Das hätte sich Can Ucar ganz bestimmt nicht träumen lassen, als er in der sechsten Klasse am Gymnasium das mit Abstand schlechteste Diktat abgeliefert hatte, 36 Rechtschreibfehler, eine glatte 6. Jetzt hat der 21-Jährige ein Buch geschrieben – fehlerfrei.
„Das Leben eine Schülers“ ist der Titel seines Erstlingswerks, und wie der Untertitel verrät, ist es (fast) eine Biografie. Acht Monate hat Can Ucar, der beim SV Zweckel Fußball spielt, daran geschrieben. „Jede Nacht“, sagt er, „dann habe ich die besten Ideen.“
Herausgekommen ist auf 114 Seiten eine Mischung aus eigenen Erlebnissen und fiktiven Geschichten, wie sie wohl jeder Schüler kennt – vom morgendlichen Kampf gegen die Müdigkeit, von Klausuren und Spickzetteln, von Klassenfahrten, Mitschülern und von Lehrern natürlich.
Seine Schulkarriere hat er aufgearbeitet, und das war eine mit Höhen und Tiefen: Am Gymnasium in Gelsenkirchen war die Welt für Can Ucar noch in Ordnung. Der umzugsbedingte Wechsel ins ländliche Kirchhellen, wo außer ihm noch ein einziges türkisches Kind die Schule besuchte, bedeutete neben Erfahrungen mit Mobbing und Vorurteilen den Anfang vom Ende seiner Gymnasialzeit. „Ich habe einfach nicht die Leistung gebracht“, erinnert er sich rückblickend selbstkritisch. Einmal die 8. Klasse wiederholt, beim zweiten Mal durch die Nachprüfung gerasselt – nächste Station Hauptschule.
Da lief’s dann deutlich besser, auch wenn er sich phasenweise unterfordert fühlte, wie er in seinem Buch mit zum Teil drastischen Worten schildert. Fachoberschulreife mit Qualifikation als Abschluss, dann Abi am Berufskolleg – Can Ucar hat die Kurve gekriegt.
Sein Buch ist Anfang Februar erschienen. „Das ist für mich schon ein riesiger Erfolg“, sagt er. „Die Verlage werden mit Manuskripten zugeschmissen. Als Anfänger bekommt man in der Regel Absagen oder überhaupt keine Reaktion.“ Am Ende habe er immerhin zwischen einem halben Dutzend Verlagen wählen können. Mit den Verkaufszahlen ist der Autor bisher durchaus zufrieden, und zwei Termine für Lesungen stehen auch schon im Kalender.
Die Schulzeit aus der Sicht eines Schülers – da kommen Lehrer, wenn bei Can Ucar auch oft nur zwischen den Zeilen, naturgemäß nicht immer gut weg. Und trotzdem: „Es gibt keinen besseren Job als den Lehrerberuf“, findet der junge Mann und studiert deshalb an der Universität in Essen Deutsch und Sport für die Sekundarstufe I.
„Und nach ein paar Jahren Berufserfahrung schreibe ich vielleicht wieder ein Buch über Schule – dann aus der Sicht des Lehrers.“