Gladbeck.. Die Katholische Stadtkirche schrumpft jährlich um 400 Gläubige. Pfarreichef Müller freut sich aber über stabile Zahlen bei Taufen und Firmungen.


„Da verstetigt sich ein Trend“, kommentiert Propst André Müller, Pfarrer der katholischen Großpfarrei St. Lamberti, die neuerliche Verringerung der Katholikenzahl von 27 818 Ende 2015 auf 27 413 Ende des vergangenen Jahres. „Wir werden definitiv nicht mehr.“

Jahr für Jahr, das lasse sich aus der jüngsten Statistik 2016 herauslesen, verliere die katholische Kirche in Gladbeck rund 400 Gläubige. Allerdings habe sich der Trend auch nicht verschärft – trotz der teils heftigen Kritik, die in den vergangenen zwei Jahren an der Umstrukturierung und Neuausrichtung der katholischen Stadtkirche geäußert wurde.

Drei Ursachen sieht Propst Müller für den Negativtrend

Propst André Müller: Neue Zahlen sind kein Grund zur Euphorie.
Propst André Müller: Neue Zahlen sind kein Grund zur Euphorie. © Oliver Mengedoht | Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Se






Drei Ursachen hat Müller für den Negativtrend ausgemacht: Austritte, einen Sterbeüberschuss und Wegzüge. Alle drei Bereiche wirkten sich in etwa zu einem Drittel auf das Gesamtminus aus, so Propst Müller.

Überhaupt unterliege die katholische Kirche dem demographischen Wandel. Inzwischen seien nur noch 37 Prozent der Gladbecker katholischen Glaubens. Müller: „Wir entfernen uns von einer Volkskirche hin zu einer markanten Gruppe in der Stadt.“

Es gibt auch positive Zeichen in der Statistik

Drei Dinge stimmen Propst Müller aber ein wenig positiv: Stabile Zahlen bei Taufen, Kommunionen, Firmungen und Trauungen, die in Gladbeck über dem Durchschnitt im Bistum liegen. „Das ist eine Bank.“ Vor allem im Vergleich mit den Großstädten sei die Situation in der Stadtkirche Gladbeck, einer Mittelstadt, noch besonders gut.

Das spiegelt sich auch bei den Gottesdienstbesuchen wider: Auch hier liegt die Großpfarrei Gladbeck mit 10,5 Prozent der Gläubigen, die den sonntäglichen Gottesdienst besuchen, über dem Bistumsdurchschnitt von 8,49 Prozent. Müller schlussfolgert: „Die Kirche und der Gottesdienstbesuch gehören nach wie vor bei vielen Gladbeckern zum Familienleben dazu.“

Es wird unmittelbar keine Schnellschüsse geben

Dennoch sei die Gesamtentwicklung, so der Pfarreichef, besorgniserregend, und es bestehe trotz einiger positiver Zahlen „zu euphorischer Stimmung kein Anlass.“ Deshalb müsse man mittel- bis langfristig über Konsequenzen nachdenken.

Mit sechs Gemeinden und acht Kirchenstandorten sei die Großpfarrei im Bistumsvergleich „weit im oberen Zahlenbereich“ aufgestellt, so Propst Müller. „Es wird unmittelbar keine Schnellschüsse geben, aber man muss auch über die Anzahl der Gottesdienste nachdenken.“ Es gehe nicht nur um Quantität, sondern auch um Qualität.