Gladbeck. Gladbeck Ahoi! Die Piraten sind auch hier vor Anker gegangen und nehmen Kurs auf die Landtagswahl am 13. Mai.

Die Crew im Wahlkreis 71 ist allerdings (noch) überschaubar: 15 aktive Mitglieder sind an Bord der Partei in Gladbeck, in Dorsten ist die Mannschaft erst noch im Aufbau. Am Parteiprogramm wird zurzeit unter Hochdruck gearbeitet, die Kandidaten sind jedoch bereits gewählt.

Überraschender Direktkandidat für den Wahlkreis ist Thomas Weijers (33), als langjähriges SPD-Mitglied kein Unbekannter in der Gladbecker Politikszene. Weijers war Juso-Vorsitzender und in den letzten Jahren als Vorstandsmitglied des SPD-Stadtverbandes zuständig für die Finanzen.


Warum wechselt ein Genosse zu den Piraten?

Aus Frust über parteiinterne Hierarchie-Strukturen, Umgang mit internen Finanzen und intransparenter Meinungsbildung im Vorstand - so hat Weijers es u.a. in einer offenen Austrittserklärung begründet. Da war er schon vier Monate Piraten-Mitglied.


Was haben die Piraten, was die SPD nicht hat?

„Wir haben nicht den Anspruch, auf alle Fragen fertigen Antworten geben zu können. Wir nehmen uns Zeit, die Antworten zu entwickeln“, sagt Weijers im WAZ-Gespräch. Damit gebe es auch keine ideologischen Schranken. Noch sind die Piraten eher eine Bewegung als eine Partei, gibt es bewusst keine Hierarchie und „eine extrem hohe Basiskontrolle“. An den Stammtischen kann jeder Interessierte gleich welcher politischen Couleur teilnehmen. So ist auch Weijers im letzten Jahr aufs Piratenschiff gekommen, und hat „seit langer Zeit wieder ganz offene politische Diskussionen erlebt“. Teilweise naiv zwar, aber ungemein erfrischend seien diese Debatten, beschreibt der Ex-Genosse das politische Neuerlebnis.


Was die Piraten wollen? Auf jeden Fall mehr als nur „jede Form des Wissens im Internet zur freien Verfügung für alle“, nennt Weijers einen weithin bekannten und kontrovers diskutierten Schwerpunkt. Sie fordern auch alternative Schulkonzepte, mehr finanzielle Eigenverantwortung von Bildungseinrichtungen und kostenlose Ganztagsbetreuung. Sie plädieren auch für eine Lobbyismus-freie Wirtschaftspolitik und eine transparentere Gesundheitspolitik, vor allem in der Pflege.


Wer sind die Piraten?


„Wir sind nicht die Partei der IT-Nerds“, verwehrt sich Weijers gegen ein gängiges Vorurteil. Die Kommunikation läuft allerdings im wesentlichen übers Internet und soziale Netzwerke. „Die Infrastruktur basiert auf der Arbeit unserer IT-kompetenten Mitglieder“, formuliert der Kandidat. Längst seien die Piraten-Mitglieder ein Spiegelbild der Gesellschaft, auch in Gladbeck und dem Kreis Recklinghausen, in dem die Partei 110 Mitglieder hat. Mehrere ehemalige SPD-Mitglieder sind darunter, viel Interesse gibt es auch in den Reihen der FDP. Namen? Nein, da sind die Piraten verschwiegen. Persönlicher Datenschutz wird groß geschrieben. Wer (noch) nicht will, dass seine Mitgliedschaft öffentlich wird, macht unter einem Nickname (Pseudonym) mit.