Gladbeck. 2G im Einzelhandel steht vor dem Aus. Händler in Gladbeck sehen in der nun noch nötigen Stichprobenkontrolle jetzt schon ein Ende der Regel.
Das Aus der 2G-Regel im Einzelhandel soll nach Ankündigung von Ministerpräsident Hendrik Wüst voraussichtlich am 16. Februar beschlossen werden, Händler in Gladbeck sprechen aber schon jetzt von einem Ende der Kontrollpflicht. Denn: Wie genau die seit Mittwoch geltenden stichprobenartigen Kontrollen aussehen sollen, ist nicht geregelt. „Wir machen mehr oder minder kaum noch Kontrollen“, sagt etwa Stephan Ignatzy, Inhaber des Modegeschäfts Stil Vest.
Schließlich gebe es keine Definition von „Stichprobe“. „In der Praxis ist die Regel daher eigentlich aufgehoben, da es juristisch nicht greifbar ist.“ Das sieht auch Georg Hahne, Vorsitzender des Gladbecker Einzelhandels, so: „Durch die Stichprobe haben wir im Grunde jetzt schon ein Ende von 2G.“ Bis Dienstag habe er noch jeden Kunden auf einen Impf- oder Genesenen-Nachweis kontrolliert. Jetzt aber schaue er nur noch sporadisch drauf. „Bis zum 16. Februar sind es nur noch ein paar Tage, da müssen wir jetzt nicht päpstlicher sein als der Papst.“
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Einzelhandelsvorsitzender hält FFP2-Maskenpflicht für die sinnvollere Regel
Den Mehrwert der 2G-Regel habe er ohnehin nie verstanden. „Wieso kann man sich beim Buchhändler nicht anstecken, beim Juwelier aber schon?“, fragt er und spielt damit darauf an, dass in bestimmten Geschäften, wie etwa beim Buchhändler, kein 2G gilt. „Die FFP2-Maskenpflicht halte ich für viel sinnvoller.“ Die gelte überall, und man schütze sich und andere vor einer Infektion.
Stephan Ignatzy kann ein Ende der Beschränkungen nicht schnell genug kommen. „Im vergangenen Jahr zwischen Juli und Oktober waren die Umsätze gut, mit Auftreten von Omikron und den entsprechenden Maßnahmen brach das Geschäft ab November wieder ein. Bis heute hat es sich nicht nachhaltig erholt.“ Seine Umsätze seien um bis zu zehn Prozent im Vergleich zu Zeiten vor Corona zurückgegangen. „Das ist noch relativ gut, andere aus der Branche hat es härter getroffen.“ Er aber sei Optimist, für den Frühling und Sommer habe er viel Ware eingekauft. „Ich bin massiv in die Offensive gegangen, da ich einen positiven Frühling und Sommer erwarte.“
Shoppingbändchen wären überflüssig
Um den Händlern die Kontrolle der 2G-Regel zu erleichtern, kamen in Gladbeck zuletzt Shoppingbändchen zum Einsatz. Wer eines trägt, hat einmalig nachgewiesen, geimpft oder genesen zu sein – und kann an diesem Tag weitere Läden aufsuchen ohne erneute Kontrolle. 70.000 2G-Bändchen hatte die städtische Wirtschaftsförderung zu Beginn der mit der Werbegemeinschaft initiierten Aktion geordert. „Jetzt sind noch rund 15.000 Stück da. Damit kommen wir sicherlich noch eine Zeit lang hin“, so Stadtsprecher David Hennig. Mit dem wahrscheinlichen Aus der Regel werden sie künftig dann ohnehin überflüssig sein.
Sorge aufgrund der aktuell sehr hohen Infektionszahlen
Nicht ganz so glücklich wie die Einzelhändler ist etwa Christa Bauer (SPD), Vorsitzende des Wirtschaftsförderungsausschusses. „In meiner Brust schlagen zwei Herzen.“ Einerseits wünsche sie sich für die Händler, dass die Auflagen, die mit viel Mehrarbeit verbunden waren, gelockert werden und der Handel so wieder entlastet wird. Andererseits habe sie die derzeit hohen Infektionszahlen im Blick. „Ich halte viel von Vorsicht und Zurückhaltung.“ Wenn Erleichterungen vertretbar seien, sei sie dabei. Im Moment jedoch sei es dafür noch zu früh.
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Hausarzt Dr. Gregor Nagel, Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes, spricht von einer Güterabwägung, die die Politik vornehmen müsse. Dass mit der Aufhebung der 2G-Regel im Einzelhandel möglicherweise weitere Fallzahlen in Kauf genommen werden, sei eine Güterabwägung zwischen der Summe der Erkrankungen, der Schwere der Verläufe und der Interessen des Einzelhandels. „Im Moment scheint es so, als seien die Verläufe leichter“, so der Mediziner.