Gladbeck. Der Chef des SPD-Stadtverbandes staucht den Chef der SPD-Ratsfraktion in Gladbeck öffentlich per Pressemitteilung zurecht. Ein Kommentar.
Es ist schon bemerkenswert, wie SPD-Parteichef Bennarend seinen Parteifreund Wedekind, immerhin Chef der größten Ratsfraktion in Gladbeck, öffentlich abwatscht. Eine derartige Zurechtweisung, was immer Bennarend an Wedekind auszusetzen hat und wie berechtigt die Kritik ist, äußert man unter Parteifreunden nicht öffentlich, und schon gar nicht als Pressemitteilung. Sowas regelt man intern. Bennarend vergreift sich mit seiner Kritik an Wedekind zwar nicht im Ton, wohl aber im Stil.
Es sieht ganz danach aus, als wenn nach einem Anlass gesucht wurde, Wedekind, der im November überraschenderweise Bennarends Konkurrent um den Fraktionsvorsitz war und knapp die Nase vorn hatte, eins auszuwischen. Wedekinds möglicherweise derber Ton bei einer sowieso oft mit ungeschliffenem Zungenschlag geführten Facebook-Debatte kann allein nicht der Grund gewesen sein. Da hätte Bennarend schon bei so manch anderer Gelegenheit dazwischen grätschen können. Man denke nur an die ausfallenden Debatten-Beiträge von Sozialdemokraten bei der berühmt-berüchtigten Rolf-Schlägel-Affäre.
Bei der SPD hängt wohl der Haussegen schief
Die öffentliche Zurechtweisung hat etwas von Nachtreten, auch von Frust. Insoweit muss bei den Sozialdemokraten ganz schön was im Argen liegen und der Haussegen schief hängen. Einige Wochen wurde das durch die Harmonie-Parole der Bürgermeisterin übertüncht. Aber noch längst sind anscheinend nicht alle Genossen von den neuen Umgangsformen inner- wie überparteilich überzeugt wie es Bettina Weist wohl gern hätte.
Offensichtlich sind sich Bennarend und Wedekind grundsätzlich nicht grün. Immer deutlicher werden auch die Konturen zweier Lager in der SPD. Wenn die Sozialdemokraten nicht aufpassen, kommen sie durch Selbstbeschäftigung zur Selbstbeschädigung und geraten womöglich bei den Wählern in Misskredit. Und der neuen Bürgermeisterin erweisen sie bei ihrem Bemühen um einen neuen Politikstil einen Bärendienst.
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