Hattingen. Familie Klus ist erst drei Tage vor der Flut in die neue Wohnung an der Brandstraße in Hattingen eingezogen. Alles ist zerstört. Wer jetzt hilft.

Eines hat die Versicherung sofort klargestellt: „Von uns gibt’s keinen Cent. Sie hatten ja keine Elementarversicherung.“ Familie Klus hat ihr Leben, aber seit der Sintflut vor zwei Wochen nichts mehr. Sie hat alles verloren, weil ihr Haus in der Brandtstraße 20 zwei Meter unter Wasser stand.

Von dem Schicksal erfuhren die Sängerinnen und Sänger des Chores Mundwerk, der zur Hattinger Sängervereinigung gehört. Spontan richteten sie Spendenkonto für die Familie ein und übergaben das Geld jetzt symbolisch.

Bis zu 1,40 Meter stieg der Pegel im Wohnzimmer

Während der kleine Leon (3) unter Aufsicht in einem großen Blumenkübel vor der völlig zerstörten Wohnung spielt, zeigt Diana Klus das Drama innen. Die Spuren, die das Wasser an den Wänden hinterlassen hat, gehen ihr fast bis zur Achselhöhle. Bis zu 1,40 Meter stieg der Pegel im Wohnzimmer, die Küche, die drei Stufen höher lag, versank in den Fluten.

Das Haus Brandtstraße 20 in der Nacht der Hochwasser-Katastrophe. Die Wohnung der Familie Klus ist seitdem unbewohnbar.
Das Haus Brandtstraße 20 in der Nacht der Hochwasser-Katastrophe. Die Wohnung der Familie Klus ist seitdem unbewohnbar. © Unbekannt | Diana Klus

Das Unvorstellbare daran: Die Familie war erst drei Tage vor dem Hochwasser in ihr neues Heim gezogen. „Wir hatten uns so gefreut, dass wir endlich eine größere Wohnung beziehen konnten und ein Stück Garten für uns und Leon haben“, sagt die 31-Jährige.

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Die Küche war nicht einmal ausgepackt. Das Wasser verschluckte die noch eingeschweißte Arbeitsplatte, genau wie die Spülmaschine, die noch nicht angeschlossen war, den neuen, verpackten Ofen und den Kühlschrank. Alles schwamm im Wasser und musste entsorgt werden.

Hattinger Sängervereinigung hilft ganz gezielt

Die Bilder der zerstörenden Wassermassen ließen die Hattinger Chöre nicht los. „Wir haben uns spontan entschlossen, ein Spendenkonto einzurichten und ganz konkret einer Familie zu helfen“, erzählt das Ehepaar Bärbel und Burkhard Kneller von der Sängervereinigung. Über Jutta Knop kam dann der Kontakt zu Familie Klus zustande.Es seien nach der Veröffentlichung in der WAZ noch zahlreiche Spenden von anderen hilfsbereiten Menschen eingegangen. Fremde, aber auch Verwandte der Sängerinnen und Sänger zögerten nicht und halfen. So gab auch Leo (12) zehn Euro seines Urlaubstaschengeldes ab. Eine unbürokratische und hilfreiche Aktion.

Gegen acht Uhr abends – den kleinen Leon hatten sie gerade in Bett gebracht – stieg das Wasser im Hof, der unterhalb der Straße liegt, immer weiter. Diana Klus behielt einen kühlen Kopf und bat ihre Mutter, die ganz in der Nähe wohnt, den Dreijährigen zu holen. „Wir haben dann die Autos auf die Straße ein Stück höhe gefahren, weil das Wasser in einer immensen Schnelligkeit anstieg.“

Diana Klus und Sohn Leon (3) bekommen von Bärbel Kneller die Spende der Hattinger Sängervereinigung überreicht.
Diana Klus und Sohn Leon (3) bekommen von Bärbel Kneller die Spende der Hattinger Sängervereinigung überreicht. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Mit der Teichpumpe gegen die Wassermassen

Geistesgegenwärtig schnappte sich die junge Frau mit ihrem Mann Patrick (35) die wichtigsten persönlichen Sachen und brachte sie aus dem Haus. Kleidung stopfte sie im höher gelegenen Schlafzimmer ganz oben in die Schränke – in der Hoffnung, dass das Wasser bis dahin nicht kommen würde.

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Dass sich der Sprockhöveler Bach, der unmittelbar am Haus der Familie vorbeiführt, zu einem reißenden Fluss entwickeln könnte, damit hatte niemand gerechnet. Zunächst versuchte die junge Familie noch, das in die Wohnung strömende Wasser mit einer Teichpumpe zu besiegen – alles vergeblich. Als nach vielen Versuchen ein Nachbar die Feuerwehr endlich erreichte, standen schon Hof und Häuser unter Wasser.

Jetzt wohnt die Familie in einem Zimmer bei ihren Eltern

Ermutigend war die Antwort der Wehr, die zu der Zeit schon im Dauereinsatz war, natürlich nicht: „Wir kommen – irgendwann.“ Was sollten sie auch sagen, meint Diana Klus, die großes Verständnis dafür hat, dass niemand in der Extremsituation helfen konnte.

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Jetzt wohnt die Familie zu dritt in einem Zimmer bei ihren Eltern. „Wir haben ein Angebot durch Bekannte bekommen, in Kürze in eine teilmöblierte Wohnung ziehen zu können. Und wir danken ganz herzlich für die Spende, die uns in dieser Zeit wirklich weiterhilft“, sagt die 31-Jährige.