Gladbeck.. Braucker Kinderbuchautorin Heike Becker setzt sich für ein verständnisvolles Miteinander ein. Mobben und gemobbt werden betrifft schon die Allerkleinsten.
Mehr denn je ist das Thema Toleranz in all seinen Facetten wichtig in unserer Gesellschaft. Denn: „Ausgrenzung, mobben und gemobbt werden – das erleben schon die Kleinsten“, sagt Heike Becker. „Da helfen auch keine kurzfristigen Projekte, vielmehr muss man sich permanent mit dem Problem beschäftigen“, findet die Gladbecker Autorin, die sich auf vielen Ebenen für ein verständnisvolles Zusammenleben einsetzt. Mit ihrem Kinderbuch „Schnecke Maxi“, einer Tiergeschichte über erlittene Ausgrenzung, macht sie in einfachen Bildern und Worten deutlich, wie wichtig eine gleichberechtigte, nicht ausgrenzende und funktionierende Gemeinschaft ist.
Aufgewachsen ist die gebürtige Gelsenkirchenerin im tiefsten Brauck. Sie nennt es lachend „die Bronx von Gladbeck“ und sagt sehr bestimmend: „Damit identifiziere ich mich bis heute.“ Ihre zutiefst soziale Einstellung hat die 50-Jährige von ihrer Mutter übernommen und an ihre beiden Kinder weitergegeben.
Ihre Nachbarn sind Polen und Türken, als Mieter hatte sie lange Italiener. „Das gesellschaftlich Bunte, also Multikulti, ist für mich normal“, sagt sie fröhlich. Der beste Freund ihres Sohnes ist ein türkischer Junge, die Tochter hat Freundinnen mit albanischen Wurzeln. „Ich finde das gut, das ist für mich vertraut. Und meine Kinder haben deswegen nie Nachteile gehabt.“
Überhaupt Kinder. Sie sind ihr Lebensthema. „Kinder spielen für mich immer schon eine große Rolle. Es macht mir Spaß, mit ihnen zu arbeiten.“ Besonders Benachteiligte liegen der gelernten Kinderpflegerin am Herzen, die zudem in der ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuung, im Seniorenzentrum auf der Brauckstraße und der evangelischen Kirche in Gelsenkirchen im Rahmen einer Spielkeller-Betreuung tätig ist. Es ist gerade die Arbeit an der Basis, die ihr immer wieder die Augen öffnet. „Ich beobachte gerade in den letzten Jahren verstärkt, dass schon sehr junge Kinder mobben, aber auch gemobbt werden.“
Butterbrot durchs Gesicht gezogen
So schilderten Freundinnen unter Tränen die Erlebnisse ihrer Kinder. Da wurde der übergewichtige Sohn als „fette Sau“ tituliert und „in der Pause zogen ihm die Mitschüler das Butterbrot durchs Gesicht“. Eine Freundinnentochter, von Geburt an hörgeschädigt, fand partout keinen Anschluss. „Niemand wollte neben ihr sitzen, in der Pause stand sie allein auf dem Schulhof.“ Viele, so Becker weiter, sind im Kindergarten und der Schule „durch die Hölle gegangen“. Für die Brauckerin ist deshalb klar: „Der Ausgrenzung muss viel früher begegnet werden.“
Diese Erkenntnis war für sie die Initialzündung, als Autorin tätig zu werden. So entstand „Die Schnecke Maxi“. Mit einfachem Text – „verständlich selbst für die Kleinsten“ – und bunt illustrierten Bildern – „die Nichte hat die Zeichnungen angefertigt“ – erzählt sie eine Geschichte „wie sie im täglichen Leben geschehen sein könnte“. Das Buch, so zeigte sich in unzähligen Vorleserunden, regt zu Gesprächen an und bietet den Erwachsenen die Möglichkeit, mit Kindern über deren Gefühle zu sprechen. Becker: „Die Kinder sollen darüber nachdenken, wie es ist, wenn man über jemanden lacht, der anders ist und dass das keinesfalls in Ordnung ist.“