Gladbeck. Stadtbaurat Volker Kreuzer skizziert grob, wie der Klimaschutzplan für Gladbeck aussieht. Der Treibhausgasausstoß soll gegen Null gefahren werden.

Wenn man so will, lässt sich der große Bogen vom UN-Klimagipfel in New York nach Gladbeck spannen. Denn auch die Lokalpolitik kam am Montag zusammen, um im Umweltausschuss über den Klimaschutz zu sprechen. Und wie Kanzlerin Merkel mit der Bundesregierung ein Klimapaket geschnürt hat, will auch Gladbeck in Sachen Klimaschutz sein Päckchen tragen. „Wir sind nicht das Klimakabinett, wir wollen aber den Sachstand aufzeigen woran wir gerade arbeiten, um dem Klimanotstand entgegen zu wirken“, so Stadtbaurat Volker Kreuzer.


Der Klimanotstand wurde bekanntlich im Juni in Gladbeck als erster Stadt im Kreis Recklinghausen ausgerufen (weitere folgten). Mit dem Versprechen, die Anstrengungen auf kommunaler Ebene zu intensivieren, auszuweiten und ein Klimakonzept zu erarbeiten, in dem auch alle künftigen relevanten Beschlüsse und Projekte der Verwaltung unter Aspekten des Klimaschutzes betrachtet werden. Kurzum „eine Roadmap, in der die Leitlinien verankert werden, damit Gladbeck 2050 klimaneutral ist“, so der Stadtbaurat.

Die Klimaneutralität soll über vier Säulen getragen werden

Wie weit der Fahrplan für dieses hehre Ziel, bis 2050 nahezu kein schädliches Treibhausgas mehr auszustoßen, schon skizziert ist, führte Kreuzer weiter aus. Die Klimaneutralität soll demnach „über vier Säulen getragen werden: Klimaanpassung, Wohnen und Wirtschaft, Mobilität sowie Verwaltung und Zivilgesellschaft“. Zentrale Handlungsfelder, die sowohl den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2), den Umgang mit einem sich verändernden Klima und auch gesellschaftliche Veränderungen berücksichtigten. Dabei sollen Zwischenziele für 2025 und 2035 definiert und Teilprojekte benannt werden, „um zu aktualisieren was realistisch ist – und wie wir es weiter angehen können, die CO2-Bilanz zu verbessern“.

Um die Ziele mit breitem Konsens zu erreichen, sei es weiter Absicht, „Bürger und zentrale Akteure aus der Gesellschaft zu beteiligen“. Auch große, energieintensive Unternehmen (z.B. Pilkington) werden in die Planungen einbezogen. Volker Kreuzer nannte Beispiele zu den vier kommunalen Klima-Säulen. Die regionale Klimaanpassungsstrategie sehe eine Stadtplanung vor, die auch dazu beiträgt, Hitzeinseln zu vermeiden und klimaausgleichend zu wirken. Etwa, indem bei der Planung und Überplanung von Stadtquartieren für Luft und Grünschneisen (Motto: keine Straße ohne Baum) und für oberflächennahe, kühlende Entwässerung gesorgt wird.

Private Hauseigentümer sollen über Fördermittel unterstützt werden


Zudem soll auch durch Gebäudesanierung und Dämmung in Altbauten und durch moderne, zentrale Anlagen (z.B. Blockheizkraftwerk für Neubausiedlungen) der CO2-Ausstoß für die Heizung gesenkt werden. Nach den Modellquartieren in Rentfort-Nord und Mitte West/Ost sollen private Immobilieneigentümer künftig stadtweit durch Fördermittel (InnovationCity) unterstützt werden, um ihr Eigentum durch Sanierung wie Modernisierung, und so sinkendem Energieverbrauch, klimaneutraler aufzustellen. In Sachen Mobilität will die Stadtverwaltung stärker auf Elektrofahrzeuge (z.B. Lastenroller) setzen. „Das dazu bereits angestoßene Elektromobilitätskonzept ist kurz vor der Vergabe, so dass wir damit zeitnah durchstarten können“, informierte der Stadtbaurat.


Mit Hilfe von externen Fachleuten werde das Klimaschutzkonzept für Gladbeck erarbeitet. Die Vergabe solle möglichst Anfang des kommenden Jahres starten, „mit dem Wunschziel, das Klimaschutzkonzept nach der Sommerpause 2020 zu beschließen“. Der Umweltausschuss beauftragte einstimmig die Verwaltung, die beabsichtigten Maßnahmen und Projekte umzusetzen. Volker Kreuzer zeigte sich zuversichtlich, „dass durch eine ambitionierte klimagerechte Stadtentwicklung die volkswirtschaftlichen Folgen des Klimawandels begrenzt“, und somit ein wichtiger Beitrag zur Generationengerechtigkeit geleistet werden könne.

Nicht nur Gladbecker Kinder und Jugendliche erwarten zügiges Handeln

Dass das nicht nur die Gladbecker Kinder und Jugendlichen auch zügig von der Kommunalpolitik erwarten, wurde vergangenen Freitag bei der Fridays-for-Future-Demonstration zum weltweit ausgerufenen Klimastreik deutlich. Ein bunter und lautstarker Protestzug mit mehr als 300 Teilnehmern zog durch die Innenstadt, an dem sich auch viele Erwachsene beteiligten.