Gladbeck. Schon an einigen Stellen im Ruhrgebiet wird Wein angebaut. Die CDU schlägt solch ein Mitmach-Projekt für Gladbeck vor. Erste Reaktionen

Ein Weinberg auf der Mottbruchhalde? Diese Idee schwebt der CDU vor – und für einige Akteure ist sie durchaus denkbar.

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Im kommenden Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität möchte die CDU über die Idee diskutieren, die sie von Manfred Schlüter, Diplom-Ingenieur und Freiraumplaner, übernommen hat. „Grundsätzlich scheint die Region Ruhrgebiet für den Anbau von Wein geeignet zu sein“, so die CDU. Die Ratsfraktion sei davon überzeugt, dass sich ein Weinbauprojekt auf der Mottbruchhalde verwirklichen lässt.

Weinbau gibt es im Ruhrgebiet bereits in Dortmund, Castrop-Rauxel und Herne

Weinanbau im Ruhrgebiet ist keine neue Idee. Die Emschergenossenschaft startete bereits 2012 ein solches Projekt an der renaturierten Emscher am Phoenix-See in Dortmund-Hörde. Mit Erfolg: „Die Erfahrungen der Emschergenossenschaft mit dem Weinanbau an der Emscher und ihren Nebenläufen ist sehr gut“, so Sprecher Ilias Abawi.

Im Gysenbergpark in Herne wird seit dem vergangenen Jahr Wein angebaut. Nun schwebt der CDU ein ähnliches Projekt für Gladbeck vor.
Im Gysenbergpark in Herne wird seit dem vergangenen Jahr Wein angebaut. Nun schwebt der CDU ein ähnliches Projekt für Gladbeck vor. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

2015 konnte bereits der erste Weißwein gekostet werden. 2018 hat die Emschergenossenschaft dann am renaturierten Rüpingsbach in Dortmund einen weiteren, größeren „Mitmach“-Weinberg angelegt, diesmal Rotwein. „Auch dieses Projekt ist ein großer Erfolg: Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger machen mit und lernen im Rahmen von Workshops und Seminaren den Weinanbau näher kennen, zudem konnten wir im vergangenen Jahr den ersten abgefüllten Rotwein verköstigen“, so Abawi weiter.

Weinbau-Projekt auf der Mottbruchhalde ist für die Emschergenossenschaft denkbar

In Herne hat die Stadt im vergangenen Jahr unter Beteiligung der Emschergenossenschaft am renaturierten Ostbach einen Weinberg angelegt. Bis dort der erste Wein in Flaschen abgefüllt werden kann, werde es aber noch einige Zeit dauern. Und auch in Castrop-Rauxel ist an den Ufern der neuen renaturierten Emscher-Auen am Natur- und Wasser-Erlebnis-Park ein großer Weinberg angelegt worden.

Ist es für die Emschergenossenschaft denkbar, ein solches Projekt auch in Gladbeck auf der Mottbruchhalde umzusetzen? „Grundsätzlich ist das denkbar“, so Ilias Abawi. Er sagt: „Die Mottbruchhalde ist ja praktisch ‚umzingelt‘ von unseren Gewässern Wittringer Mühlenbach, Hahnenbach und Boye.“ Die konkreten Voraussetzungen müssten natürlich genauestens evaluiert werden. Aber: „Man darf uns gerne ansprechen.“

Der RVR als Besitzer der Mottbruchhalde ...

Die Emschergenossenschaft hat zudem mittlerweile eine neue Genossenschaft gegründet, die Allmende Emscher-Lippe eG, die sich u.a. um das Thema Weinbau kümmert. „Abgesehen vom Weinanbau an sich, symbolisieren die Projekte die neue Lebens- und Aufenthaltsqualität an den Ufern der renaturierten Emscher-Gewässer, die bis vor einigen Jahren noch offene Schmutzläufe waren. Sie stehen für das neue blaugrüne Leben im Emscherland“, so Abawi.

Der Regionalverband Ruhr (RVR) als Besitzer der Mottbruchhalde, behält sich eine Prüfung vor: „Das Projekt in Gladbeck gehört zu den vielen Ideen, die derzeit im Vorfeld der Internationalen Gartenschau IGA 2027 in den Städten des Ruhrgebiets entstehen und diskutiert werden“, so RVR-Sprecher Jens Hapke. Bevor solch ein „ungewöhnliches Projekt“, wie nun in Gladbeck vorgeschlagen, in die Realisierung gehen kann, wäre eine intensive Prüfung, zum Beispiel der Bodenverhältnisse auf der Halde, unumgänglich, so Hapke weiter.

Der CDU schwebt eine inklusive Umsetzung des Mitmach-Projekts vor

Die CDU sieht in dem Projekt gleich vier wichtige Aspekte. Zum einen begünstige der Klimawandel den Anbau von Wein in unserer Region. Der Weinbau in Gladbeck solle aber auch ein Mitmach-Projekt werden, wie beispielsweise in Dortmund und Herne. „Ein Mitmach-Weinberg, der sich den ökologischen Herausforderungen des Klimawandels stellt, kann ein Leuchtturmprojekt für eine partizipative Stadtgesellschaft werden“, so die CDU.

Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft. Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services

„Die Mottbruchhalde ist ja praktisch ‚umzingelt‘ von unseren Gewässern Wittringer Mühlenbach, Hahnenbach und Boye“

Ilias Abawi

Zudem könne das Projekt inklusiv angelegt werden, so wie in Herne. Dort sind auch Menschen mit Behinderung in die gärtnerische Arbeit am Weinberg eingebunden. „Wir wissen, dass es in Gladbeck Unternehmen gibt, die im Bereich des Gartenbaus inklusiv arbeiten.“ Dies kann aus Sicht der CDU-Ratsfraktion auch bei einem Bürger-Projekt auf der Mottbruchhalde gelingen.

Städtefreundschaft mit Dernau könnte mit Leben gefüllt werden

Zudem könne mit dem Weinbau auf der Mottbruchhalde auch die Städtepatenschaft mit Dernau an der Ahr gestärkt werden. „Wäre es nicht ein gutes Beispiel für partnerschaftliches Handeln, wenn wir den Sach- und Fachverstand von Menschen aus Dernau in ein Gladbecker Weinbau-Projekt einbinden könnten?“, fragt die CDU.

Die CDU möchte im Stadtplanungsausschuss am kommenden Donnerstag nun beschließen, die Verwaltung zu beauftragen, „die Bedingungen für das Gelingen des Bürgerprojektes Weinbau auf der Mottbruchhalde zu prüfen, die notwendigen Voraussetzungen für einen zeitnahen Start dieses Projektes zu schaffen und insbesondere die notwendigen Partner für das Projekt zu gewinnen“. Die Emschergenossenschaft wäre ja mindestens schon einmal mit im Boot.

>>> Neugestaltung der Mottbruchhalde nur in abgespeckter Form möglich

Die Mottbruchhalde soll im Zuge der IGA 2027 neu gestaltet werden. Die Finanzierung ist aber unklar, nachdem einige von der Stadtverwaltung erhofften Fördermittel nicht fließen werden. Nach derzeitigem Stand bliebe da nur noch ein reichlich abgespeckter Maßnahmen-Katalog zur Gestaltung der Mottbruchhalde. So soll unter anderem der Aufgang zur Halde als Allee gestaltet werden, auf dem Haldentop soll es Aussichtspunkte geben.

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