Gladbeck. Die Eltern von Christiane Bonnekoh haben vor 70 Jahren den Dekor-Markt gegründet. Seither haben sich Kundenwünsche und Handel stark verändert.
„Meine Mutter hat die Farbe im Geschäft noch selbst hergestellt und angerührt“, erinnert sich Christiane Bonnekoh, „heute mixen wir mehr als 2500 Farbtöne am Computer.“ Die Geschäftsführerin des Dekor-Markts feiert mit ihrem Team in diesem Jahr das 70-jährige Bestehen des Familienbetriebs. Eine Zeit, in der sich viel geändert hat. Und längst werden im Markt an der Hornstraße die Farben vom Hersteller verpackt in Eimern verkauft. Doch vor 70 Jahren seien die Zeiten eben noch anders gewesen.
1954 haben Ferdinand und Ingrid Bonnekoh den Betrieb gegründet, damals noch unter dem Familiennamen. Anfangs mit Sitz in der Innenstadt an der Rentforter Straße. Ein Schwerpunkt schon damals, so Tochter Christiane, Bodenbeläge. Stragula und Pegulan seien damals typische Böden für diese Zeit gewesen, Meterware auf Rollen und wohl auch unglaublich schwer, so hätten es die Eltern immer berichtet.
1985 zieht der Dekor-Markt von der Gladbecker City an die Hornstraße
1985 wird es in der Innenstadt endgültig zu eng; dazu kam, schon damals ein Problem, dass es an Parkplätzen mangelte. Denn um die Zeit begann auch der Trend zum Selbermachen, es wurden nicht mehr immer Handwerker beauftragt, stattdessen griff man selbst zu Farbe oder Tapete. Darauf reagierte die Familie mit einem Umzug zur Hornstraße und der Eröffnung ihres Dekor-Markts. Dort entstand ein zeitgemäßer großer Markt auf 1800 Quadratmetern. Durch die Nähe zu Bottrop vergrößerte sich auch der Einzugsbereich, Kunden kommen aus der gesamten Region. Später wurde der Markt nochmal erweitert, sodass es seit 1999 sogar 5000 Quadratmeter sind.
Nach all den Jahren liege ein Schwerpunkt immer noch auf der Raumausstattung mit der entsprechenden Auswahl. 48.000 Artikel gehörten inzwischen zum Sortiment, sagt die Chefin. Durch diesen Schwerpunkt unterscheide man sich aber auch vom klassischen Baumarkt. Dort gebe es eben nicht diese Vielfalt bei den Tapeten und Bodenbelägen. Hinzu kommen die Heimtextilien, also Gardinenstoff, Bettwäsche oder Handtücher und sogar Betten, die im Baumarkt nicht zu finden sind. Leuchten oder passende Deko zur jeweiligen Jahreszeit werden ebenfalls angeboten. Zu den Angestellten zählen auch Raumausstatter, die die Kunden in den eigenen vier Wänden beraten, ebenso Bodenleger.
„Ich bin damit aufgewachsen. Schon als Fünfjährige war ich gern dabei, etwa bei der Inventur. Später, mit zehn, zwölf Jahren habe ich meine Eltern dann beim Sortimentseinkauf begleitet.“
Wichtig sei es, Trends frühzeitig zu erkennen, weiß Christiane Bonnekoh aus ihrer langjährigen Erfahrung. Regelmäßige Messebesuche, wo dann die Neuheiten genau unter die Lupe genommen werden, gehören zum Berufsalltag. Wichtig ist der Chefin die Meinung des Teams: Auf den Messen sei sie nicht allein unterwegs, sondern mit den entsprechenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Abteilung. Gemeinsam überlege man, was man ins Sortiment aufnehme.
