Gladbeck.
„Zimmerbrand im Obergeschoss an der Eisenstraße 7. Wie viele Personen sich noch im Haus befinden ist unklar“, lautete die knappe Alarm-Information für die Feuerwehr. Die alte Bergarbeitersiedlung in Zweckel wurde am Donnerstagvormittag zum turbulenten Einsatzort. Heiß lodernde Flammen suchte man indes vergeblich: Das Ganze war eine Übung zum Abschluss des Grundlehrgangs der Feuerwehr-Ausbildung zum Brandmeister.
Mit Löschfahrzeug und Drehleiter rauschten die Azubis heran, um zügig aus den Fahrzeugen zu springen und sich für den Einsatzbefehl in Reih und Glied vor ihren Ausbildern aufzubauen. Letztere warteten, mit Stoppuhr und Schreibblock ausgerüstet. Den zwölf Nachwuchs-Kräften im Alter von 21 bis 36 Jahren konnte man die Anspannung deutlich ansehen. Bloß keine Fehler machen, schließlich ging’s darum zu beweisen, was man im vergangenen halben Jahr der Grundausbildung gelernt hatte. Alle wissen: 20 Minuten maximal sind für den Einsatz vorgegeben.
Nebelmaschinen im Einsatz
Zunächst teilte Ausbilder und Gruppenführer Manuel Gahlen das behelmte Dutzend routiniert in einen Angrifftrupp, Wassertrupp und Schlauchtrupp (je zwei Mann), sowie einen Melder und Maschinisten (Ausbilder an der Drehleiter) ein. Dann wurden die Einsatzbefehle vergeben. Über die Drehleiter und ein Fenster im Obergeschoss sowie durch den rückwärtigen Hauseingang sollte jeweils mit einem C-Rohr vorgerückt werden. Im Haus leisteten Nebelmaschinen ganze Arbeit, die den Brandrauch simulierten.
„Wie bei vielen realen Einsätzen ist jetzt in der Brandwohnung die Sicht so gut wie Null“, erklärte Feuerwehrchef Josef Dehling. Im Kriechgang rückten die Angriffstrupps so in die
Wohnung vor. Warum? „Die Brandhitze steigt ebenso wie der Rauch nach oben, so dass Temperaturen und Sicht in Bodennähe meist noch am Besten sind.“
Meist – aber nicht, wenn die Nebelwerfer im Einsatz waren: Unter vollem Atemschutz und quasi blind mussten sich die Trupps von Zimmer zur Zimmer vortasten. Einerseits, um den Brandherd zu finden, andererseits, um Bewusstlose oder Verletzte am Boden zu entdecken. So schnell wie möglich: Bei giftigem Brandrauch entscheiden wenige Sekunden über Leben und Tod.
Die Stoppuhren der Ausbilder laufen unerbittlich. Auf Knien, ein Bein tastend voraus, geht es voran. „Auch nicht zu sehende Einbrüche können so gefahrloser entdeckt werden, mit Händen voran wäre die Gefahr viel größer, in die Tiefe zu stürzen“, erklärt Thorsten Koryttko. Der Ausbildungsleiter stellt sich dabei gern mal mitten in den Raum, „um zu überprüfen, ob die Jungs nicht nur die Ecken absuchen“.
Plötzlich krächzt es laut aus seinem Sprechfunk: „Kind gefunden.“ Blick auf die Stoppuhr. 11:30 Minuten seit Einsatzbeginn, Koryttko nickt zufrieden. Den Azubis bleibt indes keine Zeit zu entspannen: „Mayday, Mayday – Truppmann kollabiert.“ Jetzt muss der in Bereitschaft vor dem Haus wartende Entlastungstrupp schnell vorrücken, um den Kameraden zu bergen.
Auch das gehört als Überraschung zur Übung. Das simulierte Feuer, eine laut knisternde Lautsprecher-Box mit rotem Blinklicht, ist mittlerweile entdeckt und gelöscht. Wenig später taucht der Bergungstrupp aus dem Rauch auf. Bald folgt der Rest der erfolgreichen Brandbekämpfer.
Ein Klick auf die Stoppuhr: 19,22 Minuten. Im Rahmen, aber keine Spitzenzeit. Ein Azubi wirft enttäuscht seinen Handschuh weg. Wenig später hat er Gelegenheit, sich aufs Neue zu beweisen. Eine weitere Übung wird folgen, diesmal ein Kellerbrand.