Gladbeck.

„Versuchen Sie, diesen Spaziergang mit allen Sinnen zu erleben“, mit diesen Worten leitete Stadtplaner Stephan Müller den vierten Dokumentar-Spaziergang der A-52-Ausbaugegner entlang der geplanten Trasse ein.

Dass sie sich auf dieser „Tour am großen Graben“ keine lieblichen Düfte und wohlklingenden Töne ausmalen würden, war den rund 100 Teilnehmern, die sich um 16 Uhr vor der Hauptwache der Feuerwehr eingefunden hatten, wohl im voraus bewusst, denn der geführte Rundgang hatte ein klares Ziel: Wie schon bei den ersten drei Spaziergängen, die die Gladbecker Bürgerinitiative „Bürgerforum A 52“ organisiert hatte, sollten den Teilnehmern an Ort und Stelle die negativen Folgen eines Autobahnbaus vor Augen und Ohren geführt werden.

Vom Parkplatz aus zog die Gruppe die Grabenstraße hinunter, hin zur Brücke über der B 224. Dort lotsten die Veranstalter die Teilnehmer auf einen Garagenhof direkt an der Trasse der Bundesstraße. Stephan Müller lenkte die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf die Breite der Trasse, die sich beim Bau der A52 „von 14 auf 44 Meter“ vergrößern werde. Der Stadtplaner kommentierte dieses Vorhaben mit den Worten eines Ingenieurs, der am Bau eines vergleichbaren Autobahn-Tunnels in Düsseldorf beteiligt war: „Die kleine Stadt Gladbeck hat keine Ahnung, was für eine Schneise hier geschlagen wird“, sagte er.

Aber nicht nur die Ausmaße des Tunnels sind nach Müllers Meinung Grund zur Beunruhigung: Er warnte eindringlich vor dem erhöhten Verkehrsaufkommen, das der Bau der A 52 unweigerlich mit sich bringen werde: „Wer Autobahnen sät, wird Verkehr ernten“, brachte der Stadtplaner seine Bedenken auf den Punkt. Meike Maser-Plag, Pressesprecherin des Bürgerforums A 52, pflichtete ihm bei: „Autobahnen ziehen Verkehr an, vor allem der Schwerlastverkehr wird zunehmen.“

Weiter ging es zur nächsten Station auf der anderen Seite der Brücke. Auf der Ringeldorfer Straße, in unmittelbarer Nähe der Fußgängerbrücke zwischen Gladbeck-Ost und Butendorf, forderte Müller die Rundgang-Teilnehmer auf, sich den „Unort“ vorzustellen, der im Falle eines Ausbaus dort entstehen würde: Die unmittelbare Umgebung eines Tunnel-Portals. „An so einem Ort versteht man sein eigenes Wort nicht mehr“, meinte Müller, der sich beim Besuch des Autobahn-Tunnels an der A 46 ein eigenes Bild vom Geräuschpegel an solch einem „Höllenschlund“ gemacht hatte. Eine weitere Konsequenz des (wahrscheinlich) höheren Verkehrsaufkommens ist für die Bürgerinitiative Anlass zur Sorge: Nicht nur an den Tunnelenden, sondern auch durch die Tunnellüftung würden vermehrt Schadstoffe, so auch krebserregender Feinstaub, in die Luft gelangen. „Es geht hier um unsere Gesundheit“, mahnte Meike Maser-Plag.

Anschließend steuerte die Gruppe die Gartenstraße an, auf der Müller einen weiteren Kritikpunkt äußerte: Die geplante Stadtallee auf dem Tunneldach. „Allee“ – diese Bezeichnung findet er irreführend: „Ich sehe da ein großes Fragezeichen, weil ich bezweifle, dass dort überhaupt Bäume wachsen können“, merkte er an. Acht bis zehn Meter hohe Platanen wüch-sen nicht auf Beton – es fehle der Zugang zum Grund-wasser.

Nach ungefähr zwei Stunden endete der Rundgang auf der Horster Straße, wieder mit Blick auf die B-224-Trasse. Dort betonten Müller und Maser-Plag noch einmal, wie wichtig es sei, beim Ratsbür-gerentscheid am 25. März mit „Nein“ zu stimmen. „Ein Nein bedeutet das Aus für die Autobahn durch Gladbeck, Bottrop und Essen“, erklärte Maser-Plag, „denn bei einem Dissens wird der gesamte Planungsprozess gestoppt.“

Um online über ihre Forderungen zu informieren, haben die Gladbecker Bürgerinitiativen gegen den Ausbau zur A 52 gemeinsam mit fünf weiteren Initiativen aus der Umgebung einen Internetauftritt eingerichtet: Auf der Seite http://www.transit-autobahn.de lassen sich entsprechendes Text- und Bildmaterial, Termine und Berichte über die Spaziergänge finden, so Maser-Plag. Auch die Kontaktdaten der Initiativen seien dort angegeben.

Einen fünften – und letzten – Dokumentar-Spaziergang haben die Bürgerinitiativen für kommenden Sonntag, 18. März, geplant. Der Rundgang beginnt um 16 Uhr und wird durch Gladbeck-Butendorf führen. Treffpunkt ist die Fußgängerbrücke der B 224 zwischen Butendorf und Gladbeck-Ost bzw. die Ringeldorfer Straße in Höhe der Hausnummer 85.