Hattingen.. Erika C. Koch hat Exemplare nass gemacht, geformt, im Ofen gebacken, bemalt und eine Chanel-Jacke für die Ausstellung im Stadtmuseum geschaffen.
Die Papierzeitung vom Vortag taugt nicht nur dazu, alten Fisch einzuwickeln. Die WAZ hat durchaus Kunstwerk-Qualitäten – nicht nur auf Seiten, die Kunst und Kultur gewidmet sind. Erika C. Koch hat aus drei Ausgaben ein Chanel-Jäckchen gezaubert. Nicht zum Anziehen. Die Skulptur steht in der Ausstellung „FrauenGestalten“ im Stadtmuseum und kann bis zum kommenden Sonntag, 15. Januar, begutachtet werden.
„Das Schöne bereichert das Leben“
Print sei Dank, lässt sich in diesem Fall allem technischen Fortschritt zum Trotz sagen. Denn die Online-WAZ hätte kein brauchbares Material geliefert. Dass die Tageszeitung drinsteckt, sieht man der Nachbildung der legendären Jacke von Coco Chanell aus leichtem Tweed mit glamouröser Borte nicht an. Ein Exemplar zum Anziehen besitzt die Hattingerin nicht, die insgesamt sechs Bilder und Collagen ausstellt. Es sei zu teuer und ist auch nicht ihr Stil. Die Hattingerin geht gern mit der Mode, mit der sie sich seit ihrer Kindheit beschäftigt.
Bewusst ist ihr auch, dass „das Schöne, Ästhetische, das Elegante und Luxuriöse der Mode sicher nicht zu den lebenswichtigen Dingen gehört“. Es kann nach Meinung von Erika C. Koch aber „das Leben auf angenehme und positive Weise bereichern, und dafür steht für mich Coco Chanel, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts, als kleine Putzmacherin in Paris beginnend, mit sehr viel Fleiß und Durchhaltevermögen gegen ihre ausschließlich männlichen Kollegen, die sie anfangs nicht ernst nahmen, durchsetzte.“
Jacke bei 100 Grad vorgebacken
Um den Trocknungsprozess zu beschleunigen, landete die auf dem Fußboden geformte Jacke aus eingeweichtem Papier ohne Ärmel – die passten nicht mit in den Backofen – im Rohr und wurde bei 100 Grad vorgebacken. Später kamen die Ärmel dran. Die Künstlerin strich Farbe drüber, um die Zeitungsfarbe zu übertünchen, bemalte das Kleidungsstück, um den Tweedcharakter nachzuempfinden, und opferte für die Borte goldfarbenes Seidenpapier, das sie als Zehnjährige von einem Onkel geschenkt bekommen hatte und mit dem sie im Lauf der Jahrzehnte äußerst sparsam umgegangen war. Das kostbare Papier stammt aus einem Sprockhöveler Tabakwarenladen. Damit wurden früher die Mundstücke von Zigaretten „vergoldet“.
Die Auseinandersetzung mit der WAZ und der ihr neuen künstlerischen Papiertechnik hat Erika C. Koch so viel Spaß gemacht, dass sie sie anwenden will auch über die Ausstellung des Kunstvereins hinaus bei einer Ausstellung auf der Hütte, wenn „KünstlerBunt MultiColor“ in diesem Jahr 20 Jahre alt wird.