Gelsenkirchen. Zum 60. Mal fand in Gelsenkirchen ein Gedenken an die jüdischen Opfer der Naziherrschaft statt. Dabei waren auch aktuelle Ereignisse Thema.
Am 9. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen, wurde Jagd auf jüdische Mitbürger gemacht. Die Novemberpogrome waren ein weiterer Schritt auf dem Weg in den Holocaust. Seit 60 Jahren gedenken Bürgerinnen und Bürger in Gelsenkirchen am 9. November der Opfer, so auch am vergangenen Samstag.
Mehrere hundert Menschen waren dem Aufruf der Demokratischen Initiative zur Teilnahme an einem Schweigezug und anschließender Kundgebung gefolgt. Der Schweigezug folgte dem Weg, der im Jahr 1964 über die Bahnhofstraße und Arminstraße bis zur Georgstraße 2 führte. Dort stand die Synagoge bis zu ihrer Zerstörung am 9. November 1938. Es dauerte fast 70 Jahre, bis an gleicher Stelle die Neue Synagoge feierlich eröffnet wurde.
Vorsitzende der Gelsenkirchener jüdischen Gemeinde: „Das war blanker Judenhass“
Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Slava Pasku, erinnerte die Teilnehmer daran, dass Antisemitismus leider keine Sache sei, die in der Vergangenheit liege. Schmerzlich seien die Ereignisse vor wenigen Tagen gewesen, als vor einem Fußballspiel in Amsterdam Fans der israelischen Mannschaft attackiert, getreten und geschlagen wurden. „Das geschah, weil man Jüdinnen und Juden angreifen wollte. Es war blanker Judenhass.“ Dies mache deutlich, dass es nötiger sei denn je, gegen Gewalt und Menschenfeindlichkeit eindeutig Stellung zu beziehen, so Pasku.
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Mit Gebeten wie dem Kaddisch, einem Gebet für die ermordeten Juden Europas, wurde der Opfer gedacht und Orte des nationalsozialistischen Vernichtungswahns wie Auschwitz, Dachau, Ravensbrück oder Buchenwald in Erinnerung gerufen. Oberbürgermeisterin Karin Welge dankte den Falken, die 1964 die erste Gedenkveranstaltung organisiert hatte, für ihr Engagement: „Vor allem jenen, die 1964 den Mut hatten, auf die Straßen zu gehen – und allen, die diese Tradition beibehalten und gepflegt haben, über sechs Jahrzehnte, bis heute.“ Welge forderte dazu auf, sich auch weiterhin sichtbar und eindeutig gegen Entwicklungen zu stellen, die die Demokratie gefährden.