Gelsenkirchen. Giuseppe hat Blutkrebs – große Typisierungsaktion im Gelsenkirchener Sport-Paradies. Vater: „Das ist erstmal unsere letzte und einzige Hoffnung.“

Diese Geschichte zerreißt einem das Herz: Der kleine Giuseppe hat Akute Leukämie – und seine einzige Chance auf Heilung ist eine Stammzellspende. Für den Siebenjährigen aus Gelsenkirchen-Horst bitten seine Eltern nun inständig um Hilfe: „Ohne die Spende werden wir keine Möglichkeit haben“, sagt Giuseppes Vater Salvatore Mancuso im Gespräch mit der WAZ. Der 38-Jährige und seine Frau Melanie hoffen jetzt, dass sich möglichst viele Menschen bei der geplanten Typisierungsaktion im Sport-Paradies (Adenauerallee 118 in Erle) am Sonntag, 19. Januar, in der Zeit von 12 bis 18 Uhr registrieren lassen.

Gelsenkirchen: Siebenjähriger Giuseppe braucht dringend einen Spender

Die Diagnose Akute Leukämie, sie reißt der Familie vom einen auf den anderen Tag den Boden unter den Füßen weg: „Es ist nichts mehr so, wie es Anfang November war“, berichtet Salvatore Mancuso. Giuseppe sei im November des vergangenen Jahres relativ lange krank gewesen. „Drei Wochen lag er zu Hause flach“, erinnert sich sein Vater. Die Eltern vermuteten Scharlach oder einen Magen-Darm-Virus, als es Giuseppe zunehmend schlechter ging, fuhren sie mit ihm in die Kinderklinik nach Bottrop. „In der Hoffnung, dass es nur eine Entzündung ist.“

Giuseppe (7) mit seinen Eltern Melanie und Salvatore Mancuso.
Giuseppe (7) mit seinen Eltern Melanie und Salvatore Mancuso.

Dann sei alles „sehr, sehr schnell“ gegangen, erinnert sich der Familienvater. Der gelernte Maler und Lackierer ist relativ gefasst, während er von diesen dunklen Tagen erzählt. Giuseppe hätte extrem erhöhte Werte gehabt, die Anzahl der weißen Blutkörperchen sei zehnmal so hoch wie bei einem gesunden Menschen gewesen. „Die Ärzte haben das als Phänomen bezeichnet, das hatten sie zuvor so noch nie erlebt“, erzählt Mancuso. Sie alle hätten sich gewundert, weil er eben auch „noch so munter gewesen sei“.

„Es fühlte sich an, als würden wir in ein tiefes Loch geschmissen und dann haut jemand noch mit einem Hammer drauf“, beschreibt Salvatore Mancuso die Gefühlslage kurz nach der Diagnose. „Dass es uns getroffen hat“, das sei schwer zu fassen gewesen. „Wir haben ein paar Tage gebraucht, bis wir das überhaupt realisieren konnten.“

„Es ist nichts mehr so, wie es Anfang November war“: Der sieben Jahre alte Giuseppe aus Gelsenkirchen-Horst hat Blutkrebs. Sein Vater Salvatore Mancuso (links), seine Mutter Melanie und die gesamte Familie hoffen nun, bei der Typisierungsaktion einen Stammzellspender zu finden.
„Es ist nichts mehr so, wie es Anfang November war“: Der sieben Jahre alte Giuseppe aus Gelsenkirchen-Horst hat Blutkrebs. Sein Vater Salvatore Mancuso (links), seine Mutter Melanie und die gesamte Familie hoffen nun, bei der Typisierungsaktion einen Stammzellspender zu finden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Giuseppe wird kurz nach den Untersuchungen in Bottrop umgehend in die Uniklinik Essen verlegt. Hier bekommt er unmittelbar nach der Diagnose auch schon die erste Chemo-Therapie, „die er aber leider sehr schlecht vertragen hat“, erinnert sich sein Vater. Die ersten Wochen, sie waren hart für die Familie.

