Gladbeck. Das „Handlungskonzept Wohnen“ empfiehlt, in Gladbeck den Wohnungsbau deutlich anzukurbeln. Was die Gutachter der Stadt im Einzelnen raten.

Der Wohnungsmarkt in Gladbeck bleibt angespannt – die Situation könnte sich in den kommenden Jahren sogar verschärfen. Das geht aus dem überarbeiteten und aktualisierten „Handlungskonzept Wohnen“ hervor, das der Politik ausführlich vorgestellt wurde. Bis zum Jahr 2035, rät die Analyse, sollten in Gladbeck möglichst mehr als 1300 neue Wohnungen entstehen, gut die Hälfte davon, so wird empfohlen, sollte als „preisgebundener Wohnraum“ (Sozialwohnungen) gebaut werden.

Ansonsten, befürchteten die Analysten, könnten vor allem junge Familien, aber auch Familien im Niedrigeinkommensbereich aus Gladbeck in die umliegenden Städte umziehen, vor allem auch, wenn es ohne Ausweitung des Wohnangebotes zu Mietpreisanstiegen in Gladbeck kommen sollte. Aktuell, so heißt es aber, seien „preisinduzierte Wegzüge“ allerdings noch eher die Seltenheit. Gladbeck gelte bislang als ein beliebter Wohnstandort, in dem ein „insgesamt gutes Preisniveau“ zu beobachten sei.

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Jährlich sollen bis 2035 in Gladbeck 85 bis 91 neue Wohnungen entstehen

Die Neubauwohnungen auf dem ehemaligen Lueg-Gelände werden mit dazu beitragen, dem Wohnraumbedarf in Gladbeck gerecht zu werden.
Die Neubauwohnungen auf dem ehemaligen Lueg-Gelände werden mit dazu beitragen, dem Wohnraumbedarf in Gladbeck gerecht zu werden. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Um die Preisstabilität zu behalten und den Herausforderungen an den Wohnungsmarkt auch angesichts einer weiter leicht steigenden Bevölkerung in Gladbeck in den nächsten Jahren zu begegnen, empfiehlt das „Handlungskonzept Wohnen“ kurzfristig (bis 2025) und mittelfristig (2026 bis 2030) jährlich 85 neue Wohnungen in Gladbeck zu schaffen, also bis Ende 2030 insgesamt 847. Langfristig (2031 bis 2035) sollen sogar jährlich 91 Wohnungen entstehen, also weitere 456 in dieser Dekade. Insgesamt sollen bis Ende 2035 etwa 1300 Wohneinheiten dazu kommen, davon übrigens etwa ein Drittel als Ein- und Zweifamilienhäuser.

Zum Vergleich: Im Jahr 2019 wurden 72 Wohnungen stadtweit fertiggestellt: 31 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, 41 als Einfamilienhaus oder als Wohnungen in Zweifamilienhäusern. Die Gutachter raten folglich, den Wohnungsbau deutlich anzukurbeln, etwa um 25 Prozent hochzufahren. Rund 700 der empfohlenen zusätzlichen 1300 Wohneinheiten sollen Sozialwohnungen sein, weil gerade „preisgebundene Wohnungen“ in den nächsten Jahren aus der Preisbindung fallen.

Der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen steigt in Gladbeck weiter an

Neuer Wohnraum entsteht auch in Zweckel – hier die Neubebauung der alten Schlägel- und Eisensiedlung.
Neuer Wohnraum entsteht auch in Zweckel – hier die Neubebauung der alten Schlägel- und Eisensiedlung. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Die Gutachter weisen zusätzlich darauf hin, dass bei der Schaffung preisgünstiger Wohnungen angesichts einer älter werdenden Stadtgesellschaft eine altersgerechte Ausstattung eine wachsende Rolle spiele. Allerdings gebe es auch eine steigende Nachfrage nach höherpreisigen, großen Wohnungen für ältere Paare. Würde dieser Markt stärker bedient, so heißt es, biete sich zusätzlich die Chance eines Generationswechsels im Einfamilienhausbestand an und damit die Ausweitung dieses Marktsegments.

Die Stadtverwaltung betonte gegenüber der Politik, „dringende Handlungserfordernisse“ zu erkennen, so Martin Stork, Abteilungsleiter beim Planungsamt im Hauptausschuss. Allerdings habe Gladbeck, eine der dichtbesiedelsten Städte, eine nur geringe Verfügbarkeit an Bauflächen. Daher sei es wichtig, neben Neubauflächen auch Nachverdichtungen in Quartieren sowie Gebäudesanierungen und Bestandssicherungen durchzuführen. Mit einem Sofortprogramm wolle man „kraftvoll loslegen“, um auch steigenden Mietpreisen entgegenzuwirken.

Die Politik will noch in verschiedenen Ausschüssen des Gladbecker Rates diskutieren

Die SPD, so Ratsherr Dustin Tix, stimme diesem Weg zu, in Gladbeck müsse man auch in Zukunft „bezahlbar wohnen können“. Grünen-Ratsherr Bernd Lehmann bezeichnete das Konzept als wichtige Basis, um den Wohnungsmarkt in Gladbeck weiterzuentwickeln.

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Auf Anregung der CDU werden sich aber, bevor das Handlungskonzept offiziell „Marschroute“ der Bauverwaltung wird, der Planungs- und Umweltausschuss, aber auch der Sozialausschuss und der Wirtschaftsförderungsausschuss noch ausführlich mit dem Thema beschäftigen.

Handlungskonzept Wohnen schon seit 2008

Das erste „Wohnungspolitische Handlungskonzept für die Stadt Gladbeck“ stammt aus dem Jahr 2008. 2016 gab es eine Fortschreibung dies Konzeptes, das seither, so das Planungsamt, eine Leitlinie für die Stadtplanung ist.Gerade in den letzten Jahren entwickelte sich der Wohnungsmarkt, so heißt, dynamisch weiter. Viele neue Wohneinheiten wurden geplant und gebaut. Auch im Bestand wurde vieles verändert.Daher sei es Zeit für eine erneute Fortschreibung gewesen, die die Stadt 2020 in Auftrag gegeben hat. Das Dortmunder Büro SSR Schulten für Stadt- und Raumentwicklung führte eine Analyse durch und gibt nun im Handlungskonzept gutachterliche Empfehlungen.