Hattingen.. Die Pontonbrücke ist Hattingens jüngstes Denkmal. Seit zwei Jahren steht sie unter Schutz. Bundesweit ist keine weitere Brücke ihrer Art bekannt.
Heute geht es um Hattingens jüngstes Denkmal – und das nicht nur, weil es erst vor knapp zwei Jahren zum Denkmal wurde, sondern auch, weil es insgesamt erst 58 Jahre auf dem Buckel hat. Dafür steht das Bauwerk gleich auf zwei Denkmallisten. Sogar noch vor Hattingen hatte Bochum die Pontonbrücke über die Ruhr in Niederwenigern als Denkmal eingetragen.
Eigentlich ist Hattingen nur mit wenigen Quadratmetern an der Brücke beteiligt, deren Eigentümer der Ennepe-Ruhr-Kreis ist und die von Bochum unterhalten wird. „Aber Hattingen hat sich ein Mitspracherecht zusichern lassen“, weiß Denkmalpfleger Jürgen Uphues. Immerhin hat das Bauwerk Seltenheitswert. „Nach heutigem Kenntnisstand ist bundesweit kein unmittelbar vergleichbares Objekt bekannt“, heißt es in der Beschreibung des Denkmals. Zwar gebe es Schwimmbrücken für Fußgänger, aber eine mit dem Auto befahrbare, das sei nicht gängig – auch wenn die Brücke nach Dahlhausen aktuell wieder für den Verkehr gesperrt ist.
Eine Brücke, ebenfalls schwimmend, hatte es hier schon vorher gegeben. 50 Meter entfernt hatte der frühere Fährpächter Eggemann um 1900 eine Brücke gebaut. Ihren Namen „Fünf-Pfennig-Brücke“ erhielt sie von der Bevölkerung, weil Eggemann einen Zoll erhob. Ältere Wennische erinnern sich im Buch „Kirche, Kohle und Kartoffeln“: „Wenn wir früher aus dem Kino zurückkamen, und unten saß einer an der Brücke und kassierte fünf Pfennig. Dann hieß es: ‘Der letzte bezahlt’. Und wenn der Letzte drüber war, konnten wir alle gut laufen.“
Die alte Brücke wurde aber bei der Flutwelle, die der Sprengung der Möhnetalsperre 1943 folgte, schwer beschädigt. Notdürftig instand gesetzt, musste sie 1953 endgültig für Fuhrwerke gesperrt werden und 1958 wurde schließlich die heutige Brücke gebaut und die alte demontiert. Ein Jahr später wurde die Schwimmbrücke feierlich eröffnet Als erstes Fahrzeug befuhr ein Omnibus die 90 Meter lange Stahlkonstruktion. Aber erst, nachdem sie den Belastungstest bestanden hatte, mit 190 Tonnen, wie die Zeitung damals berichtete. Ausgelegt ist die Brücke allerdings nur für Fahrzeuge bis zu zwölf Tonnen.
Weil in den vergangenen Jahren immer wieder deutlich schwerere Fahrzeuge die Schwimmbrücke befuhren, ist sie inzwischen in keinem guten Zustand. Mehrfach musste sie bereits für Sanierungsarbeiten gesperrt werden. So auch vor mehr als 20 Jahren, als die Pontons nach und nach auf Reisen ging, um in einer Werft in Norddeutschland aufgearbeitet zu werden. 150 Schrauben mussten gelöst werden, um einen der fast 20 Meter langen Kolosse von der Brücke zu trennen. Und auch die Balaststeine aus dem Inneren des Pontons, mit denen die Brücke auf dem Wasser feinjustiert wird, mussten raus. Zuletzt genügten jeweils Anstriche, um den Stahl vor Rost zu schützen. Aktuell ist die Brücke trotzdem wieder gesperrt, weil die Lewackerstraße auf Bochumer Seite erneuert wird – voraussichtlich bis März 2017.