Gelsenkirchen. Um sich in Sachen Gastronomie besser aufzustellen, hat die Stadt Gelsenkirchen ein Expertengutachten in Auftrag gegeben. Die Kosten: fünfstellig.

Die Corona-Pandemie brachte harte Zeiten für die Gastronomen mit sich: Monatelang mussten die Betriebe geschlossen bleiben. Um ihren Wirtinnen und Wirten über die Zeit zu helfen, hatte die Stadt Gelsenkirchen Geld in die Hand genommen, unter anderem für Pop-up-Biergärten: Außengastronomie war in Corona-Zeiten bekanntlich Trumpf. Die Idee kam an: Jetzt hat sich ein politisches Gremium mit der Frage beschäftigt, wie man das Thema Außengastronomie auch außerhalb von Corona bespielen kann.

Der Hintergrund: Im vergangenen Dezember hatte der Rat der Stadt auf Antrag der SPD beschlossen, eine sogenannte Potenzialanalyse für die Außengastronomie durchzuführen. Dadurch sollten neue Formen (unter anderem etwa die Pop-up-Biergärten) sowie mögliche Flächen für die Außengastronomie identifiziert werden. Den Auftrag bekam die Agentur „Durchstarter Gastronomieberatung“ aus Essen, Agenturinhaber Bernd Kochem war jetzt zu Gast im Wirtschaftsausschuss, um die Ergebnisse seiner Arbeit vorzustellen. 30.000 Euro hatte sich die Stadt die Analyse kosten lassen.

Diese Flächen in Gelsenkirchen hält der Experte für geeignet

„In der Gastronomie ist es ein bisschen so wie beim Fußball“, sagte Kochem: „Da gibt es bekanntlich 82 Millionen Bundestrainer.“ Soll heißen: Wie Gastronomie funktioniert, das glaubt fast jeder (besser) zu wissen. Dem sei aber nicht so, betonte Kochem. Das fange schon bei einer verzerrten Perspektive an: „Wenn ich am Wochenende in einem Biergarten bin und überall volle Tische sehe, komme ich schnell zu dem Schluss, dass der Laden gut läuft.“ Unter der Woche aber könnte das schon wieder ganz anders aussehen.

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Kochem hatte das Stadtgebiet auf Flächen untersucht, an denen sich Außengastronomieformate wie etwa Pop-up-Biergärten lohnen könnten, und identifizierte fünf Standorte, die dafür am besten geeignet sind. Wenig überraschend befinden sich darunter die Domplatte in Buer, der Heinrich-König-Platz beziehungsweise Neumarkt in Altstadt, der Ückendorfer Schulte-Im-Hofe-Platz sowie das Gelände an der Kaue und der Vorplatz des Musiktheaters. Der richtige Standort, führte der Gastronomie-Experte aus, sei aber noch kein Garant für den wirtschaftlichen Erfolg eines Pop-up-Biergartens. Auch das Wetter habe erheblichen Einfluss, so Kochem, und rechnete vor: 2024 habe es gerade einmal 24 Wochenendtage gegeben, an denen die Temperaturen über 24 Grad gelegen hätten.

So will die Verwaltung das Thema jetzt weiter angehen

Gelsenkirchens Wirtschaftsdezernent Simon Nowack schilderte noch einmal, wie es dazu kam, dass die Potenzialanalyse in Auftrag gegeben wurde. „In der Coronazeit haben wir ja Hilfen für die Gastronomen aufgelegt, um die Innenstädte zu beleben und den Bürgern ein Gastroangebot zu machen“, so Nowack. Die Sondermittel dafür seien allerdings nur bis zum Jahr 2022 fortgeführt worden. „Jetzt haben wir die Anregungen aus der Politik aufgenommen – und finden es spannend zu sagen, wir nehmen einmal zwei Standorte und schauen, was wir dort machen können“, so Nowack.

50.000 Euro hatte die Politik im vergangenen Jahr für diese Maßnahme in den städtischen Haushalt eingestellt: 30.000 Euro davon wurden für die Potenzialanalyse ausgegeben. „Die Restmittel versuchen wir, in den Haushalt 2025 zu verschieben, um dann zwei Projekte anzustoßen“, so Wirtschaftsdezernent Simon Nowack.