Gladbeck. Wittringer Ritter stürmen zur Weiberfastnacht das Rathaus. Narren fahren schweres Gerät auf. Eine Baggerschaufel macht den Weg frei.

Gladbeck Helau! Narren des KC Wittringer Ritter haben zur Weiberfastnacht das Rathaus gestürmt. Um 11.11 Uhr forderte Prinzessin Tine I. Einlass in das mit Eisentor verriegelte und vom Schützenverein Mitte mit Konfettikanonen verteidigte Rathaus. Mit Unterstützung vieler Narren und dem Einsatz eines Baggers eroberte sie schließlich die Machtzentrale. Bürgermeister Ulrich Roland kapitulierte angesichts des schweren Geräts, überreichte den Rathausschlüssel und ließ die rund 500 Karnevalisten gewähren.

Ein jecker Aufmarsch zog mit Musik durch die Innenstadt  vor das Rathaus.
Ein jecker Aufmarsch zog mit Musik durch die Innenstadt vor das Rathaus. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning


Ein Zug des Prinzenpaares und seiner Gefolgschaft hatte schon in der Stadt zuvor lautstark auf sich aufmerksam gemacht und Unterstützer für den Rathaussturm gesammelt. Begleitet von einem Spielmannszug zogen die Jecken vor das Rathaus, wo sie der Bürgermeister auf dem Balkon schon wehrhaft erwartete. Nach ersten Verhandlungen mit Tine I. blieb das Tor der Stadtzentrale eisern verschlossen. Roland und seine Unterstützter aus der Stadtverwaltung sowie des Schützenvereins Gladbeck-Mitte verteidigten den Zugang mit Rosen-Würfen und Konfetti-Kanonen-Schüssen in die Menge.

Bürgermeister Roland lehnt das vorzeitige Rentenangebot tapfer ab

Auch das verlockende Angebot von Tine I., sie übernehme das Rathaus und der Bürgermeister könne schon vorzeitig in Rente gehen, lehnte der erste Bürger der Stadt tapfer ab. Er provozierte stattdessen mit jeckem Gegenangebot: „Wir haben für euch das Stellwerk Zweckel reserviert. Das könnt ihr gerne einnehmen“.

Prinz Volker I. unterstützte seine Gemahlin und sammelte fleißig närrische Unterstützer für den Rathaussturm.
Prinz Volker I. unterstützte seine Gemahlin und sammelte fleißig närrische Unterstützer für den Rathaussturm. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning


Die so weiter gereizten närrischen Weiber um Prinzessin Tine fuhren prompt größeres „Geschütz“ auf. „Bodo, ich brauche Hilfe!“, rief die Tollität über den Willy-Brandt-Platz. Bodo, seines Zeichens Baggerfahrer, rollte sodann unter großem Jubel der Anwesenden mit seinem schweren Gefährt vor das Rathaus-Portal. Roland, die Schützenbrüder und unterstützende Schornsteinfeger-Gilde staunten nicht schlecht, als sich ihnen Bodos mächtige Baggerschaufel über dem Rathaustor entgegen reckte. „Das Rathaus ist jetzt schon über 100 Jahre alt, ich finde, da kann schon mal der Bagger anrücken“, drohte die Prinzessin.

Auch ein närrisches As im Ärmel kann den Rathaussturm nicht verhindern

So ganz wollte der jecke Uli sein Rathaustor jedoch nicht freigeben und er hatte ein närrisches As im Ärmel: Ein Zahlenschloss, das Tine und ihre Unterstützerinnen von der Einnahme abhielt. Die Kombination, das Gründungsjahr des Schützenvereins Mitte, war jedoch schnell gefunden und dem Bürgermeister blieb nur noch übrig, unter dem Jubel der Jecken und Konfetti-Regen seine Kapitulation auszurufen: „Wir ergeben uns!“.

„Tine hat uns mit Bodo und dem Bagger wirklich überrascht. Auch der Bürgermeister war geplättet und hat entsprechend schnell die Tore geöffnet“, fand Heike Walter, Pressesprecherin der Wittringer Ritter. „Man muss sich ja auch jedes Jahr was neues einfallen lassen“, stimmte Dieter Janßen, Adjutant des Prinzenpaares, angesichts dieses ungewöhnlichen Hilfsmittels zu.

Als Entschädigung verteilt Prinzessin Tine I. Sessionsorden an ihre jeck unterlegenen Gegner

Prinzessin Tine hat es geschafft und hält den eroberten Rathausschlüssel stolz in Händen.
Prinzessin Tine hat es geschafft und hält den eroberten Rathausschlüssel stolz in Händen. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning


Prinzessin Tine I. und die Wittringer Ritter verliehen Roland und Vertretern der Stadt als Entschädigung Prinzen- und Sessionsorden. Darunter auch Landtagsmitglied Michael Hübner, dem der KCWR schon karnevalistische Grüße nach Düsseldorf überbracht hatte. „Im Landtag hat er noch gesagt, ‘Tine, ich stehe auf deiner Seite, ich lass euch rein’. Davon hab ich jetzt nichts gesehen“, konnte sich die Prinzessin einen närrischen Seitenhieb nicht verkneifen.

Die vielen Jecken, die auch ohne Hübners und dafür mit Bodos Unterstützung erfolgreich waren, feierten die Einnahme des Rathauses ausgelassen im Foyer - dreifaches Helau und viele Bützchen inklusive.