kräften zusammen

Seltener sind extreme Fälle wie die Bedrohung mit benutzten Drogenspritzen als Beschaffungs­kriminalität – „dann lassen wir den Menschen gehen und holen die Polizei. Der eigene Schutz und Schutz der anderen Patienten geht hier vor“ – oder der Fall eines ­Patienten, der das Krankenhaus­personal mit einem Messer be­drohte. Zu Schaden kam hier zum Glück niemand, allerdings sind ­solche Zwischenfälle eine große psychische Belastung für die Pflegekräfte. Sie können auf eine psychologische Betreuung zurückgreifen.

Schon in der Krankenpflegeschule des EvK werden die angehenden Pfleger in Selbstverteidigung und Deeskalation geschult. „Außerdem spielt Erfahrung eine wichtige ­Rolle.“ Neue Mitarbeiter arbeiten stets mit erfahrenen Kräften zusammen. Diese Vorbereitung hilft auch auf Station wenn Patienten „desorientiert sind und sich deshalb bedroht fühlen“, berichtet Wolfgang Claas.

Selbstverteidigung und Deeskalation

Während aus der Klinik Blankenstein keine Übergriffe bekannt sind, sind aggressive Patienten auch im St. Elisabeth-Krankenhaus in Hattingen-Niederwenigern ein Thema. „Deswegen führen wir regelmäßig ein Deeskalationstraining durch“, berichtet Pressesprecherin Sandra Köpnick. Körperliche Übergriffe werden außerdem schriftlich dokumentiert und analysiert. „In der Gesprächsführung lernt man, wie eine Situation deeskalierbar ist oder im Vorfeld verhindert werden kann. Und im äußersten Notfall müssen sich die Mitarbeiter auch verteidigen können“, betont Köpnick.