Gladbeck. Die Caritas Gladbeck hat eine neue Außenwohngemeinschaft für Menschen mit geistiger Behinderung eröffnet. Was wird aus dem St.-Suitbert-Haus?
Größtmögliche Unabhängigkeit und Eigenständigkeit will der Caritasverband Gladbeck Menschen mit geistiger Behinderung ermöglichen. Das funktioniert in Wohngemeinschaften besser als in einer großen Einrichtung am Rande der Stadt. Jetzt konnten wieder 16 Bewohner aus dem St.-Suitbert-Haus in Brauck umziehen: An der Grabenstraße wurde die sechste Außenwohngemeinschaft eingeweiht.
Fünf Appartements im Obergeschoss des Gebäudes am Roten Turm in Gladbeck sind frei vermietet
Je acht Menschen leben in zwei Wohngruppen in dem dreigeschossigen Gebäude am Roten Turm, unterstützt von einem zwölfköpfigen Mitarbeiterteam im Dreischicht-Betrieb. Die fünf Appartements im Obergeschoss wurden vom Ambulant betreuten Wohnen frei vermietet. Ihren Assistenzbedarf können die Mieter dazu buchen.
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Als einen „weiteren deutlichen Schritt zur Integration von Menschen mit Handicap“ bezeichnete Dr. Hans-Joseph Scholten, Vorsitzender des Caritasrates, den Neubau, der vier Millionen Euro gekostet hat. Nach Zuschüssen von Bund, Land und der Aktion Menschen blieb ein Eigenanteil von 600.000 Euro für den Caritasverband. Caritasvorstand Wieland Kleinheisterkamp hob die Nähe zur Innenstadt als besonderen Vorteil für die Bewohnerinnen und Bewohner hervor. Bürgermeisterin Bettina Weist lobte das Dezentralisierungsprojekt des Caritasverbandes. Propst Thomas Zander erbat Gottes Segen für alle, die in der Wohngemeinschaft leben und arbeiten und segnete das Haus.
Freude über ein geräumiges Zimmer und viel Platz im Badezimmer
Und die Bewohner selbst? Eine Frau freut sich besonders über ihr geräumiges Zimmer, eine andere darüber, dass sie jetzt viel mehr Platz im Badezimmer hat als im St.-Suitbert-Haus. Ein Bewohner zeigt stolz die gelb gestrichenen Wände. „Die Farbe durfte ich aussuchen.“ Seinem Zimmernachbarn gefallen die Küche mit dem geräumigen Balkon und der Gemeinschaftsraum mit dem großen Fernseher besonders gut. Eine Frau lässt sich im Rollstuhl schnell wieder ins Freie fahren, denn jetzt gibt es Leckeres vom Grill.
1978 zogen die ersten Bewohner in das St.-Suitbert-Haus an der Brauckstraße. Schon wenige Jahre später dachte man beim Caritasverband über alternative Wohnformen nach. Als Ergebnis konnten 1986 neun Menschen in eine ehemalige Arztvilla an der Tilsiter Straße ziehen, zehn 2005 in einen Neubau an der Wiesenstraße.
Projekt „Dezentralisierung des St.-Suitbert-Hauses“ wird von der Aktion Mensch gefördert
2008 wurde das Projekt „Dezentralisierung des St.-Suitbert-Hauses“ in das Förderprogramm der Aktion Mensch aufgenommen. 2013 konnte an der Horster Straße in Brauck die erste aus diesem Dezentralisierungsprogramm geförderte Außenwohngruppe mit 16 Bewohnern eröffnet werden. Weitere Gruppen folgten an der Kirchstraße, Schroerstraße und jetzt an der Grabenstraße.
21 Frauen und Männer leben noch im St.-Suitbert-Haus. Sie können in etwa einem Jahr umziehen, wenn der Neubau auf dem Gelände der abgerissenen St.-Johannes-Kirche an der Buerschen Straße bezugsfertig ist. Dort wird Anfang August das Richtfest gefeiert. Insgesamt bietet der Caritasverband 108 Plätze für Menschen mit geistiger Behinderung an.
Menschen zwischen 20 und 88 Jahren leben in den Gruppen
„So können die Bewohner einander unterstützen, und sie lernen voneinander“
Wer in welche Wohngruppe zieht, hängt vom Unterstützungsbedarf ab, denn nicht in allen Gemeinschaften gibt es eine Nachtwache. Ansonsten sind die Gruppen bunt gemischt. Menschen zwischen 20 und 88 Jahren leben dort. „So können die Bewohner einander unterstützen, und sie lernen voneinander“, erklärt Pressesprecherin Antonia Gemein. „Die Älteren zum Beispiel von den Jüngeren, wie ein Smartphone funktioniert, die Jüngeren von den Menschen mit mehr Lebenserfahrung, wie man mit Stress, Verlusten und dem Älterwerden umgeht.“
In allen Wohneinrichtungen wird viel Wert darauf gelegt, dass die Bewohner den Alltag mit Unterstützung der Mitarbeitenden meistern und gestalten können. Sie kaufen ein, kochen und essen gemeinsam, treffen sich zu Spieleabenden, unternehmen etwas außerhalb des Hauses, viele arbeiten tagsüber, vorwiegend in der Caritas-Werkstätten. Ein normales Leben eben.
Was wird aus dem Suitbert-Haus?
Das St.-Suitbert-Haus an der Brauckstraße wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut und diente lange als Wohnheim für ledige Bergleute. Später ging das Gebäude in den Besitz der damaligen Veba über und wurde als Unterkunft für bis zu 240 Gastarbeiter genutzt.
Der Caritasverband Gladbeck kaufte das Haus Ende der 70er Jahre und baute es zum Wohnheim für 80 Menschen mit geistiger Behinderung um. 1978 zogen dort die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ein.
Was aus dem Gebäude wird, wenn im kommenden Jahr die Dezentralisierung der Einrichtung abgeschlossen ist, steht noch nicht fest. Caritasvorstand Wieland Kleinheisterkamp sagte am Rande der Eröffnungsfeier: „Innerhalb des Verbandes gibt es verschiedene Überlegungen über die zukünftige Nutzung. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.“ Der Caritasverband strebe aber an, das Gebäude zu behalten.
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