Gladbeck. Der erste Ortsvorsteher hieß Wilhelm Rennebaum. Der zehnköpfige Gemeinderat beschließt den ersten Knasts und erlässt eine Feuerlöschordnung.

Das dörfliche Leben in Gladbeck änderte sich nach den politischen Umwälzungen Anfang des 19. Jahrhunderts nur langsam – aber doch ein wenig. U. a. mit dem Bau einer neuen Dorfschule 1822-1824 an der Hochstraße, die 120 Schülern einen Platz bot. Sie löste nach rund 100 Jahren die alte Schule am Kirchplatz ab.

1822 wurde außerhalb des Dorfes eine neue Mühle gebaut – an der Mühlenstraße (heute Postallee). Bis dahin gab es eine Wittringen und zwei im Dorf. Die neue Mühle wurde zunächst mit Wind, später mit Dampf betrieben. 1823 fiel die Pfarrei St. Lamberti – auch dies eine Folge der landesherrschaftlichen Veränderungen – an das Bistum Münster. Gladbecks Dorfbevölkerung war zu diesem Zeitpunkt bis auf wenige Ausnahmen katholisch und streng gläubig. Was zur Folge hatte, dass damals im Dorf strenge Sitten herrschten. Pfarrer an St. Lamberti war Anselm Schätzer, der 1826 starb. Sein Nachfolger wurde Theodor Enbergs, zuvor Schulvikar (bis 1876).

1830: Die ersten evangelischen Christen kommen nach Gladbeck

Die Hochstraße mit dem Scheune und Mühle Rebbelmund. Links geht die Kaiserstraße (heute Horster Straße) ab.
Die Hochstraße mit dem Scheune und Mühle Rebbelmund. Links geht die Kaiserstraße (heute Horster Straße) ab. © Unbekannt | Repros: GM


Zu den neuen preußischen Verordnungen zählte auch die Aufhebung des Ansiedlungsverbotes und die Religionsfreiheit. Das hatte zur Folge, dass 1830 die ersten zwei evangelischen Christen nach Gladbeck kamen. Bereits 1812 waren die ersten Juden ins Kirchspiel gekommen – Moises Nathan, ein Viehhändler und Fleischer, mit seiner Frau Caroline. Deren Spuren verlieren sich zwar nach einigen Jahren, doch wenig später zog Nathan Horn mit seiner Familie von Dorsten nach Gladbeck. Noch 1858 wurden in der Gemeinde aber 2730 Katholiken und nur fünf Andersgläubige (vier Juden, ein Protestant) gezählt.

Ganz bedeutend für das Dorf war das Jahr 1841: Gladbeck wurde „gemeindeversammlungsfähige Gemeinde“ – konnte sich dadurch ein Stück weit selbst verwalten. Die neue Gemeinde Gladbeck blieb mit Horst und Westerholt zwar dem Amt Buer mit Amtmann Wilhelm Tosse unterstellt, konnte aber im November 1843 erstmals eine Wahl zu einem Gemeinderat durchführen.

1848: Amtmann in Buer befürchtet eine Invasion „brotloser Arbeiter“

Blick auf die Lambertikirche von der oberen Hochstraße aus.
Blick auf die Lambertikirche von der oberen Hochstraße aus. © Unbekannt | Unbekannt


Landwirt Wilhelm Rennebaum wurde erster Ortsvorsteher, seine Stellvertreter waren Anton Brahm, Henrich Aldieck und Wilhelm Lahove. Insgesamt gab es zehn Gemeindeverordnete. Der Gemeinderat tagte monatlich beim Gastwirt Norpoth. Die Gemeinde bekam einen eigenen kleinen Etat. Aufgaben waren die Schaffung von Wegen und Brücken sowie die Instandhaltung des Wegenetzes. 1844 wurde der Grundstein für eine Feuerwehr gelegt: Der Gemeinderat verabschiedete den Bau eines Spritzenhauses und eine Feuerlöschordnung. Auch um den Unterhalt der Schule kümmerte sich der Gemeinderat.

1848 baute die Gemeinde das erste Arrestlokal am Rande des Dorfes – am Fußweg nach Horst zwischen Körnerplatz und Marktplatz). Erster Polizeidiener und Herr über das Gewahrsam wurde Bernhard Nippel. Im gleichen Jahr – dem Revolutionsjahr 1848 – schlug Amtmann Tosse angesichts ausbrechender Unruhen vor, eine Bürgerwehr zu bilden, „um einer Invasion brotloser Arbeiter“ mit Kraft entgegen treten zu können. Der Gemeinderat stimmte zwar zu, aber umgesetzt wurde der Beschluss nicht, da er nicht finanzierbar war, wie es heißt. Revolutionäre Umtriebe oder gar Scharmützel gab’s nicht.

1850: Bauern kämpfen noch lange um die Besitzverhältnisse ihrer Höfe

Gladbecks Bauern kämpften in jenen Jahren nach wie vor mit den Auswirkungen der neuen Landbesitzregelungen: Sie konnten nun die von ihnen teils seit Generationen bewirtschafte Höfe übernehmen, mussten aber eine „Ablöse“ an die einstigen Großgrundbesitzer leisten. Das entsprechende Gesetz kam 1850. Neu war: Eine Ablöse in Form auch von Geld. Das machte die Bauern zu Schuldnern, sie mussten sich das Geld bei einer Provinzialrentenbank leihen.

Fortan arbeiteten sie nicht mehr nur für den Eigenbedarf und, um Naturalabgaben zu produzieren, sondern auch um Geld zur Tilgung der langfristig auf dem Hof liegenden Lasten bzw. Schulden zu erwirtschaften. Der profitorientierte bäuerliche Betrieb war geboren… Kein Wunder, dass sich die Bauern zusammentaten und berieten. 1878 kam es zur Gründung der wohl ältesten berufsständigen Organisation in der Stadt – des Landwirtschaftlichen Ortsvereins.