Gladbeck. Die Stadt Gladbeck steht wegen des Ukraine-Kriegs vor großen Kraftanstrengungen. Bürgermeisterin Weist erwartet auch finanzielle Belastungen.
Der Ukraine-Krieg mit seinen zahlreichen Auswirkungen sorgt für viele Aktivitäten in Gladbeck, wofür sich Bürgermeisterin Bettina Weist (SPD) im Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschuss dankbar zeigte. Das Stadtoberhaupt ließ aber auch Besorgnis erkennen, da Gladbeck vor einem „dynamischen Prozess“ stehe mit unübersehbaren Kraftanstrengungen, die zur Bewältigung notwendig seien. Auch habe die Stadt mit derzeit nicht kalkulierbaren Kosten zu rechen, so Weist, die sich über die „fassungslosen Bilder von Kriegsverbrechen im ukrainischen Butscha“ schockiert zeigte.
Weist kündigte an, dass der Rat nach Absprache im Ältestenrat in seiner Sitzung am Donnerstag (7. April) eine Resolution als „kleines Zeichen der Solidarität“ verabschieden wolle. Gleichzeitig wolle man, so die Bürgermeisterin, damit finanzielle Unterstützung bei Bund und Land einfordern. Schon jetzt gehe die finanzielle Anstrengung der Stadt für die Unterbringung der ukrainischen Flüchtlinge in den Millionenbereich.
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Gladbecks Bürgermeisterin Weist sorgt sich um die Finanzen der Stadt
„Wir gehen da in Vorleistung und dürfen nicht allein gelassen werden“, betonte die Bürgermeisterin. Völlig unklar, so Weist, seien letztlich die kompletten Auswirkungen der Krise auf die Stadtfinanzen. „Was passiert bei einem Wirtschaftseinbruch, oder bei Einstellungen der Gaslieferungen und dem möglichen Zusammenbruch von Unternehmen mit der Gewerbesteuer?“, fragte sich Weist. Auch die Stadt müsse schon jetzt höhere Energiepreise aus dem eng gestrickten Haushalt zahlen. Noch sei, so auch ein Hinweis aus dem Kommunalministerium in Düsseldorf, aber kein Nachtragshaushalt fällig.
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Inzwischen sind in Gladbeck (Stand Montagmittag) 214 geflüchtete Ukrainer in Gladbeck bekannt. 165 von ihnen seien melderechtlich, 89 zusätzlich durch die Ausländerbehörde registriert. 26 weitere Menschen kamen am Dienstag an, noch einmal 40 Ukrainer, die vor dem Krieg auf der Flucht sind, erwartet die Stadt in der nächsten Woche. Weist: „Und danach kommen jede Woche mehr, schließlich sind wir nach dem Verteilerschlüssel des Landes noch im Minus.“
Stadt Gladbeck baut ab Ende April Containterdorf für Flüchtlinge auf
Von den augenblicklich zur Verfügung stehenden Unterbringungsplätzen für 597 Menschen (allerdings für Flüchtlinge aus allen Krisengebieten) seien aktuell 108 frei, so die Bürgermeisterin. 36 Plätze stehen ab sofort im Suitbert-Haus in Brauck-Süd zur Verfügung, dort sei – in Zusammenarbeit mit der Caritas – die Renovierung und Ausstattung der Räume abgeschlossen worden. 50 weitere Flüchtlinge können nach einer Vereinbarung mit den Betreibern auch im Stadthotel an der Hochstraße untergebracht werden. Auch das Bürogebäude eines ehemaligen Firmensitzes am Wehlingsweg stehe in Kürze zur Verfügung.
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Ab Ende April wird der erste von drei Wohncontainern auf dem Festplatz aufgebaut. Stehen alle drei Riegel, inklusive Aufenthalts- und Sozialräumen sowie Spielgeräten, können dort 106 Flüchtlinge eine vorübergehende Bleibe finden. Gemietet seien die Container, so Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer zur WAZ, zunächst für ein Jahr mit Option auf Verlängerung. Die Aufbauzeit beträgt zwei bis drei Wochen. Kreuzer: „Hoffentlich haben wir die Infrastruktur auf dem Festplatz dann auch stehen. Wir kämpfen aktuell mit einer sich verschärfenden Materialknappheit in vielen Bereichen.“ Steht das „Dorf“, werde es dort, so Weist, auch Betreuungs- und Freizeitangebote geben. Geplant sei zudem, den leerstehenden Trakt des Polizeigebäudes an der Kortestraße zur Unterbringung herzurichten. Und als möglicherweise zweiter Container-Standort komme der Parkplatz Im Linnerott in Betracht – wie 2015.
16 ukrainische Kinder werden schon in Gladbecker Schulen unterrichtet
Die Bürgermeisterin wies im Ausschuss darauf hin, dass inzwischen bereits von den vielen Kindern unter den Flüchtlingen bereits neun in eine Grundschule, drei in die Hauptschule und vier auf Gymnasien gehen. Die Schulen seien, so Weist, auf die Aufnahme weiterer ukrainischer Schüler vorbereitet. In Kitas befinde sich noch kein Kind aus der Ukraine. In das „Flüchtlingscafé“ der evangelischen Flüchtlingshilfe seien zuletzt 80 Personen ins „K4“ an der Kirchstraße gekommen, berichtete die Bürgermeisterin.
Nach Kontakten zur polnischen Partnerstadt Wodzislaw werde die Stadt den Partnern in Polen Geld vom städtischen Spendenkonto überweisen, als Hilfe zur Bewältigung der Flüchtlingswelle in Polen. Helfen wolle man später auch gezielt bei Wiederaufbau in der Ukraine, betonte die Bürgermeisterin.
Lob der Bürgermeisterin
Die Arbeitsgruppe „Ehrenamt“ des Netzwerks Freiwilligenarbeit Gladbeck hat die Koordinierung, Strukturierung und Bündelung von Hilfsangeboten für ukrainische Flüchtlinge übernommen, berichtete Bürgermeisterin Bettina Weist anerkennend vor dem Hauptausschuss.Lob der Bürgermeisterin fand auch die Öffnung von Gemeindehäusern für „Brückenprojekte“ für Eltern mit Kindern aus der Ukraine. Hilfreich sei auch, dass Freizeittreffs Angebote machten und sie in einem Flyer auch in ukrainische und russisch veröffentlichten.Eine besondere Anerkennung gab es von der Bürgermeisterin für die Fluthilfe am Wehlingsweg, die erneut als Motor von Hilfssendungen, diesmal in die Ukraine, aktiv wurde.