Gladbeck.. Tödliches Unglück in Gelsenkirchen-Hassel schreckt auch Gladbecker auf. Schornsteinfegermeister Markus Augustin informiert
Kaum hatte Markus Augustin gestern Vormittag den Hörer wieder aufgelegt, klingelte das Telefon erneut: Rat und Informationen des Bezirks-Schornsteinfegermeisters sind aktuell besonders gefragt; um Dohlennester in Schornsteinen drehen sich viele Fragen. Anlass: Eine 20-Jährige ist am Dienstag in Gelsenkirchen-Hassel durch eine Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Ausgelöst hat das Unglück ein Dohlennest, das den Schornstein verstopfte – so etwas schreckt die Menschen auf. Experte Augustin berichtet: „Gerade hat ein Kunde angerufen; ich fahre gleich zu ihm und bringe dort ein Dohlengitter an. Das wird einfach oben aufgesetzt und kostet 80 Euro.“
Schutzgitter und CO-Warner
Diese Vorrichtung verhindert, dass die Vögel in einen Kamin eindringen, dort ihre Nester bauen. Ist der Schornstein nämlich dicht, kann das gefährliche Kohlenmonoxid nicht entweichen, es kann in die Wohnräume ziehen. Das Tückische: „Man sieht es nicht, man spürt es nicht, man riecht es nicht.“ Aber das Atemgift mache müde. Genau diese Eigenschaften des Gases wurden der 20-Jährigen zum Verhängnis.
Kein Einzelfall, so Augustin, „jeden Winter hört man davon.“ Der Fachmann erklärt: „Es sind hierzulande ausschließlich Dohlen, die in Schornsteinen Nester bauen. Bei den Vögeln handelt es sich um Höhlenbrüter, die sich eigentlich hohle Baumstämme zum Nisten suchen.“ Oder eben Schornsteine. Die Rabenvögel mit dem schwarzen Gefieder platzieren sie nicht – wie beispielsweise Störche – auf einer Esse, sondern darin – dem menschlichen Auge in der Regel verborgen.
„Ich entferne im Jahr 20, 30, 40 Nester aus Kaminen“, sagt Markus Augustin. Schornsteinfeger entdecken diese aus Zweigen gebauten Fremdkörper, die bis zu einem Meter hoch werden können, bei Routine-Kontrollen. Diese seien gesetzlich vorgeschrieben, so Augustin – „und sie gelten seit dem 1. Januar 2010 im gesamten Bundesgebiet, von Bad Reichenhall bis Flensburg.“ Er erläutert: „Eine herkömmliche Gasheizung wird einmal im Jahr kontrolliert, eine Brennwertheizung einmal in zwei Jahren und ein neues Gerät alle drei Jahre.“
Ob er eine gesetzliche Vorschrift zur Anbringung von Dohlengittern befürworte? Augustin: „Das wäre wünschenswert, aber es gibt dafür noch keinen Gesetzesvorschlag.“ Man sollte sagen: „Bei jeder neuen Anlage muss ein Dohlenschutz angebracht werden.“ Rauchmelder reagieren nicht auf Kohlenmonoxid, doch es sind spezielle Geräte auf dem Markt. Was hält Augustin von CO-Warnern? Sollen Hausbewohner sie installieren? Die Antwort kommt prompt: „Sofort! Ein gutes Gerät kostet 50 Euro.“ Eine Ausgabe, die Leben retten kann.