Gladbeck. Bei der Jahresabschlussübung wissen die beteiligten Wehrleute zwar, wann und wo die Übung stattfindet. Aber nicht, welche Situation sie erwartet.
Der Melder piept. Ein kurzer Blick und die Männer wissen, was los ist: Eine Explosion in der Hauptschule Butendorf. Viele Verletzte, Schüler werden vermisst. Einige Minuten später fahren sie vor, fünf Feuerwehrwagen aus verschiedenen Stadtteilen. Beine hängen aus einem geöffneten Schul-Fenster, Qualm steigt dunkel in den Himmel aus. „Und da ist die Explosion”, erklärt Josef Dehling, Leiter der Feuerwehr Gladbeck, und zeigt auf die rot-schwarzen Vorhänge, die aus einem Fenster hängen und den Explosionsort markieren sollen. Ein richtiges Feuer gibt es nämlich nicht. Auch keine Verletzten. Kurz zuvor erklärte Dehling die Situation: „Die Jahresabschlussübung wird realistisch verlaufen, es wird aus allen Löchern qualmen, dafür sorgen mehrere Nebelmaschinen. Und auch unsere Schauspieler legen sich mächtig ins Zeug.”
Die Jugendfeuerwehr übernimmt den Part der Verletzten, so wie üblich, und aus Erfahrung weiß Dehling, dass die Statisten wirklich mit Eifer dabei sind. Mittlerweile ist die Vorderseite des Schulgebäudes von Feuerwehrwagen umstellt. Übungsleiter Thorsten Koryttko gibt einen kurzen Überblick zur Situation: Die Wagen müssen auf den Schulhof. Dort wartet Tim (3) schon gespannt: „Feuerwehr, wo bist du?", ruft er, als auch schon die ersten Wagen auf den Schulhof fahren.
Tim, ein ganz großer Feuerwehr-Fan, kann sich nicht halten. Er kichert, hüpft auf der Stelle und winkt. Doch die Männer haben keine Zeit die freundlichen Grüße zu erwidern. Immer noch sind Verletzte in dem Gebäude, ist das komplette Treppenhaus voller Rauch. Ein großes, aber genau durch strukturiertes Gewusel geht los: Jeder Handgriff sitzt, einige bereiten die Schläuche vor, setzen Atemschutzmasken auf, andere kümmern sich um den Sprungretter: „Sprungtücher sind altmodisch, dafür sind zu viele Helfer nötig”, erklärt Dehling, der immer wieder die Fragen der Zuschauer beantwortet.
Der Sprungretter, ein riesiges Kissen, wird aufgepumpt, unter das Fenster geschoben, der Dummy „springt” – Landung geglückt. Sofort wird er in das Verletztenzelt des DRK gebracht, ebenso wie viele andere „Schüler”, die mittlerweile aus dem Gebäude gerettet wurden. Sie alle tragen Kärtchen um den Hals, auf denen die Verletzungen vermerkt sind, denn einige von ihnen sind bewusstlos.
Einen weiteren Dummy hat es besonders schwer getroffen: Er hat Verbrennungen im Gesicht, der Arzt gibt ihm Sauerstoff und eine Infusionslösung, bevor er sich den Verbrennungen widmet.
„Alle 19 Vermissten sind gerettet, das Feuer gelöscht”, erklärt Thorsten Koryttko kurz darauf und scheint zufrieden. Kleine Schönheitsfehler werden in der Manöverkritik erörtert werden. „Die Zusammenarbeit der verschiedenen Wachen und dem DRK hat super geklappt”, freut sich Dehling. Jetzt muss nur noch aufgeräumt werden.