Gladbeck.


Runter von den hohen Umlagen der Städte an die Vestische Straßenbahn GmbH. Dass die Kommunen im Kreis allein im vergangenen Jahr 22 Millionen zur Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Region zuschießen mussten, „darüber wird man reden müssen“, sagt Dorstens Bürgermeister Lambert Lütkenhorst. Und er ahnt: „Das wird Streit geben.“ Denn reden will er in der Bürgermeister-Konferenz des Kreises.

Zumindest in einem Punkt will Cay Süberkrüb nicht mit sich reden lassen. „Ich führe keine Privatisierungsdebatte“, sagt der Landrat und Aufsichtsratsvorsitzende der Vestischen. Genau das vermutet er hinter den Dorstener Vergleichen der Vestischen mit dem im Kreis Wesel tätigen Unternehmen Niag. Mit dem sind die Städte und Gemeinden in Wesel eine so genannte Public-Private-Partnership eingegangen, und zahlen seither keine ÖPNV-Umlage mehr.

Die Vestische



Etwa 1000 Beschäftigte hat die Vestische Straßenbahn AG, 650 von ihnen sind als Busfahrer tätig. In den Depots des Unternehmens in Herten und Bottrop stehen insgesamt 224 Busse.

Ein Viertel der Beförderungsmenge wird von privaten Busunternehmen übernommen. Ein größerer Anteil komme nicht in Frage, so Aufsichtsratsvorsitzender und Landrat Cay Süberkrüb.

Gleichwohl räumt Süberkrüb Gesprächsbedarf ein. „Wir werden mit den Städten über die Leistungen der Vestischen sprechen müssen." Die Kernfrage dabei lautet: Wie viel öffentlichen Nahverkehr in welcher Güte wollen wir haben?

Standpunkt der Vestischen ist, das jetzige Angebot sei kaum günstiger zu gestalten: „Wir müssen keinen Vergleich scheuen und gehören zu den wirtschaftlichsten Unternehmen im Bereich des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr“, sagt Sprecher Norbert Konegen. Die Kritik, das Unternehmen sei zum Beispiel mit zu teuren Bussen unterwegs, lasse er nicht gelten. Niederflurtechnik, Überwachungskameras oder Klimaanlagen seien von Politik und Kunden gewünscht. Gekauft werde im Verbund mit anderen Unternehmen, was Rabatte möglich mache, und nach öffentlicher Ausschreibung.

Auch die Personalkosten seien scharf kalkuliert. Das Anfangstarifgehalt eines Busfahrers etwa liege bei gerade 2063 Euro brutto im Monat. Zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze hätten die Fahrer schon Abstriche gemacht. Einsparungen könne das Angebotsspektrum bringen. So wird seit geraumer Zeit über das Spätverkehrsnetz diskutiert, das könnte womöglich mittelfristig ausgedünnt werden.

Überhaupt sind Strecken ein Thema. Die besonders wirtschaftlichen tragen sich zu mehr als 100 Prozent, bei anderen liegt der Kostendeckungsbeitrag bei 30 Prozent oder weniger. „Darüber müssen wir reden“, sagt Landrat Süberkrüb, der Entscheidungen aber von einem „großen Einvernehmen mit den Städten“ abhängig macht.