Gladbeck. Das alte Bauernhaus in Wittringen, der Kotten Berger, wird kaum genutzt. Warum der Eigentümer, die Stadt Gladbeck, das Anwesen nicht saniert.

Das alte Haus dürfte kaum jemand kennen: Bergers Kotten – ein Relikt aus alten Gladbecker Dorfzeiten. Um das Gebäude, das der Stadt Gladbeck gehört, ist es nicht gut bestellt – dabei ist es ein bauhistorisches Zeugnis der Gladbecker Geschichte.

Der Kotten liegt ziemlich verborgen hinter viel Grün, fast schon im Wittringer Wald an der Gildenstraße gegenüber dem Seniorenzentrum Eduard-Michelis-Haus. Er hat eine ebenso unbekannte Adresse: Waldstraße 34. So heißt der Stichweg, der von der Fußgängerampel am Michelis-Haus in den Stadtwald führt. Meist laufen Jogger oder Spaziergänger, die auf der Marathonbahn unterwegs sind, achtlos an dem Gehöft vorbei.

Stadt Gladbeck hat ein unentgeltliches Wohnrecht in Bergers Kotten gewährt

Bergers Kotten an der Waldstraße – gegenüber dem Seniorenzentrum Michelishaus an der Gildenstraße .Er ist ein letzter Zeuge der bäuerlichen Vergangenheit Gladbecks.
Bergers Kotten an der Waldstraße – gegenüber dem Seniorenzentrum Michelishaus an der Gildenstraße .Er ist ein letzter Zeuge der bäuerlichen Vergangenheit Gladbecks. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Auf dem Grundstück und am Kotten selbst geht es meist einsam zu: Ständig bewohnt ist das Anwesen laut Stadtverwaltung nämlich nicht. Eine Nutzerin, die ein lebenslanges, unentgeltliches Wohnrecht habe, nutze das Gebäude als Ferienhaus.

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Die Stadt Gladbeck hat den Kotten laut Liegenschaftsamt 1957 gekauft und damals einem der drei bisherigen Eigentümer und dessen Tochter ein Wohnrecht auf Lebenszeit eingerichtet. Warum eine solche Lösung bei der Übernahme von Grundstück und Kotten gewählt wurde, lässt sich offenbar nach so vielen Jahren nicht mehr klären. Jedenfalls weiß die Verwaltung darauf keine Antwort.

Die Hofstelle stammt wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert

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Die Hofstelle stammt aus dem 17. oder 18. Jahrhundert – genauer kann das Amt für Immobilienwirtschaft das Alter des Bauernhauses samt Tenne nicht benennen. Auf jeden Fall ist die Hofstelle im Gladbecker Urkataster von 1823 als „Kotten Bergmann“ erfasst. Seit langem steht das kleine Anwesen, das durch einen Zaun und eine Toranlage vor dem Zutritt geschützt ist, unter Denkmalschutz.

Der Kotten ist laut Eingeständnis der Stadt „in einem schlechten Zustand“. Den Sanierungsbedarf schätzt sie auf knapp 1 Million Euro. Angesichts der unklaren Nutzungsverhältnisse übernimmt die Stadt derzeit nur die Kosten für die notwendigsten Instandhaltungen. Angesichts der hohen Sanierungskosten denke man auch über einen Verkauf nach, da eine wirtschaftliche Nutzung durch die Stadt angesichts der erforderlichen Aufwendungen nicht denkbar sei, heißt es. Um die Marktchancen bei einem Verkauf zu erhöhen, versucht die Verwaltung derzeit, die Nutzerin von einem Verzicht auf das lebenslange Wohnrecht zu überzeugen.

Fachwerkhaus abgerissen

Nicht unter Denkmalschutz stand das Fachwerkhaus an der Steinstraße 56, das vor einigen Wochen abgerissen wurde. Das Haus, das sich in Privatbesitz befand, stammte aus dem Jahr 1891 und wurde – im Schatten von Moltke 1/2 – Jahrzehnte als Bergarbeiterhaus genutzt.Der Versuch, wenigstens das Fachwerk des baufälligen Hauses zu erhalten und am Kotten Nie als Zeugnis der Gladbecker Bergbaugeschichte wieder aufzubauen, ist aus Kostengründen, so die Verwaltung, nicht zustande gekommen. Das Grundstück soll neu genutzt werden.