Hattingen. Hubert Lubberich wurde 1932 von SA-Mitgliedern erschossen. Heute jährt sich sein Tod zum 80. Mal


Heute vor 80 Jahren: Mitglieder der SA erschießen am Flachsmarkt vor der KPD-Geschäftsstelle den Hattinger Bergmann Hubert Lubberich. Der Anhänger der Kommunistischen Partei wird am 30. Juni 1932 das erste Opfer der Nationalsozialisten in Hattingen.

Die Hattinger Zeitung nimmt den Jahrestag zum Anlass, um einen Blick zu werfen auf diesen Menschen, der noch vor der Machtergreifung dem brutalen Terror der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Schon bei den Reichswahlen 1928 zeichnete sich die politische Haltung der Hattinger ab. Fünf Jahre vor der Machtergreifung kommt die NSDAP reichsweit gerade einmal auf 2,5 Prozent. In Hattingen allerdings errangen die Nationalsozialisten 15 Prozent der Wählerstimmen. Aber auch die damalige politische Konkurrenz war in Hattingen stark vertreten. So kam die SPD auf 23 Prozent und die KPD auf 17 Prozent.

Diese Ausgeglichenheit sorgte für ein starkes Spannungsverhältnis zwischen den politischen Lagern. Immer wieder gerieten daher Anfang der 1930er Jahre Kommunisten und Nationalsozialisten in Hattingen aneinander. Es kam zu Demonstrationen, die irgendwann in regelrechte Straßenkämpfe gipfelten.

In deren Folge wurde am 30. Juni 1932 Hubert Lubberich, der damals in der Johannisstraße wohnte, auf den Stufen des KPD-Büros am Flachsmarkt aus deinem fahrenden Auto von Mitgliedern der SA erschossen. „Lubberich ist mit mehreren anderen bei Straßenkämpfen in eine Schießerei geraten“, sagt Stadtarchivar Thomas Weiß. Dabei seien mehrere KPD-Mitglieder verwundet worden, für Lubberich kam jede Hilfe zu spät. Ein gezielter Anschlag auf ihn sei es aber nicht gewesen. „Man könnte sagen: Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort“, so Weiß.

10 000 Arbeiter bei Trauerfeier

Die anschließende Trauerfeier für Lubberich sei das erste Mal gewesen, dass sich Anhänger der KPD und der SPD zusammenschlossen. 10 000 Arbeiter aus Hattingen und Umgebung kamen dazu zusammen. „Sie nutzten die Trauerfeier natürlich auch als Bühne für ihre Propaganda gegen die Nationalsozialisten.“ Das Strafverfahren gegen die mutmaßlichen Täter wurde im Januar 1933 im Rahmen einer Amnestie niedergeschlagen.

Lubberich steht damit in Hattingen als erster Name in einer ebenso traurigen wie langen Liste derer, die noch bis Kriegsende 1945 Opfer der Nationalsozialisten werden sollten.


DKP lädt zum Gedenken

Anlässlich des 80. Todestages von Hubert Lubberich lädt die DKP Hattingen heute um 11 Uhr zur Gedenkveranstaltung auf den Kommunalfriedhof Waldstraße.

Der Stadtverordnete Frank Knippel hat bei der Stadtverordnetenversammlung die Anfrage gestellt, „was die Stadt Hattingen zum 80. Jahrestag der ersten Ermordung eines Hattinger Bürgers durch die Schergen des Hitler-Faschismus unternehmen wird?“

Dem ersten Hattinger Mordopfer der Faschisten zu gedenken, stehe der Stadt gut zu Gesicht. Knippel: „(...)Angesichts des heutigen dreisten Auftritts der Neonazis, die erneut mordend durch unser Land ziehen. Es wäre ein gutes Zeichen für ein antifaschistisches Hattingen, das sich deutlich von diesen Schergen distanziert und sich zu einer demokratischen Geschichte bekennt, wenn die Stadt zum 80. Jahrestag der Ermordung ein öffentliches Zeichen setzt.“

Die Stadt wird keine Gedenkveranstaltung durchführen. In der Antwort heißt es: „In der Stadt wird am Volkstrauertag sowie am 9. November (Reichspogromnacht), 1. September (Beginn 2. Weltkrieg) und 27. Januar (Holocaustgedenktag) seit vielen Jahren aller Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht.“

Darüber hinaus finde weiteres Gedenken durch die Aktion Stolpersteine sowie Veranstaltungen der VHS, Stadtmuseum und Stadtarchiv statt. Nachweislich sei die Stadt seit Anfang der 80er Jahre antifaschistisch tätig. „Ein weiterer Beweis durch Aufnahme von Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Todestag von Hubert Lubberich ist nicht geplant“, heißt es.