Gladbeck. Die Trendwende in der demografischen Entwicklung zwingt zu schnellem Handeln. Die Stadtverwaltung stellte ihre Ausbaupläne im Schulausschuss vor.


Der Platz an den Grund- und weiterführenden Schulen in Gladbeck reicht für die nahe Zukunft nicht mehr aus. Die Stadt muss kräftig in Hochbaumaßnahmen investieren. Dem Schulausschuss wurden jetzt Planungen vorgestellt, für die die stattliche Summe von zunächst rund 20 Millionen Euro veranschlagt wird. Denn um die aktuell in der Stadt lebenden Kinder der kommenden Schuljahrgänge unterrichten und betreuen zu können, fehlen 34 Räume an den Grundschulen (Bedarf bis 2023) und für den weiteren Schulbesuch acht Räume an den weiterführenden Schulen (Bedarf bis 2027). Geld, das zusätzlich zu den bereits veranschlagten 35 Millionen Euro für den Neubau des Heisenberg-Gymnasiums in die Schullandschaft investiert werden muss.

Erster Beigeordneter und Schuldezernent Rainer Weichelt ging noch einmal auf die Ursachen ein: Bis 2015 sanken die Geburten- und damit auch die Schulkinderzahlen stetig. Diese Entwicklung fand Niederschlag in der Schulentwicklungsplanung, so dass sogar Schulbauten in Gladbeck aufgegeben wurden. Durch die Flüchtlingsbewegung, die EU-Binnenzuwanderung aus Osteuropa und steigende Geburtenraten stimmten die Prognosen dann nicht mehr, „so dass die Schulverwaltung Korrekturen erarbeiten musste“.

Die Stadt hat als Schulträger keine Wahl

Die Mosaikschule in Butendorf erhält einen modernen Anbau, um zusätzlichen Raumbedarf zu decken.
Die Mosaikschule in Butendorf erhält einen modernen Anbau, um zusätzlichen Raumbedarf zu decken. © Unbekannt | Architekturbüro Strelzig und Klump/ Stadt Gladbeck

Bettina Weist, Leiterin des Amtes für Bildung und Erziehung, ging weiter



auf „die Trendwende in der demografischen Entwicklung“ ein und verdeutlichte, dass die Stadt keine Wahl habe, „da sie als Schulträger gesetzlich dazu verpflichtet ist, ausreichenden Raum zur Verfügung zu stellen“.

Dies betreffe Klassen- wie auch Räume für die Ganztagsbetreuung der Schüler. Für letztere werde aktuell ein Rechtsanspruch der Eltern auf einen OGS-Platz für ihr Kind diskutiert, wie es bereits bei den Kita-Plätzen verwirklicht ist. Für rund 50 Prozent der Gladbecker Schulkinder wurde Bedarf angemeldet. Obgleich an allen Grundschulen eine OGS besteht, reicht der Platz aber nicht aus und Wartelisten werden geführt.

An den weiterführenden Schulen entsteht beispielsweise zusätzlicher Raumdruck am Schulzentrum Brauck, weil dort weitere Inklusionsklassen eingerichtet werden. Und an den drei Gymnasien im Stadtgebiet reicht der Platz nicht mehr aus, da alle drei Oberschulen zum längeren G 9-System mit Abitur nach der 13. Jahrgangsstufe zurückkehren wollen.

Reaktivierungen nicht möglich

Man habe die Reaktivierung von Schulraum in aufgegebenen Schulen wie der Hermann- und Willy-Brandt-Schule in Zweckel oder der Hauptschule Butendorf geprüft, so Bettina Weist, „die aber nicht in Frage kommen, da die Gebäude vermarktet sind“, oder weil die rechtskonforme Sanierung (Brandschutz etc.) zu aufwändig wäre.

Die Ausbaupläne an den Schulen sollen von 2019 bis 2026 umgesetzt werden. Die CDU verweigerte ihre Zustimmung und forderte eine umfänglichere Beratung in den politischen Gremien, „die der Investitionssumme angemessen ist“. Konkret die Aufstellung eines neuen, umfassenden Schulentwicklungsplanes mit Priorisierungsliste für die Baumaßnahmen. Dies lehnte der Schulausschuss ab und stimmte mehrheitlich der vorgestellten Grundsatzplanung der Verwaltung zu.

Ausbauprogramm für die Grundschulen



Bei der Umsetzung des 20-Millionen-Euro-Ausbauprogramms für mehr Klassen- und OGS-Räume will die Stadt möglichst wirtschaftlich planen. Zugleich sollen auch pädagogische Aspekte beachtet werden, so dass vorrangig der Ausbau nach dem Klassenraum-Plus-Prinzip erfolgen wird. Das bedeutet, dass sich zwei Klassen einen benachbarten Gruppenraum teilen.

Für die Josefschule in Alt-Rentfort ist ebenfalls eine OGS-Erweiterung vorgesehen.
Für die Josefschule in Alt-Rentfort ist ebenfalls eine OGS-Erweiterung vorgesehen. © Unbekannt | Architekturbüro Strelzig und Klump/ Stadt Gladbeck






Bei den Grundschulen wird eine durchschnittliche Klassengröße mit 23 Kindern zugrunde gelegt. Klassenraumerweiterungen sollen vorrangig an den Schulen erfolgen, die auch langfristig eine Grundschulversorgung in Gladbeck sicherstellen werden. Folgende Maßnahmen sind vorgesehen:

Im Einzugsbereich der Josef- und der Wilhelmschule (mit Teilstandort Albert-Schweitzer-Schule) wird bis zum Schuljahr 2023/24 ein Anstieg der Schülerzahlen um sieben Prozent erwartet. Die so prognostozierten 584 Kinder benötigen 25 Unterrichtsräume. Für die Ganztagsversorgung (OGS) müssen zusätzlich vier Räume bereitgestellt werden. Der Raum-Mehrbedarf von insgesamt neun Räumen soll durch den geplanten Anbau an der Josefschule und den Abbau der dortigen Schulcontainer erfolgen (sechs Räume). An der Wilhelmschule wird die Containeranlage durch moderne Nachfolger ersetzt.

