gladbeck.. Jugendliche rauchen seltener als vor einigen Jahren. Das Gesundheitsbewusstsein ist gestiegen. Das Smartphone gilt nun als Sinnbild für Coolness.
Immer weniger Jugendliche rauchen. Das beobachten sowohl Schulleiter als auch Ärzte. Damit liegt Gladbeck im bundesweiten Trend: Griffen 2001 noch 27,5 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen zur Zigarette, waren es im vergangenen Jahr noch 7,4 Prozent. Das geht aus aktuellen Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hervor.
„Wir haben Raucher bei uns an der Schule“, sagt Hans-Christoph Pocha, Direktor des Ratsgymnasiums. Aber: „Die sind deutlich weniger geworden.“ „Rauchen wird in der Gesellschaft heute weniger toleriert als noch vor ein paar Jahren“, ist sich Wilfried Bialik sicher. Auch der Geschäftsführer der Freien Waldorfschule beobachtet unter seinen Schülern, dass immer weniger rauchen. Seit zehn Jahren ist Bialik Lehrer an der Gladbecker Waldorfschule, seitdem habe sich das Bild „deutlich gewandelt“. Konferenzen aufgrund von Problemen mit rauchenden Schülern gebe es nicht mehr.
Aufklärung im Unterricht
„Was die Schüler in ihrer Freizeit machen, weiß ich natürlich nicht“, sagt Bialik. Von den etwas über 100 Schülern, die die 11., 12. und 13. Klasse der Waldorfschule besuchen, rauchten höchstens zwei Hände voll, schätzt er. „Es sind relativ wenige.“ Aufklärung wird dort in den Unterricht integriert, an Kampagnen wie „Be smart – don’t start“ nimmt die Schule nicht teil. „Wir halten persönliche Gespräche für sinnvoller als aufgesetzte Aktionen“, sagt Bialik.
Dass die Zahl der Raucher abnimmt, beobachtet Dr. Gregor Nagel auch in seiner Praxis. „Allerdings hat sich eine Verschiebung ergeben. Die Frauen haben aufgeholt, und die E-Zigarette wird häufig als Ersatz genutzt“, sagt der Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes. Shisha-Bars sprießten zudem wie Pilze aus dem Boden. Dass Rauchen für Jugendliche besonders gesundheitsschädigend ist, möchte er nicht bestätigen: „Rauchen ist in jedem Alter schädlich.“ Vielmehr komme es auf die Intensität des Konsums an. „Jede Zigarette zählt.“ Für problematisch hält der Mediziner, dass die Zigarette häufig als Einstiegsdroge diene.
Menschen wollen möglichst lange agil bleiben
Trendforscher Peter Wippermann hat eine Erklärung für die Abkehr vom Glimmstängel: Das Smartphone sei jetzt Sinnbild für Coolness – nicht mehr die Zigarette. Wer eine kleine Auszeit suche, finde diese zudem nicht mehr unbedingt beim Rauchen, sondern nun beim Blick in den Nachrichtendienst WhatsApp.
Außerdem sei die Gesundheit in den vergangenen Jahren verstärkt ins Bewusstsein der Menschen gerückt. Es bestehe ein Eigeninteresse daran, möglichst lange agil zu bleiben.
Hinzu komme: „Jugendliche sind viel in der virtuellen Welt unterwegs“, sagt Wippermann, der einst an der Universität Duisburg-Essen lehrte, „und dort spielt Ästhetik eine wichtige Rolle.“ Durchs Qualmen entstandene unreine Haut wolle niemand mehr haben.