Gefragt seien derzeit Design-Bodenbeläge aus Vinyl. Das habe sich in den vergangenen Jahren entwickelt, die seien strapazierfähiger als beispielsweise das Laminat, weiß die Fachfrau. Der Boden könne entweder verklebt oder geklickt werden. Die meisten Kunden, ungefähr 90 Prozent, entschieden sich dabei aber für eine Holzoptik, verrät Christiane Bonnekoh. Rund 200 verschiedene Holzfarbtöne seien im Angebot. „Damit wird vor allem in den Wohnräumen immer noch Wärme verbunden.“
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Auch wegen Gartenmöbeln kämen die Kunden vielfach nach Gladbeck. Mit dem Anbau 1999 konnte die Ausstellung nach innen verlegt werden. Zuvor wurden Tische und Stühle im Zelt auf dem Gelände verkauft. „Wenn dann im März die Saison losging, lag manchmal noch Schnee auf dem Zelt.“ In den vergangenen Jahren sei die Nachfrage nach Gartenmöbeln noch einmal gestiegen. Es gebe den Trend, den Garten mehr zum Wohnzimmer zu machen, Loungemöbel und große Liegeflächen gehörten da dazu.
Galdbecker Markt ist Teil eines Einkaufsverbunds
Gerade auch während der Coronaphase sei die Nachfrage groß gewesen. Die Menschen seien nicht in Urlaub gefahren, stattdessen hätten sie Zuhause investiert, sagt Christiane Bonnekoh. Anfangs, zu Beginn des Lockdowns habe sie sich, wie alle Unternehmen, große Sorgen gemacht. Doch rückblickend habe ihre Branche, ähnlich dem Möbelhandel, davon profitiert.
Doch wie funktioniert der Einkauf bei so einem am Ende doch vergleichsweise kleinen Familienbetrieb? Der Dekor-Markt sei Teil eines Einkaufsverbunds, der Decor-Union in Hannover. Dort engagiert sich Christiane Bonnekoh auch im Beirat. Insgesamt bündelten in dem Verbund 174 Einzelhändler ihren Einkauf und kämen so eben auf eine beträchtliche Menge, die sie abnehmen. „Wir müssen als Mittelständler die Möglichkeiten nutzen, die wir als Einzelhändler haben, um uns bei der Industrie zu präsentieren“, hebt die Unternehmerin die Bedeutung eines solchen Verbunds hervor.
30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Gladbecker Markt beschäftigt
30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Dekor-Markt beschäftigt, viele von ihnen auch schon über Jahre. Zuletzt wurden zwei Auszubildende übernommen. Darüber ist Christiane Bonnekoh froh, denn es sei immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden. „Und wenn wir sie selbst ausbilden, ist es umso besser, denn sie kennen dann von vornherein unsere Unternehmensphilosophie.“ Doch generell gehe die Entwicklung viel stärker dahin, dass sich das Unternehmen bei den künftigen Mitarbeitern bewerbe. Dafür setzt die Inhaberin auf flexible Arbeitszeitmodelle, beispielsweise für Frauen, die wieder in den Beruf einsteigen, dazu kommen weitere Vergünstigungen, etwa ein Jobrad.
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Bleibt der Blick in die Zukunft, gerade der Einzelhandel unterliegt einem starken Wandel. Darauf hat der Dekor-Markt reagiert, bietet entsprechend einen Onlineshop. „Dort generieren wir schon gute Bestellungen, das wollen wir auch weiterführen und pflegen“, so Christiane Bonnekoh. Doch sei gerade die Raumausstattung ein Bereich, in dem viele Kunden sich bewusst für einen Einkauf vor Ort entschieden. Es gehe da eben auch um den direkten Eindruck; die Haptik, das Anfassen spiele eine Rolle, dazu die Beratung. „Wir können hier im Laden direkt Dinge kombinieren, zeigen, wie etwas zusammenpasst. Das kriegt man online so gut nicht abgebildet.“
Vor dem Hintergrund entwickle man auch das stationäre Geschäft immer weiter, habe da noch einige Ideen im Hinterkopf, die seien jedoch noch nicht spruchreif. Damit wird auch klar, an Ruhestand denkt die 62-jährige Geschäftsfrau noch lange nicht. Schließlich sei der Dekor-Markt ein wichtiger Teil Familiengeschichte. „Ich bin damit aufgewachsen. Schon als Fünfjährige war ich gern dabei, etwa bei der Inventur. Später, mit zehn, zwölf Jahren habe ich meine Eltern dann beim Sortimentseinkauf begleitet.“
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