Gladbeck. In ein paar Wochen startet das neue Ausbildungsjahr – noch sind 115 Stellen in Gladbeck unbesetzt. Einige Betriebe verzeichnen weniger Bewerber.

In wenigen Wochen startet das neue Ausbildungsjahr – und noch längst nicht jeder hat bereits einen Platz gefunden. Ende Juni waren noch 196 junge Frauen und Männer auf der Suche nach einer entsprechenden Stelle. 586 Jugendliche hatten sich seit Beginn des Jahres bei der Agentur für Arbeit auf der Suche nach einem Platz gemeldet. „Das ist ein Rückgang von 3,2 Prozent“, so Cordula Cebulla, Sprecherin der Agentur für Arbeit Recklinghausen. „Die geburtenstarken Jahrgänge haben abgenommen, es gibt einfach weniger Schulabgänger.“

115 Stellen in Gladbeck sind derzeit unbesetzt. Es gibt also Chancen für Jugendliche, in diesem Jahr noch einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Besonders Verkäuferinnen, Einzelhandelskaufleute, Elektroniker, medizinische Fachangestellte, Kaufleute für Büromanagement und Friseure werden gesucht. Daneben gibt es auch noch eine Vielzahl an weniger konventionellen Stellen, darunter zum Beispiel als Schornsteinfeger oder Glaser, so die Agentur für Arbeit.


Katja Krischel, Inhaberin des Friseurs TopHair auf der Horster Straße, hat bisher keinen Azubi für dieses Jahr gefunden. Vor Ausbruch der Pandemie hatten sich zwei Bewerber gemeldet, seitdem kein einziger mehr. „Sonst haben wir schon mal um die 20 Bewerber pro Jahr“, sagt sie. Als einen Grund sieht sie die Corona-Krise. „Alle waren ausgebremst, es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Vielleicht haben wir auch deshalb keine Bewerber“, vermutet sie. Die Hoffnung, einen geeigneten Kandidaten zu finden, hat sie aber nicht aufgegeben. „Wir brauchen Nachwuchs.“

Der Fachkräftemangel bleibt

Bei den Betrieben kann die Agentur für Arbeit keinen Rückgang an Ausbildungs-Stellen aufgrund der Pandemie festzustellen. „Gott sei Dank halten die Betriebe an der Ausbildung fest.“ Denn: „Corona ist irgendwann vorbei, der Fachkräftemangel aber bleibt“, so Cebulla. Im April, in Zeiten des Lockdowns, habe es zwar eine „Schockstarre“ bei den Betrieben gegeben, sie hätten sich aber „recht schnell wieder gefangen“.


Ineos Phenol erhöht in diesem Jahr sogar die Zahl der Azubis. „Wir werden vermehrt Mitarbeiter haben, die in den Ruhestand gehen, daher investieren wir nun verstärkt in den Nachwuchs“, so Geschäftsführer Benie Marotz. Mit zwölf Azubis startet Ineos Phenol in diesem Jahr. „Das ist ein Anstieg gegenüber den Vorjahren“, so Personalreferentin Jennifer Jankowski. Rekrutierungsschwierigkeiten aufgrund der Corona-Krise habe es nicht gegeben. Auch im nächsten Jahr soll wieder ausgebildet werden. Die Sparkasse hat für dieses Jahr ebenfalls schon längst ihre fünf Azubis gefunden, und auch im kommenden Jahr setzt sie auf die Ausbildung. „Bisher sind die Bewerbungen eher noch verhalten. Das ist für die Sommerferien aber nicht gänzlich ungewöhnlich“, so Personalleiter Dirk Johann.

Als die Krise begann, waren viele Ausbildungsverträge schon geschlossen

Einen Corona-Effekt erwartet die Agentur für Arbeit – wenn überhaupt – erst im kommenden Jahr. „In der Regel suchen sich Jugendliche etwa ein Jahr vor Beginn einen Ausbildungsplatz“, erklärt Cebulla. Als die Krise begann, war demnach der Großteil schon erledigt. Auch bei der Stadtverwaltung, Gladbecks größtem Arbeitgeber, war bereits vor Beginn der Pandemie Bewerbungsschluss. So habe Corona keinerlei Auswirkungen auf die aktuelle Stellenbesetzung gehabt. „Alle Stellen konnten besetzt werden“, so Stadtsprecher David Hennig. Abzuwarten sei indes, wie sich die Pandemie auf die Entwicklung im kommenden Jahr auswirke.

Cordula Cebulla erwartet währenddessen, dass sich die „heiße Phase“ kurz vor Ausbildungsbeginn aufgrund der Pandemie in diesem Jahr etwas nach hinten verlagern wird. „Ich gehe davon aus, dass Verträge in der Nachvermittlungszeit noch bis in den Dezember geschlossen werden.“