Gladbeck.. Als Marina Baser 15 Jahre alt war, erkrankte sie an Leukämie - zum zweiten Mal in ihrem Leben. Eine Knochenmarktransplantation rettete ihr Leben. Mit dem Spender, Bob, einem Lehrer aus dem USA, verbindet sie eine tiefe Zuneigung. An ihrem 22. Geburtstag dufte sie ihn endlich in die Arme schließen.

Der Tag, an dem sie ihren Lebensretter kennenlernte, war einer der schönsten in Marina Basers Leben. Es war ihr 22. Geburtstag, der 11. Oktober. Ein Tag, den die Gladbeckerin ohne Bob aus Montana vermutlich nicht erlebt hätte. Sein Knochenmark hat ihr geholfen, die Leukämie zu bekämpfen.

Es war der 8. April 2008, als die lebensrettende Transfusion angehängt wurde. Marina lag auf der Station für Knochenmarktransplantation der Uniklinik Düsseldorf, ein Häufchen Elend, zugedröhnt mit Morphinen, geschwächt von einer starken Chemotherapie, die das Immunsystem außer Gefecht setzte, um eine Abstoßung zu verhindern.

Mit fünf Jahren erstmals Leukämie

Schon als Kind war sie an akuter myeloischer Leukämie erkrankt. Fünf Jahre alt war sie damals, Fotos zeigen ein lachendes Mädchen mit Glatze. „Nach Chemo und Bestrahlung war die Krankheit besiegt“, erzählt Marina. Neun Jahre schien alles gut. „Am 19. Dezember 2007, kurz vor Weihnachten, kam der Rezidiv.“

Der Krebs war zurück. Nur eine Knochenmarkspende würde ihr Leben retten. Familie, Freunde, Mitschüler beteiligten sich an einer Typisierungsaktion, um einen geeigneten Spender zu finden. „Meine Schule hat sich sehr für mich eingesetzt“, sagt Marina, die damals die neunte Klasse der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule besuchte. Viele Gladbecker Vereine und Gemeinden sammelten Geld für die Familie – die WAZ berichtete.

Erfolgreiche Typisierungsaktion

„1118 neue Spender haben wir damals gefunden“, erzählt Christiane Günthör, die Freundin der Familie, die zusammen mit Marinas Onkel die Aktion startete.

Marina und Bob besuchten zusammen die Transplantations-Station der Uniklinik Düsseldorf.
Marina und Bob besuchten zusammen die Transplantations-Station der Uniklinik Düsseldorf. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Marinas Lebensretter wurde in den USA gefunden, Bob Fick, ein Lehrer aus Montana, dessen Knochenmarkt neun von zehn Übereinstimmungspunkten erfüllte. Ein Glücksfall „Ihr seid zu 99 Prozent Zwillinge“, sagt Christiane Günthör augenzwinkernd.

„Tag Null“ nennt Marina diesen 8. April 2008. Ihr zweiter Geburtstag. Über den Spender wusste sie nichts. Marina beschäftigten ohnehin ganz andere Sorgen. „Ich habe am Anfang reagiert, mit Atemnot, Übelkeit, Erbrechen und Schüttelfrost.“ Trotz künstlicher Ernährung wog sie nur noch 33 Kilogramm. Nach drei Wochen endlich ein Hoffnungsschimmer, die Leukozyten (die weißen Blutzellen) erholten sich. 30 Tabletten musste sie täglich schlucken – noch heute muss sie Medikamente nehmen.

„Rumsitzen und heulen bringt mir auch nichts“,

Marina und Bob haben ihre Verbindung mit einem Schloss in Wittringen verewigt.
Marina und Bob haben ihre Verbindung mit einem Schloss in Wittringen verewigt. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Ihr Optimismus habe ihr geholfen, die schweren Zeiten durchzustehen, sagt sie. „Rumsitzen und heulen bringt mir auch nichts“, habe sie sich gesagt. Gut sechs Jahre sind vergangen, Marina geht es gut, sie hat eine Berufsausbildung gemacht und arbeitet als Altenpflegerin. Kontakt zu ihrem Spender hat sie zwei Jahre nach der Transplantation aufgenommen – so lange währt die Anonymitätsfrist, die in den USA gilt. Nach vielen E-Mails und Geschenkpaketen sahen sich Marina und Bob Weihnachten vor drei Jahren zum ersten Mal in die Augen – per Skype. „Das beste Geschenk.“

Das persönliche Treffen vergangene Woche aber war noch viel besser. Zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter kam Bob (49) nach Gladbeck. „Wir haben geheult, als die ankamen“, erzählt die junge Frau. Drei Tage hatten sie Zeit, ihren Lebensretter näher kennen zu lernen – und die vielen Parallelen. Denn die Stammzellen haben auch ihre Gene verändert. „Ich habe seine Haarfarbe und seine Augenfarbe angenommen“, erzählt sie. Auch sei sie viel emotionaler als früher – auch Bob hat nah am Wasser gebaut. Sie weinten reichlich Freudentränen. Den Kontakt werden sie halten. Täglich tauschen sie Nachrichten per Facebook aus, kommendes Jahr will Marina mit ihrem Freund nach Montana reisen. „Bei mir ist alles in Ordnung“, sagt sie lächelnd, „alles takko“.