Hattingen. Im Rahmen von „Lumagica“ gibt es mehr als 300 Lichtinstallationen auf dem Gelände der Henrichshütte in Hattingen. Ein Gang durch den Lichterpark.
Wo man zuerst hinschauen soll, weiß man gar nicht so recht. Geradeaus auf die leuchtenden, floral anmutenden Ornamente? Auf den rot-goldenen Drachen neben dem Hochofen oder die Lokomotive rechts daneben? Im Hintergrund hebt sich auch noch der kaltweiß leuchtende Umriss einer Rakete ab.
Fünf Themenbereiche aus Lichtkunst
Doch wer dem Lageplan des „Lumagica“-Lichterparks folgt, kommt automatisch an allen fünf Themenbereichen vorbei, die sich nun auf dem weitläufigen Gelände der ehemaligen Henrichshütte erstrecken. Außerdem gibt es immer wieder akustische Elemente, die die Aufmerksamkeit geschickt lenken.
So ist das Erste, was man hört, sobald man sich auf das einstige Industriegelände vorarbeitet, eine asiatisch anmutende Melodie. Zusammen mit dem bereits erwähnten Drachen, einer bunten, nicht minder auffälligen Installation eines asiatischen Tempels und einem Pandabären hätte es den Blick auf den Lageplan gar nicht gebraucht, um zu erkennen: Hier ist der „Platz des chinesischen Drachens“. Wie alles andere hat auch er eine Verbindung zur Hütte. Und die ist hier noch relativ einfach zu erkennen: Einer der Hochöfen wurde einst nach China verkauft.
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Ein Hauch von Weihnachten auf dem Hüttengelände
Vorbei geht’s an den asiatischen Klängen und der Lok – warum die hier, gleich am Gleisbett steht, ist wohl klar – in Richtung Rakete. Unweigerlich kommt man so an der Gastronomie auf dem Hüttengelände vorbei und aus der Holzbude gegenüber dem Biergarten riecht es verführerisch nach Glühwein in der kalten Novembernacht. Es hat schon etwas Weihnachtliches.
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Am Fuß der Rakete – klar, auf der Hütte wurden einst auch Raketenteile produziert – beeindruckt ein buntes Feld voller leuchtender Kugeln. Sie erinnern an Kürbisse, die nur darauf warten, geerntet zu werden. Sie aber stehen hier, um Bewegung in die Sache zu bringen. Sobald ihr Programm läuft, erfolgen schnelle Farbwechsel zu harter Rockmusik. Nicht Natur, sondern Industrie steht hier im Fokus.
Alles hat einen Bezug zur Henrichshütte
Kombiniert werden dazu die Satzfetzen einer männlichen Erzählstimme: Von „ein Zehntel Millimeter Toleranz“ ist die Rede, von „vier Tausendsteln Millimeter“ und von „300 Tonnen Maßarbeit am Stück.“ Ja, die Hütte war einst berühmt für ihre großen, aber unheimlich genauen Bauteile. „Wie wenn Uhrmacher eine Lokomotive bauen“, dröhnt die Stimme bei den bunten Kugeln. Das erklärt natürlich die überdimensionierte Taschenuhr, die am Rand der Installation steht.
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So einfach ist es allerdings nicht immer, den Zusammenhang zu erkennen. Er erfordert manchmal doch eine sehr breite Interpretation. „Finden Sie das einfach schön“, rät Museums-Chef Robert Laube. „Sie werden hier kaum eine Installation finden, die keinen Bezug zur Henrichshütte hat.“
Ein lautes „Klonk“ dröhnt durch die Nacht. Wieder und wieder. Es ist eines der Interaktionselemente – das auffälligste. Mehrere Röhrenglocken können nahe der „Mystischen Möllerung“ geschlagen werden und bei jedem Ton leuchtet die dahinterstehende Lichtfigur eines riesigen Kristalls kurz auf. Kristalle, kristalline Strukturen, Erze – in diesem Bereich geht es um die einst verwendeten Rohstoffe. Auch wenn sie mindestens genau so sehr an Schneeflocken erinnern.
Irgendwann werden die Füße müde. Und dafür braucht es nicht erst den stufenreichen Aufstieg auf die Eisenbrücke, in deren Bereich sich „Graf Henrichs Tierwelt“ befindet. Ob der es ist, der die Besucher mit Frack, Zylinder und Kerze in der Hand begrüßt, bleibt zu vermuten. Ihm folgen auf dem Rundweg mutmaßlich all jene Tiere, die hier in vorindustriellen Zeiten gelebt haben. Hirsch, Reh, Schwan oder Hase – ja, sogar ein Rotkehlchen findet sich fast am Ende des Weges – immerhin der amtierende Vogel des Jahres.