Gladbeck.
Wenn man von Grünröcken spricht, weiß jeder, es geht um Schützen. Denn tatsächlich halten die meisten Vereine an der traditionellen Kleidung fest. Von modernen Trends keine Spur, das verraten zwei Schützinnen im Vorfeld des Westfälischen Schützentages am Wochenende.
„Es gibt viele Vereine, wo Frauen bei den Auszügen mitlaufen. Bei uns im Schützenkreis ist das seit Mitte der 80er Jahre so. Und seitdem erst haben auch die Frauen eine Kluft“, erklärt Susanne Bohlenz von den Schützen im benachbarten Bülse. Als modern gelte schon, wenn die Frauen auch Jacken und Hosen tragen. „Wir sind da aber konservativ und sagen, wir wollen alle gleich aussehen und tragen weiße Faltenröcke, weiße Bluse und die grüne Schützenweste.“
Schützenröcke für 40 Euro
Die Traditionskleidung kaufen die meisten Damen, wie auch die Herren, über Kataloge oder im Internet. Und da kommen die Frauen beim Shoppen besser weg, als die Männer. „Weil für die Männer ja noch die Hüte dazu kommen“, weiß Petra Meister, Kompaniekönigin der Westerholter Schützen.
Schützenröcke seien ab 40 € zu bekommen, die Westen allerdings schlagen mit rund 60 € zu Buche. „Wirklich teuer sind eigentlich nur die Kleider der Schützenkönigin. Trotzdem träumt natürlich jede Frau davon, Königin zu werden.“
Und dann gebe es da noch eine Variante, über die nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen werde. „Wir haben eine tolle Gemeinschaft unter den Schützen. Da werden die Kleider nach der Amtszeit schon mal weiter gegeben.“ Natürlich nicht in der Nachbarschaft, sondern in Vereine, ein paar Städte weiter. „Zugeben würde das keiner“, schmunzelt Petra Meister. Daneben gibt es mittlerweile mehrere Online-Portale, auf welchen einstige Majestäten ihre gebrauchten Kleider zum Kauf anbieten. Und das schon ab zwanzig Euro.
Beide Frauen bestätigen, moderne Varianten der Schützenkluft gebe es nicht. Kein Vergleich mit der Dirndl-Mode, die sich jedes Jahr neu erfindet.
Bestickte Vereins-Shirts
„Die Alternative sind höchstens mal bestickte Vereins-Shirts. Die trägt man aber nicht zu offiziellen Anlässen“, so Bohlenz. Selten mal geben sich die Frauen eine besondere Note. „Die Polsumer Frauen haben Samtwesten mit gestickten Blümchen. Das sieht toll aus“, findet Petra Meister.
Ein Problem haben beide mit der Schützenmode aber nicht. „Dem Anlass entsprechend trage ich die Schützentracht sehr gerne. Ich habe dabei auch nicht das Gefühl, mich zu verkleiden. Das tue ich an Karneval“, so Petra Meister. „Aber so würdigt man eben die Tradition.“ Ähnlich sieht das auch Susanne Bohlenz, Geschäftsführerin der Bülser Schützen. „Eine Tracht hat ja gerade den Sinn, eine Tradition weiter zu führen.“