Die Vorweihnachtszeit und auch die Weihnachtstage verbringen sie im Krankenhaus. Erst an Silvester kann Giuseppe für wenige Tage wieder nach Hause. Es sei anders gewesen, antwortet Salvatore Mancuso auf die Frage, wie das Fest unter diesen Bedingungen für sie verlaufen sei. „Die Tage waren trotzdem schön für ihn. Und wir konnten kurz vergessen, wo wir sind.“

Giuseppe wird eine kleine Schwester bekommen – den Namen hat er ausgesucht

Nicht nur das Weihnachtsfest läuft für die Mancusos so, wie sie es sich niemals hätten vorstellen wollen. Giuseppes Mutter Melanie ist im achten Monat schwanger, Giuseppes kleine Schwester soll in wenigen Wochen zur Welt kommen. Der Siebenjährige durfte den Namen aussuchen: Emilia. Den Start in ein Familienleben zu Viert hatten sie sich anders ausgemalt. Doch sie haben großen Rückhalt, innerhalb der Familie („Ohne die hätte ich das nicht geschafft“), aber auch im Freundes- und Bekanntenkreis. Sie habe so viel Hilfe erreicht, „das hat uns richtig Kraft gegeben.“

Und wie geht Giuseppe, dieser „sehr humorvolle und sportliche Junge“, der das Schwimmen und noch mehr das Motorradfahren liebt, mit all dem um, was nun über ihn hereingebrochen ist? „Er ist sehr wissbegierig und möchte möglichst alles erfahren“, schildert sein Vater. Aber: „Er findet das Ganze auch sehr unfair und ich sage ihm immer: Du darfst wütend sein.“ Bei aller Wut, Angst und Traurigkeit spüre Mancuso dennoch, „dass er sehr stark ist“.

„Giuseppe möchte leben“: Der Aufruf zur großen Typisierungsaktion am 19. Januar im Gelsenkirchener Sportparadies.
„Giuseppe möchte leben“: Der Aufruf zur großen Typisierungsaktion am 19. Januar im Gelsenkirchener Sportparadies. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Der Junge ist mein Leben“, so Vater Mancuso, er würde „Himmel und Hölle in Bewegung setzen“, damit seinem Giuseppe geholfen wird. Noch zu Beginn habe er gedacht: „Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll.“ Heute sagt er: „Man muss einfach für ihn funktionieren. Ich bin da, um ihn glücklich zu machen.“ Auch wenn es manchmal so fürchterlich schwer ist.

Etwa, wenn Salvatore Mancuso und seine Frau von den Ärzten erfahren, dass die Wahrscheinlichkeit, diese Krankheit überhaupt zu bekommen, wie „ein Sechser im Lotto“ sei. Durch zwei Gendefekte sei das Risiko zudem sehr hoch, dass die Leukämie nicht durch eine Chemo-Therapie behandelt werden kann und wiederkommt.

Wie viel dieser 19. Januar, diese Typisierungsaktion im Gelsenkirchener Sport-Paradies, der Familie also bedeutet, wird aus diesen Worten Salvatore Mancusos klar: „Ob das unsere letzte und einzige Hoffnung ist? Erstmal ja.“

Die Typisierungsaktion am Sonntag, 19. Januar, im Sport-Paradies wird durchgeführt von der Knochenmarkspenderzentrale Universitätsklinikum Düsseldorf (KMSZ). Sie findet statt in der Zeit von 12 bis 18 Uhr. Als Spender von Blutstammzellen können sich alle gesunden, volljährigen Personen bis zu einem Alter von 55 Jahren registrieren lassen. Die Gewebemerkmale werden aus Zellen der Mundschleimhaut typisiert – per Wangenabstrich mit einem Wattestäbchen. Weitere Informationen unter kmsz.de