Hattingen. Eine Wohnung voller Schimmel: Trotz dringender Bitte bietet die LEG einem Ehepaar mit fünf Kindern keinen Ersatz an. Die Eltern sind verzweifelt.

Das kleinste Kind der fünf Geschwister ist neun Monate alt, das älteste 14 Jahre. Sie alle wohnen seit Monaten mit ihren Eltern in einer völlig schimmeligen Wohnung in der Lärchenstraße in Holthausen. Die Kinder husten, es geht ihnen so schlecht wie ihren Eltern.

Auf eine schnelle Hilfe durch die Wohnungsgesellschaft LEG wartet die Familie vergeblich. Dabei ist die gesundheitsgefährdende Lage längst bekannt. Auch der Stadt Hattingen.

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Ihre alte Wohnung hatte die Familie C. verlassen, weil sie feucht und schimmelig war. „Als wir uns die neue Wohnung angesehen haben, hat mein Mann gesagt, das riecht hier aber feucht. Der Herr von der LEG hat geantwortet, man vermiete doch keine feuchte Wohnung“, erklärt die Ehefrau und Mutter, die mittlerweile völlig verzweifelt ist.

Ein Gutachter soll die Lage einschätzen

Vor sechs Wochen habe es eine Begehung von LEG und der Stadt gegeben. Da hätten sich alle die völlig verschimmelten Wände in allen Räumen angesehen. Aber passiert sei seitdem überhaupt nichts. „Wir sind auch sofort bereit, in eine kleinere Wohnung umzuziehen, aber man bietet uns keine an.“ Stattdessen habe die LEG einen weiteren Begutachtungstermin im Januar angekündigt, bei dem ein Gutachter die ganze Lage einschätzen soll.

Schimmelpilze können viele Krankheiten auslösen

Wie krank Schimmel machen kann, ist seit langem bekannt. Zu den Symptomen und Krankheiten, die durch Schimmelpilze in der Wohnung ausgelöst werden können, zählen unterschiedliche Auffälligkeiten.So treten ganz häufig Atemwegsbeschwerden auf. Aber auch allergische Reaktionen, Asthma, Bronchitis, Heiserkeit und Husten sind bekannt. Krankheitssymptome können aber auch ganz anderer Art sein. Sie können sich genauso durch Bauchschmerzen, Übelkeit und Verdauungsprobleme äußern.

„Sie haben so etwas noch nicht gesehen“, erklärt die 34-Jährige Mutter. Alles sei voller Schimmelpilze in den schillerndsten Farben. Grün, gelb und orange glänzt es von den Wänden. Vor einigen Monaten habe ein LEG-Mitarbeiter der Familie Anti-Schimmel-Spray in die Hand gedrückt. Das sei aber die einzige „Maßnahme“ gewesen.

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Seitdem wird es feucht und feuchter, der krankmachende Schimmel zieht die Wände hoch. Es sei zudem nicht die einzige Wohnung in dem Haus, die feucht sei. Auch im Flur und weiter oben seien die Wände befallen.

Die Mieterin zeigt die extreme Schimmelbildung in ihrer Wohnung am Lärchenweg. Die Hauseigentümerin LEG bedauert, „dass der Sachverhalt bisher nicht aufgeklärt werden konnte“.
Die Mieterin zeigt die extreme Schimmelbildung in ihrer Wohnung am Lärchenweg. Die Hauseigentümerin LEG bedauert, „dass der Sachverhalt bisher nicht aufgeklärt werden konnte“. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das nächste Problem, das auch bekannt sei: die Rattenplage. „Die laufen von Mülltonne zu Mülltonne und einem direkt über die Füße. Tatsächlich findet man bei Tageslicht Spuren der Tiere und Abdrücke, wo sie hergelaufen sind. Wir können nicht mehr, wir wollen nur noch weg“, sagt die verzweifelte Mutter.

Eine privatrechtliche Angelegenheit

Die WAZ fragte die LEG, was die Wohnungsgesellschaft unternimmt, um die Familie vor Gefahren zu schützen? Und wann sie aktiv wird, da die Familie ja bereit sei, in eine kleinere Wohnung zu ziehen, von denen auf der Internetseite des Wohnungsunternehmens ja auch einige zu finden seien.

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Die Antwort der LEG: „Unsere Mieter, die Stadt Hattingen und unser Unternehmen sind in der Angelegenheit seit einiger Zeit im Gespräch. Es hat mehrere Begehungen und Begutachtungen der Wohnung mit externen Fachleuten und Expertisen gegeben. Wir bedauern, dass der Sachverhalt auf diesem Wege nicht aufgeklärt werden konnte. Derzeit klären die Beteiligten die Angelegenheit im Rahmen einer juristischen Aufarbeitung mit erneuter Begutachtung der Ursachen… Wir hoffen, auf diesem Weg für beide­ Seiten Klarheit schaffen zu können.“

Die Stadt schrieb auf WAZ-Anfrage: „In diesem speziellen Fall ist der Mieter bereits aktiv geworden und wir stehen mit diesem auch im Austausch. Da es sich um eine privatrechtliche Angelegenheit handelt, können wir von unserer Seite aus keine weitere inhaltliche Auskunft zu dem laufenden Fall geben.“