Gladbeck.
Im Ratssaal fand jetzt auf Einladung des Bündnisses für Familie das zweite Elternratsforum statt.
Schon den ganz Kleinen so früh wie möglich spielerisch Bildung vermitteln. Dabei viel Wert auf die Sprachförderung legen. Und die Betreuung für die unter Dreijährigen weiter ausbauen. Das alles sind Aspekte, die durch das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) seit August 2008 gesetzlich verankert sind. KiBiz hat den Alltag in den Kindertagesstätten umgekrempelt. Übrigens nicht immer nur zum Guten, wie beim zweiten Elternratsforum ganz klar betont wurde. Und zwar sowohl von den Trägern der Einrichtungen, als auch von den Erzieherinnen und den Eltern.
Das Team vom Gladbecker Bündnis für Familie hatte Mütter, Väter und Fachkräfte aus den Tagesstätten zur Diskussion mit den Fachleuten der Verwaltung und zum Meinungsaustausch in den Ratssaal eingeladen. „Ohne Eltern geht es nicht!“, so war das zweite Treffen des Elternratsforum überschrieben.
Thematisch ging’s dann aber doch vor allem um die Veränderungen, die KiBiz allen Beteiligten beschwert hat. Als klaren Vorteil sieht Wilfried Allkemper die gesicherte Betreuung über Mittag in den Einrichtungen an. Aber der Geschäftsführer des Ev. Kirche in Gladbeck sparte auch nicht an Kritik. Nichts sei mehr wirklich planbar seit KiBiz. „Darunter haben vor allem unsere Mitarbeiter zu leiden“, betonte Allkemper. Der Personalschlüssel in den Einrichtungen orientiert sich seit KiBiz ausschließlich an den Betreuungsstunden, die die Eltern für ihre Kinder buchen. Werden Stunden plötzlich drastisch reduziert, ändert sich der Personalschlüssel. Das hat in letzter Konsequenz auch zur Folge, dass die Erzieherinnen in den Kitas häufiger wechseln. Nicht gut, so Allkemper, denn Bildung funktioniere einfach besser, wenn das Kind eine Beziehung zur Erzieherin aufbauen kann. Ständiger Wechsel sei da schlicht kontraproduktiv.
Die häufig wechselnden Bezusgpersonen bei der Betreuung beklagte dann auch eine Mutter: „Da muss einfach mehr Kontinuität rein.“
In den städtischen Einrichtungen in Gladbeck, so Heinz-Werner Reinken vom Jugendamt, sei das Problem nicht so groß, weil die Anzahl der Betreuungsstunden nicht so schwankt. Die Schwierigkeiten der anderen Träger, die Verunsicherung auch der betroffenen Erzieherinnen könne er aber nachvollziehen.
Ein weiteres KiBiz-Problem: Die Sprachförderung wurde zwar zu einem zentralen Anliegen erklärt. Es gibt aber keine einheitlichen Standards, wie die Förderung zu gestalten ist. Jeder Träger, so Wilfried Allkemper, habe da so seine eigenen Favoriten. Allerdings habe im Kirchenkreis jetzt ein Arbeitskreis zusammengefunden, der festlegen will, was jede Förderung leisten müsse.
Unterscheiden muss man jedoch bei der Sparchförderung für Kinder mit Migrationshintergrund und deutschen Jungen und Mädchen.
Im städtischen Naturkindergarten am Frochtwinkel, nannte die Leiterin Maria Weijers ein Beispiel, gibt es nur wenig Migranten-Kinder. „Bei uns ist die Förderung deshalb einfach Teil des ganz normalen Alltages. Wir reden viel mit den Kindern, zum Beispiel wenn alle das Frühstück vorbereiten. Und wir sagen unseren Eltern auch immer wieder wieder, wie wichtig es ist, immer mit den Kindern zu kommunizieren. Das ist die beste Sprachförderung.“
Und auch bei, Ausbau der U3-Betreuung scheint der KiBiz-Ansatz zwar gut, die Wirklichkeit gestaltet sich allerdings schwierig. Nur ein Beispiel: In der Kita Breukerstraße wartet das Team seit einem Jahr auf die Wickelkommode. Noch läuft längst nicht alles rund bei KiBiz. Die neue NRW-Landesregierung hat auch bereits angekündigt, das Gesetz auf den Prüfstand stellen zu wollen.