Hattingen. An der Bredenscheider Straße unterhält die AWO eine Logopädieschule für den EN-Kreis.
Bei der Oscarverleihung 2011 war der Film ein Erfolg: „The King’s Speech“. Sprachtherapeut Lionel Logue trainiert dem britischen König George VI. das Stottern ab. Die wahre Geschichte über den Monarchen erwärmte die Herzen und füllte die Kinokassen. Während der Sprachtherapeut im Film, in den 1930er Jahren, noch belächelt wird, ist der Logopäde heute anerkannt. Was Lionel Logue in dem Hollywood-Streifen ist, ist Cornelia Oestereich im wahren Leben. Die Logopädin leitet die Logopädieschule der AWO an der Bredenscheider Straße. Dort werden nicht nur zukünftige Sprachtherapeuten ausgebildet, sondern auch Patienten therapiert. „Das Besondere an unserer Schule ist, dass die Auszubildenden im Praxisunterricht bereits selbst Patienten behandeln“, sagt Cornelia Oestereich. Natürlich stets unter Anleitung und Aufsicht von fertigen Logopäden.
Sandra Broeckmann ist seit Sommer 2010 Schülerin in der Einrichtung. Die 32-Jährige: „Die Kombination aus Theorie und Praxis ist optimal. Bei praktischen Fällen kann man viel mehr lernen.“ Wenn die Auszubildende, die eigentlich Industriekauffrau gelernt hat, dann doch an ihre Grenzen kommt, ist immer jemand da, der einspringt.
Die Patienten haben etwa Sprachstörungen nach einem Schlaganfall oder leiden unter Parkinson oder Multipler Sklerose. „Manche haben auch Probleme mit dem Schlucken. Auch das können wir hier therapieren“, sagt Oestereich.
Die größte Patientengruppe seien aber definitiv Kinder. „Oft fallen die sprachlichen Defizite erst in der zweiten oder dritten Klasse auf.“ Wenn auffällt, dass der Wortschatz nicht altersgemäß ist. Bei vielen Kinder haben die Sprachprobleme auch Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten. „Weil sie die Dinge nicht richtig aussprechen können, können sie sie auch schwieriger geistig erfassen.“ Gründe für sprachliche Auffälligkeiten bei Kindern vermutet Cornelia Oestereich im familiären Umfeld. „Es wird heutzutage einfach viel weniger vorgelesen.“
In die Therapie werden die Eltern einbezogen. Die Methoden in den 45-minütigen Sitzungen sind vielfältig wie komplex. Wie lange eine Therapie dauert, weiß man zu Beginn nie – es können Wochen oder Jahre sein. Und: Nicht jeder ist vollständig heilbar.