Gladbeck. Dieter Rymann und Christoph Wiechers bilden die neue Spitze der CDU-Ratsfraktion Gladbeck. Das Führungsduo kündigt eine härte Gangart an.
Die CDU will in ihrer Ratsarbeit in Gladbeck aktueller, konkreter und bürgernäher werden. „Vor allem wollen wir CDU-Positionen deutlicher machen und versuchen, sie umzusetzen“, kündigten der neue CDU-Ratsfraktionschef Dieter Rymann und sein ebenfalls neuer Stellvertreter Christoph Wiechers im Redaktionsgespräch mit der WAZ an. „Wir wollen mehr CDU in der politischen Umsetzung sichtbar machen und auf keinen Fall zum Steigbügelhalter anderer Partein werden“, betonten sie.
Sicher werde man im politischen Austausch auch mit anderen Parteien zusammenarbeiten, „aber wir werden uns nicht verbiegen“, so Christoph Wiechers. Die Art und Weise, wie bislang die Fraktion geführt wurde, werde es nicht mehr geben, so Dieter Rymann, dem es im Rat seit der Wahl vor mehr als einem Jahr viel zu harmonisch zuging. Der neue Fraktionschef kündigte mehr Oppositionsarbeit an, auch wenn es im neuen Rat keine eindeutige Koalition gebe, gegen die man opponieren könnte. „Wir wollen jedenfalls aktiver werden.“
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Neue CDU-Ratsfraktionsspitze gibt sich deutlich selbstkritisch
Zuletzt seien von der CDU zu wenige Themen gesetzt worden, auch an der Kommunikation nach außen habe es gehapert, so das seit Ende Januar neu gewählte Führungsduo der 14-köpfigen christdemokratischen Ratsfraktion. Die Fraktion habe sich im ersten Jahr des neuen Rates zu sehr mit sich selbst beschäftigt, zu sehr um die richtige Gesamtstrategie im Umgang mit anderen Fraktionen und der Verwaltung gerungen. Die Bildung einer „großen Koalition“ sei nach der Wahl zwar eine Option gewesen, aber nicht lange ernsthaft verfolgt worden, „weil die Schnittmengen mit der SPD zu gering waren“.
Rymann will das „vielfältige Programm“ der Gladbecker CDU in den Mittelpunkt der Fraktionsarbeit stellen, „das werden wir breit gefächert“ bearbeiten. Diese Themen, aber auch Anregungen aus der Bürgerschaft, sollen zunächst von vier Arbeitsgruppen in der Fraktion, die noch von der alten Fraktionsführung Rademacher/Enxing eingerichtet wurden, aufgegriffen und zielführend in Anträge und Anfragen Richtung Stadtverwaltung münden. Rymann einschränkend: „Es wird keine Antragsflut geben von uns, aber relevante, bewegende Themen werden aufgegriffen und verfolgt.“
CDU: Bauruine Erlenkrug ist ein „unsäglicher Zustand“
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Als Stichwort nennt der Fraktionsvorsitzende Dieter Rymann das Thema Erlenkrug. „Es ist Jahre her, dass es hier die letzten Aktivitäten der Verwaltung gab, wir haken jetzt nach und fordern endlich eine Problemlösung.“ Die Bauruine sei ein „unsäglicher Zustand“ für den Stadtteil. Auch auf die Situationen an der Problemimmobilie Steinstraße 72 und neu an der Ringeldorfer Straße werfe die CDU ein Auge. „Da geben wir uns nicht mehr mit Ausreden zufrieden.“ Man wisse, dass es keine Patentrezepte gebe, „aber die Verwaltung muss Wege aufzeigen, wie es zu einer befriedigenden Lösung für alle kommen kann“, betonte Rymann. Auch in Sachen Problemhaus Busfortshof fordere man mehr Transparenz.
Völlig einverstanden erklären sich Rymann und Wiechers mit dem Vorgehen der Stadt bei der Verlagerung der Sportstätten des SV Zweckel zur Baulandstraße im benachbarten Scholven. „Die Widerstände sind nicht tragbar und finden auch keine Mehrheit.“ Ähnlich beim Sportpark Mottbruch: „Das ist ein inzwischen schon über die Stadtgrenzen hinaus anerkanntes Projekt, das wir mittragen.“ Der Sportpark sei auch ein sozialpolitischer Meilenstein für den Stadtteil Brauck.
Bei den Themen Umwelt und Digitalisierung erwartet die CDU Initiativen der Stadt
Verbesserungen erwartet die neue CDU-Fraktionsspitze bei Entscheidungen im Rat und bei Überlegungen der Verwaltung in Sachen Digitalisierung. „Da muss jetzt endlich was kommen, etwa in der Verwaltung selbst oder in den Schulen – es dürfen nicht immer nur Nebelkerzen gezündet werden“, so Rymann. Und auch beim Thema Umwelt und Klima erwarte die CDU konkrete Initiativen. „Man sollte auch in schwierigen Zeiten mit weniger Geld gute Lösungen finden“, so Wiechers.
Apropos Finanzen: Schon bald beginne erneut das Ringen um den nächsten städtischen Haushalt, der nach Einschätzung der CDU, die dem Etat 2022 nicht zustimmte, „marode“ sei, auch wenn es einige Stabilisierungen durch die Stärkungspaktjahre gegeben habe, so Rymann. Für die kommenden Beratungen erwarte die CDU-Fraktion von der Kämmerei mehr Transparenz und Verständlichkeit.
Zur Person
Dieter Rymann (65) ist seit 2009 für die CDU im Rat der Stadt. Der Jurist war 1998 der Partei beigetreten. Der Jurist, der im Vorruhestand ist, vertritt die Rentforter CDU im Stadtrat. Der gebürtige Gladbecker lebte lange in Rentfort-Nord, wohnt aber inzwischen in Zweckel.Christoph Wiechers (36) ist seit November 2020 neu im Rat der Stadt. Der Lehrer, ebenfalls ein „Gladbecker Junge“, unterricht am Berufskolleg in Bochum-Wattenscheid. Seit 2017 gehört er der CDU an und ist für den Ortsverband Zweckel, dessen Co-Vorsitzender er ist, im Rat.