Gladbeck. Im Gildensaal des Wasserschlosses Wittringen fand die diesjährige Verleihung des Literaturpreises Ruhrgebiet statt. Ausgezeichnet wurde die Schriftstellerin Judith Kuckart.
Wer im und über das Ruhrgebiet schreibt, für den ist dieser Preis so etwas wie der Oscar der Revierliteratur: Der Literaturpreis Ruhrgebiet, dotiert mit 10 000 Euro, wird seit 1986 verliehen. Stifter ist der Regionalverband Ruhr, die Organisation hat das Literaturbüro Ruhrgebiet. Zum dritten Mal wurde der Preis nun am Literaturbüro-Standort selbst, in Gladbeck, verliehen. Judith Kuckart, gebürtig aus Schwelm, nahm ihn im historischen Ambiente des Gildensaals im Wasserschloss Wittringen entgegen. Ausgeschrieben war er diesmal zum Thema „Kosmos Bahnhof”, Förderpreise gingen an Mirko Kussin und Reinhard Strüven.
Kompasss und Wegweiser für die literarische Welt im Ruhrgebiet
„Wenn es den Preis nicht gäbe, müsste man ihn erfinden”, meinte Bürgermeister Ulrich Roland und verwies darauf, dass das Literaturbüro als anerkannte Instanz seit 24 Jahren Kompasss und Wegweiser gerade für die literarische Welt im Ruhrgebiet ist. Auch RVR-Direktor Heinz-Dieter Klink bezeichnete den Preis als die wichtigste ideelle und materielle Auszeichnung im Revier, dessen bundesweite Anerkennung von Jahr zu Jahr steige. Was sicherlich auch mit den bisherigen Preisträgern zu tun hat, darunter so bekannte Namen wie Max von der Grün, Jürgen Lodemann, Frank Goosen, Inge Meyer-Dietrich.
Warum Judith Kuckart in diesem Jahr die Auszeichnung erhält? Das erklärt Jurymitglied Dr. Hannes Krauss unter anderem damit, dass ihre Prosa, sparsam und spröde, zum Ruhrgebiet und den Menschen passt: Nicht besonders höflich, aber genau auf den Punkt! Judith Kuckart sei eine „Meisterin im Weglassen.”
Den Beweis lieferte die so Geehrte mit einer kleinen, beeindruckenden Lesung. Wie in vielen ihrer Werke erzählt sie in „Die kleine Tante” von den eher alltäglichen und zwischenmenschlichen Begebenheiten und Lebenswelten, die von außen betrachtet banal erscheinen. Bis ein einziger Satz eine ganze Lebenstragik deutlich macht: „Alleinsein schadet der Gesundheit”, und der Leser erfährt wie nebenbei, dass die „kleine Tante” ihr Leben auf den Gleisen selbst beendet hat. Eine kleine, große Geschichte!