Gladbeck. Extreme Niederschläge in der Region nehmen zu. Das Kanalnetz im Stadtgebiet wird kontinuierlich erneuert. Die Errichtung von Regensammlern in Neubaugebieten ist Standard. Bürger können sich über private Schutzmaßnahmen beim Ingenieuramt informieren



Der Klimawandel in der Emscher-Lippe-Region ist bereits heute messbar. „Die mittleren Jahresniederschläge zeigen einen deutlichen Anstieg, und kleinere Starkregenereignisse treten häufiger auf.“ Zu diesem Ergebnis kommt das regionale Netzwerk und Modellprojekt „Dynaklim“, das die dynamische Anpassung regionaler Planungs- und Entwicklungsprozesse an die Auswirkungen des Klimawandels in der Emscher-Lippe-Region zum Ziel hat. „Die Gefahr, dass Ihre Wohnung oder Ihr Haus durch Hochwasser oder Sturm beschädigt werden, ist mittlerweile doppelt so hoch wie ein Schaden durch Feuer“, wirbt die Sparkasse Gladbeck im Internet für ihren Versicherungsschutz. Laut Dynaklim-Statistik muss auch in Gladbeck allein an fünf Tagen im Jahr mit markanten Regenfällen von mehr als 20 Millimetern pro Stunde und Quadratmeter gerechnet werden. „Wir haben das im Blick und unser Kanalnetz ist darauf ausgelegt, dass es solche Regenfälle gut verkraftet“, beruhigt Sabine Brinkmann, Leiterin des Ingenieuramtes der Stadt.

Das von NRW-Bauminister Michael Groschek angekündigte Schutzprogramm, um die Städte in NRW unwettersicherer zu machen, sei zu begrüßen, auch wenn Gladbeck keinen akuten Bedarf habe.

Jüngstes Beispiel ist das Unwetter mit Starkregen am 20. Juli, das zu heftigen Überschwemmungen in Münster führte. „Dort sind aber auch mehr als 200 Millimeter Regen gefallen; in Gladbeck im Vergleich „nur“ bis zu 25 Millimeter, die problemlos abliefen“, so die Fachfrau. Der Fall Münster verdeutliche, „dass es keinen 100 prozentigen Schutz gegen außergewöhnliche Wetterereignisse gibt, denn so groß kann man kein Kanalnetz sinnvoll ausbauen“.

Natürlich gebe es in jeder Stadt, auch in Gladbeck neuralgische Punkte, die man im Blick haben müsse. Beispielsweise Senken, wie die der Unterführung an der Konrad-Adenauer-Allee. Hier müsse noch sorgfältiger darauf geachtet werden, dass die Abflüsse frei sind.

Um den sich hier konzentrierenden Wassermengen bei Unwetter Kapazitäten zur Entlastung des Kanalnetzes zu bieten, seien zudem in der Vergangenheit etliche Sammler und Rückhaltebecken in den Untergrund eingebaut worden. Rund 210 Kilometer ist das Gladbecker Kanalnetz lang, mit etwa 7800 Gullys, durch die das Regenwasser abfließt. Kanäle, teils mehr als 60 Jahre alt wie die darüber herlaufenden Straßen, werden kontinuierlich auf ‘moderne’ Durchmesser von 40 Zentimetern erneuert; Hauptsammelrohre haben sogar einen Durchmesser von bis zu 1,60 Metern. Sabine Brinkmann: „Wenn wir neue Wohngebiete erschließen wird die Flächenversiegelung in der Gesamtplanung berücksichtigt und wie zum Beispiel am Wielandgarten auch ein Regenrückhaltebecken gebaut.“


Hochwasserschutz auch durch Renaturierung

Für den Hochwasserschutz der Bäche und Flüsse im Stadtgebiet ist zum Großteil die Emschergenossenschaft zuständig, die Pumpwerke und Rückhaltebecken wie an der Boy (Foto) unterhält, um auch anschwellende Pegel ausgleichen und abfedern zu können.






Die einst stark kanalisierte Flusslandschaft in der Region wurde und wird derzeit umgekrempelt und mit Ausuferungsmöglichkeiten renaturiert wie am Gladbecker Hahnenbach, wodurch das Hochwasserschutzsystem weiter entlastet wird.

Vor dem Wohnhaus kann jeder Bürger im akuten Fall selbst mit wenigen Handgriffen dazu beitragen, dass Regenwasser ungehindert abfließt, falls Laub den Gully versperren sollte. Um für extreme Unwetterereignisse mit Starkregen gewappnet zu sein, sollten Hauseigentümer generell im privaten Entwässerungssystem vorbeugen. Schon einfache Rückstauklappen im Hausabfluss verhindern, dass bei vollgelaufenen Kanalnetz das Wasser in Hauskeller drückt und Schäden verursacht.

„Wir stehen den Bürgern dazu gerne mit Rat zur Seite“, unterstreicht Sabine Brinkmann vom Ingenieuramt, „mit unserem Regenwasser-Infotelefon: 99 25-07.“