Gladbeck / Recklinghausen. Eine Erzieherin aus Marl ist erkrankt. Das Untersuchungsergebnis ist noch nicht eindeutig. Die Kita ist vorsorglich geschlossen worden.
Der Kreis Recklinghausen hat am Mittwochnachmittag den ersten „schwach positiv“ Coronavirus-Fall gemeldet. „Das Ergebnis ist noch nicht eindeutig, so Svenja Küchmeister von der Presseabteilung im Kreishaus. Das Gesundheitsamt habe bereits einen zusätzlichen Test durchführen lassen, das Ergebnis soll am Donnerstag vorliegen. Bei der betroffenen Person handelt es sich um eine Erzieherin aus einer städtischen Kindertagesstätte in Marl.
Darum habe das Gesundheitsamt vorsorglich „und bis zum Vorliegen der endgültigen Ergebnisse die Kita Max-Reger-Straße in Hüls-Süd geschlossen und für alle Kinder und die dort Beschäftigten häusliche Isolierung angeordnet“, so Svenja Küchmeister. Das Gesundheitsamt nimmt jetzt Kontakt zu den Eltern und den Beschäftigten auf, weitere Kontaktpersonen werden zurzeit ermittelt. Die Erzieherin war nur leicht erkrankt, sie habe inzwischen keinerlei Symptome mehr. Über den weiteren Sachstand wollen Kreis- und Stadtverwaltung am Donnerstag informieren.
Die Verunsicherung der Gladbecker Bevölkerung hält an
Durch Hamsterkäufe geleerte Regale in Supermärkten und Drogeriemärkten im Stadtgebiet sind Indikatoren dafür, dass die Sorge und Verunsicherung auch der Gladbecker Bevölkerung in Sachen Coronavirus anhält. Kein Gladbecker Bürger müsse sich sorgen, „bei Erkrankung und angeordneter häuslicher Quarantäne zu verhungern, weil er keine Angehörigen oder Kontakte zu Nachbarn hat, die Lebensmitteln besorgen können“, unterstreicht Christiane Schmidt vom Presseamt der Stadt. Die Behörden würden in diesem Falle dafür sorgen, „dass eine Versorgung sichergestellt wird“.
Am Mittwochvormittag hatten dem Gesundheitsamt des Kreises Recklinghausen fünf noch zu klärende Verdachtsmeldungen isolierter Erkrankter vorgelegen. Das Untersuchungsergebnis eines Patientenabstriches erhalte die Behörde nach einem bis drei Tagen, „je nachdem, wie stark die zugelassenen Labore in der Region gerade ausgelastet sind“, so Kreissprecher Jochem Manz. Er erinnert daran, dass auch die ,normale’ Grippe meldepflichtig sei. An dieser seien seit Jahresbeginn kreisweit bereits „rund 600 Menschen erkrankt“.
Die IHK hat in der Region 500 Unternehmen zu Corona-Auswirkungen angeschrieben
Die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen hat jetzt 500 ausgewählten Unternehmen im Bezirk, davon 150 im Emscher-Lippe-Raum, einen umfangreichen Fragenkatalog zugeschickt. Mit der Bitte um Beantwortung, ob und wie die Wirtschaft die Corona-Folgen spürt. Erfragt werden Einschätzungen zu geschäftlichen Auswirkungen, logistischen Folgen für Lieferketten, zu möglichen Liquiditätsengpässen oder auch zu Schutzmaßnahmen. Ferner wird abgefragt, was sich die Unternehmen von Behörden und von der Bundesregierung in der aktuellen Situation wünschten. „Mit Ergebnissen rechnen wir kommende Woche“, so Jochen Grütters, Leiter des IHK-Standorts Emscher-Lippe.
„Wir verzeichnen täglich eine zunehmende Anzahl Anfragen“, hat Grütters festgestellt. Unternehmen wollen wissen, wie Vorsorgemaßnahmen aussehen könnten, unter welchen Voraussetzungen Arbeitnehmer zu Hause bleiben sollten oder müssen und wie beispielsweise mit Auszubildenden umgegangen werden solle, wenn Berufsschulen geschlossen werden sollten, zählt Grütters aktuelle Beispiele auf. Bislang, schätzt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer, seien die Corona-Folgen für die Wirtschaft überschaubar. „Aber es trifft natürlich bereits Caterer, wenn jetzt Großveranstaltungen abgesagt werden, aber schon Lebensmittel eingekauft und Personal eingeplant wurde.“ Informationen und Links zu unternehmerischen und rechtlichen Problemen im Zusammenhang mit der landesweit steigenden Zahl von Corona-Infektionen hat die IHK auf ihrer Homepage zusammengestellt (ihk-nordwestfalen.de).
Die Banken haben bereits Notfallpläne aufgestellt
Wie das produzierende Gewerbe haben auch die Geldinstitute Notfallpläne aufgestellt. Das gelte nicht nur für Finanzkrisen oder Havarien, sondern auch für Pandemien, sagt Wilhelm Uhlenbruch, Pressesprecher der Volksbank Ruhr Mitte. Entsprechend sei auch die Belegschaft in Corona-Zeiten vorbereitet – auch durch die üblichen Verhaltensregeln und Hygienevorschriften, die „selbstverständlich“ in der aktuellen Situation noch einmal kommuniziert worden seien. „Am Ende lebt ein Plan davon, dass die Menschen auch wissen, was sie zu tun haben“, findet Uhlenbruch. Sollten Teilbereiche des Geschäftsbetriebs aufgrund erkrankter Mitarbeiter vorübergehend stillgelegt werden müssen, „haben wir Ausweichmöglichkeiten. Wir haben ja ein Filialnetz.“
Bei der Sparkasse Gladbeck hat der Arbeitssicherheitsausschuss getagt. „Wir haben dabei unsere nach der Schweinegrippe 2009 von unserem Betriebsarzt geforderte und via Notfallhandbuch ausgearbeitete betriebliche Pandemieplanung überprüft und aktualisiert, so der Leiter des Ausschusses, André Smeets. Diese umfasse interne wie auch externe Maßnahmen, „etwa zu überprüfen, inwieweit die Bargeldversorgung durch die Bundesbank sichergestellt wird“. An die 180 Sparkassen-Mitarbeiter seien Merkblätter mit den zehn wichtigsten Hygieneregeln zugeteilt worden. Der Reinigungsdienstleister für die Sparkassengebäude wurde angewiesen, Türdrücker, Aufzugbedienfelder und Geldautomatentastaturen häufiger zu desinfizieren als sonst üblich. Intern habe man zudem durchgespielt, welche Maßnahmen im Krisenfall notwendig und möglich sind, „um die Schlüsselfunktionen zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes sicher zu stellen“. Die könne auch beinhalten, dass eine komplette Geschäftsstelle in einem Stadtteil geschlossen werden müsse. Dank moderner EDV sei das aber kein Problem, „da alle Bankleistungen für die Kunden über jede der fünf Gladbecker Geschäftsstellen erbracht werden können“.
Bislang sieht der Kreis noch keine Veranlassung, große Veranstaltungen abzusagen
Im Kreishaus bewerte die Vorbereitungsgruppe Coronavirus täglich die aktuelle Lage, so Jochem Manz. Mit den Krankenhäusern und Ordnungsbehörden der Städte im Kreis seien koordinierende Vorgespräche geführt worden. Dabei wurde auch der Umgang mit größeren geplanten Veranstaltungen, etwa eines Konzertes in der Gladbecker Stadthalle, angesprochen. Manz: „Bislang sehen wir noch keine Veranlassung, diese abzusagen“.