Gladbeck.



Viel Lob, viel Anerkennung und viel Verständnis für die Sorgen der Stadt: Der Antrittsbesuch von Regierungspräsident Prof. Dr. Reinhard Klenke, der seit knapp einem Jahr im Amt ist, konnte gestern nicht harmonischer ausfallen.

Kritische, gar ermahnende Töne des kommunalen Aufsehers waren angesichts leerer Kassen und des angestrebten Sparkonzepts nicht zu hören. Im Gegenteil. „Ich sehe ein pragmatisches Herangehen der Stadt, was die finanziellen Probleme anbelangen, und finde, dass Gladbeck auf gutem Weg ist mit dem angestrebten Stärkungspakt“, sagte Klenke gestern im Rathaus nach einem intensiven Meinungsaustausch zunächst mit Bürgermeister Ulrich Roland unter vier Augen und anschließend in der Runde mit den Rats-Fraktionsvorsitzenden.

Er ermutigte die Mandatsträger, so sagte er nachher gegenüber der Presse, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen für den Einsatz der Landeshilfe. „Wenn der Haushalt steht, ist in den Gemeinden mehr möglich zu bewegen“, so der RP, der betonte, dass es aber nicht nur Sorgen und Nöte in den Städten der Emscher-Lippe-Region, zu der Gladbeck zählt, gebe. Er erinnerte an die guten Naherholungsgebiete in der Stadt, das ausgesprochen gute Schulangebot in Gladbeck, aber auch an das geringere, attraktive Mietniveau gegenüber anderen Städten der Nachbarschaft.

Der 61-jährige Regierungspräsident weiß, wo der Stadt der Schuh drückt – nicht zuletzt, wie er sagte, weil er Gelsenkirchener ist und die Nachbarstadt ähnliche Probleme und Sorgen hat. Klenke, der bis zu seinem Amtsantritt im vergangenen Oktober in Münster zuletzt als Ministerialdirigent im NRW-Justizministerium tätig war und zudem Lehrbeauftragter an der Heinrich-Heine-Universität in der Landeshauptstadt ist, ist mit seinem Wohnort in Gelsenkirchen-Ückendorf bekennender „Ruhri“. Dazu passe auch seine Leidenschaft Schalke 04, die er mit Bürgermeister Roland teilt, der die Zusammenarbeit mit CDU-Mitglied Klenke lobte. „Der kennt Land und Leute und weiß über die Strukturen bestens Bescheid.“

Klenke war gestern offiziell in seiner Funktion als RP nicht das erste Mal in Gladbeck: Schon zweimal weilte er bei Veranstaltungen im Martin Luther Forum Ruhr, zuletzt am vergangenen Sonntag zur Eröffnung der Ludger-Hinse-Ausstellung. Klenke bezeichnete das Luther-Forum als Beispiel für die Innovationskraft der Emscher-Lippe-Region. „Hier wurde nicht resigniert und zugemacht, sondern eine sinnvolle, zukunftsträchtige Nutzung gefunden.“

Das Luther-Forum sei auch ein Beispiel dafür, dass eine Gemeinde bei allen Sparbemühungen ihre Attraktivität behalten müsse. „Wir müssen sparen, aber nicht so, dass die Leute fluchtartig die Stadt verlassen.“ Er nehme mit von seinem Besuch in Gladbeck, dass in vielen Bereichen versucht werde, konstruktiv gangbare Wege zu finden. „Es ist positiv, dass die Handelnden erkannt haben, dass Politik die Kunst des Machbaren ist, auch unter erschwerten finanziellen Bedingungen“, sagte Klenke, der sich zum Abschied ins Goldene Buch der Stadt eintrug.

Bürgermeister Roland sagte, dass die Politik durchaus in einer schwierigen Phase stecke, „Stadt“ zu gestalten. „Wir fühlen uns in Münster dabei durchaus gut verstanden.“