Die Regenbogenschule erhält neue Klassencontainer

Hier gehen die Prognosen für den Einzugsbereich der Pestalozzischule (mit Teilstandort Käthe-Kollwitz-Schule) und der Regenbogenschule mit einem Anstieg der Schülerzahlen um zwölf Prozent und der Versorgung von dann 811 Kindern aus. Benötigt werden dafür 36 Unterrichtsräume und zusätzlich zwei Räume für die OGS-Betreuung. Der Mehrbedarf beträgt sechs Räume. Die bald vollständig vierzügige Regenbogenschule kann ihren Raumbedarf durch die Nutzung der benachbarten ehemaligen Elsa-Brändström-Hauptschule decken, inklusive eines modernen Ersatzes für den alten Container an der Bülser Straße (zwei Räume). An der Pestalozzischule kann der Schüleranstieg über Verteilung auf die Standorte aufgefangen werden.

Auch im Einzugsbereich der Mosaik- und der Südparkschule gehen die Prognosen von einem Anstieg der Schülerzahl um sieben Prozent aus. Für die 969 erwarteten Kinder werden 42 Unterrichtsräume sowie 20 OGS-Gruppenräume benötigt. Der Mehrbedarf beträgt insgesamt 14 Räume. Die Südparkschule ist bereits fünfzügig, ein noch größerer Ausbau wird als pädagogisch nicht sinnvoll erachtet. Ein Raumgewinn ist durch die Nutzung des Dachgeschosses möglich, das für die OGS ausgebaut werden soll. An der Mosaikschule ist bereits ein Anbau geplant, der genügend Klassenräume für den vierzügigen Betrieb vorhalten wird. Die alten Container am Standort Diepenbrockstraße fallen weg. Perspektivisch könnte das sanierungsbedürftige Schulgebäude aufgegeben und zur Schülerversorgung die Lambertischule mit in die Planung einbezogen werden.

Im Einzugsbereich der Lamberti- und Wittringer Schule wird der stadtweit größte Schülerzuwachs von 15 Prozent auf dann 668 Kinder erwartet, die 29 Unterrichtsräume benötigen. An beiden Schulen ist auch die OGS-Nachfrage sehr hoch. Die Erweiterung der Lambertischule durch einen massiven Anbau (mit Mensa) würde mit sechs weiteren Klassenräumen einen vierzügigen Ganztagsbetrieb ermöglichen. Mit einer Kapazitätserweiterung der Wittringer Schule um vier Räume, durch Ersatz der Schulcontaineranlage, könnten insgesamt 33 Räume vorgehalten werden.

Aufgestockte Etage für das Riesener-Gymnasium

Der Schülerzuwachs an den Grundschulen wirkt sich mit entsprechend zeitlicher Verzögerung auch auf die weiterführenden Schulen im Stadtgebiet aus. Auch hier muss teils baulich reagiert werden, um genügend Klassenräume für den Unterricht bis 2027/28 zur Verfügung stellen zu können.

Die Schülerzahl an der Erich-Fried-Schule hat sich im Gegensatz zum landesweiten „Hauptschulsterben“ stabilisiert, so dass hier künftig mit drei Eingangsklassen geplant wird. Die Raumkapazitäten am Schulzentrum sind erschöpft, da die Erich-Kästner-Realschule durch dreizügigen Schulbetrieb auch vollständig belegt ist. Zusätzliche vier Räume, auch für Inklusionsklassen, sollen durch die Installation von Containern entstehen.

Die Schülerprognosen für die benachbarten Anne-Frank- und Werner-von-Siemens-Realschule, perspektivisch auch Ganztagsschulen, halten sich bis 2027/28 auf stabilem Niveau (dann 1262 Kinder). Zur Schulraumversorgung kann weiter auf Räume in der nahe gelegenen Wittringer Grundschule zurückgegriffen werden.

Kapazität an der Gesamtschule reicht aus

Zur Versorgung von Seiteneinsteigern und zur Umsetzung der Inklusion sind an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule in Rentfort-Nord bereits intern Umbauten zur Schulraumerweiterung erfolgt, so dass die Kapazität, bei etwa gleichbleibend erwarteter Kinderanzahl bis 2027/28 (1075 Schüler), ausreichen erscheint.

Die drei Gymnasien, mit insgesamt erwarteten 1410 Schülern 2027/28, haben sich für die Umstellung auf G 9 ausgesprochen. Die Unterbringung einer zehnten Jahrgangsstufe erfordert zwingend den Ausbau der Gymnasien, da im Zuge der Übermittag-Versorgung oder Inklusion ehemals freie Räume verplant wurden (Mensa, Förderräume). Im geplanten Neubau für das Heisenberg-Gymnasium wird der G 9-Ganztagsbetrieb berücksichtigt. Für das Riesener-Gymnasium ist die Aufstockung einer Etage auf das Hauptgebäude angedacht, mit möglichem weiteren dritten Geschoss bei Ganztagsbetrieb. Bauliche Möglichkeiten am Ratsgymnasium müssen insgesamt geprüft werden (am Standort oder ausgelagert).

Für die Förderschule an der Roßheidestraße in Brauck besteht bis 2027/28 kein Handlungsbedarf.