Gelsenkirchen. Sie ist keine Ärztin - und hat dennoch jeden Tag ein Skalpell in der Hand. Das ist die spannende Arbeitsweise der Künstlerin Evangelia.
Sie ist keine Ärztin - und dennoch greift Evangelia an ihrem Arbeitsplatz regelmäßig zum Skalpell. Denn mit scharfem Schnitt schneidet die 42-jährige Künstlerin in ihrem Ückendorfer Atelier große Papier- und Stoffbahnen so lange zurecht, bis das gewünschte Werk daraus entstanden ist. Rund ein Dutzend dieser Arbeiten präsentiert die Frau mit den griechischen Wurzeln nun bei ihrer neuen Ausstellung „Edelweiß“, die am Freitagabend, 17. Januar, ab 19 Uhr in der „Werkstatt“ in Buer eröffnet wird.
Studium in Thessaloniki und in Alfter bei Bonn
Nein, ihren Familiennamen möchte sie in der Öffentlichkeit nicht preisgeben. Ihr Künstlername Evangelia müsse da ausreichen, erklärt die Künstlerin bei einer Vorbesichtigung in der „Werkstatt“. Immerhin verrät sie, dass es sich bei Evangelia um ihren richtigen Vornamen handelt. Geboren und aufgewachsen ist sie in Griechenland, genauer gesagt: in Thessaloniki. An der dortigen Aristoteles-Universität absolvierte sie auch ihr Studium im Fach „Schöne Künste“. Ein Anschlussstudiengang als „Master of Fine Arts“ ließ sie in Alfter bei Bonn folgen.
Und Bonn sollte im Jahr 2021 dann auch der Schauplatz ihrer ersten Einzelausstellung werden. Danach folgte die Teilnahme an zahlreichen Gruppenausstellungen. „Nun freue ich mich, hier in Buer meine zweite Einzelausstellung bestreiten zu dürfen“, sagt Evangelia und strahlt. Der Kontakt zur „Werkstatt“ war über das dortige Vorstandsmitglied Roland Szejstecki zustande gekommen. Er hatte die Künstlerin bei einem „Tag der offenen Ateliers“ in Ückendorf entdeckt und kennengelernt. Der Arbeitsraum von Evangelia liegt mitten im dortigen Kreativquartier am Rande der Bochumer Straße. „Dort fühle ich mich sehr, sehr wohl“, lobt die Frau, die in Essen lebt, die dortigen Bedingungen.
Beim Blick auf ein fertiges Werk fühlt die Künstlerin eine Zahl
Zunächst nahm sie ausschließlich Papercut-Arbeiten in den Fokus. Dabei bevorzugte sie 180-Gramm-Papier, das sie mit dem Skalpell bearbeitete. „Für mich ist das eine Art von Malerei - nur ein bisschen anders“, sagt Evangelia. Durch jeden Schnitt entferne man ein Stück Papier. Und die dadurch entstehenden, neuen Räume hätten einen besonderen Positiv-Negativ-Effekt für den Betrachter. Dieser soll übrigens nicht vorgeschrieben bekommen, was er im jeweiligen Werk erkennen soll. „Im Gegenteil: Ich bin immer sehr gespannt darauf, wenn die Leute mir erzählen, was sie darin sehen.“
Kurios: Ihre Arbeiten erhalten als Titel immer nur Zahlen. Diese werden aber nicht schnöde durchnummeriert. Nein, Evangelia schaut stets auf ein Werk, wenn es ihrer Meinung nach fertiggestellt ist. „Und erst dann fühle ich beim Blick darauf eine Zahl. Und so nenne ich das Werk dann auch.“ In Buer dürfen sich Besucherinnen und Besucher nun etwa auf die Arbeiten „101“, „151“ oder „2022“ freuen.
Neben Papier schneidet Evangelia auch Fleece-Stoffe zurecht
Neben Papier arbeitet die Künstlerin seit anderthalb Jahren auch mit Fleece-Stoffen. Und auch hier sorgen die Skalpell-Schnitte für spannendste Ein- und Durchblicke. Die Arbeit, die sie mit in die „Werkstatt“ gebracht hat, ist das mit Abstand größte Einzelkunstwerk dieser Ausstellung.
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Diese trägt übrigens den Titel „Edelweiß“, weil das nicht nur für einen Farbton steht, den sie mit Abstand am meisten schätzt. Sondern auch die gleichnamige Blume mag sie sehr. „Die steht für mich für Mut, Tapferkeit und Liebe.“ Bis zum 28. Februar (immer dienstags bis freitags, 16-18 Uhr) können alle Interessierten nun schauen, ob sie das alles auch in den Werken von Evangelia wiederentdecken.
Einführung durch Kunsthistoriker Lukas Schepers
Bei der Ausstellungseröffnung am Freitag, 17. Januar, sind alle Neugierigen herzlich willkommen in der „Werkstatt“ an der Hagenstraße 34 in Buer. Der Eintritt ist frei. Der Kunsthistoriker Lukas Schepers wird ab 19 Uhr eine Einführung in den Abend geben. Wer sich über die Künstlerin informieren will, kann dies im Internet tun unter: www.evangelia8.art.