Gelsenkirchen-Resse. In Gelsenkirchens ländlichem Osten hält ein Landwirt Gänse. Ein knappes halbes Jahr leben die Vögel dort – und werden vor Ort geschlachtet.
Wenn man hier steht, fällt es schwer zu glauben, dass man sich mitten im Ruhrgebiet befindet. Die Oktobersonne taucht die Wiesen in goldenes Licht, wohin man sieht, ist es grün und ländlich. Statt Autolärm ist Geschnatter zu hören: Dafür sorgen die 300 Gänse, die über die leicht matschige Wiese laufen. „Wenn‘s etwas schlammig ist, fühlen sie sich wohl“, sagt Michael Föcker. Der Gelsenkirchener Landwirt kennt sich mit Gänsen aus.
Föcker leitet den Eckermannshof, einen Traditionsbetrieb in Resse. Schon seit vielen Jahren hält er neben anderen Tieren auch Gänse, „mein Großvater hat schon damit angefangen“, erinnert sich der Landwirt. Wobei die weißen Vögel im Gegensatz zu anderen Tieren jeweils nur etwa ein halbes Jahr auf dem Hof bleiben. „In der Regel bekomme ich die Tiere im Mai als Küken“, berichtet Föcker, „und dann haben sie bis Ende Oktober, Anfang November Zeit zu wachsen.“ Dann stehen mit dem Martinstag und natürlich Weihnachten zwei Termine an, bei denen traditionell Gans auf den Tisch kommt.
Gänse werden auf dem Gelsenkirchener Hof geschlachtet
Bis dahin führen die Gänse auf dem Eckermannshof aber kein schlechtes Leben. „In der ersten Woche bleiben sie noch im Stall“, sagt Michael Föcker, „danach geht es auf die Wiese.“ Die ist groß, bietet sowohl genügend Auslauf als auch viel Gras zum Fressen. „Als Beifutter bekommen sie Getreide, zunächst Weizen, am Ende Hafer, dann werden sie nicht so fettig“, sagt Föcker. In der Haltung seien Gänse robust und pflegeleicht. „Keine von den 300 Gänsen ist in diesem Jahr krank geworden“, so der Landwirt – auch ein Zeichen für eine gute Haltung.
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Am Ende des Resser Gänselebens steht die Schlachtung – und auch hier bemüht sich Föcker, die Prozedur für die Tiere so stressfrei wie möglich zu halten. „Im Gegensatz zu anderen Betrieben, die ihre Gänse zu einem Schlachthof bringen und sie durch lange Transportwege stressen, werden die Tiere hier bei uns auf dem Hof geschlachtet – von mir selbst“, sagt der Landwirt. Ab dem 11. November werde einmal pro Woche geschlachtet, auf Bestellung der Kundinnen und Kunden, die dann immer freitags und samstags ihre Gänse im Hofladen abholen können.
Pläne für Naturschutzgebiet bereiten dem Landwirt Sorgen
Durchschnittlich zwischen viereinhalb und fünf Kilogramm brächten die Gänse auf die Waage. „Wir geben sie küchenfertig ab“, sagt Föcker, „also gerupft und ausgenommen.“ Herz, Leber und Magen bekämen die Kunden dazu – „leider können heutzutage immer weniger Menschen etwas damit anfangen“, bedauert der Landwirt, „dabei ist gerade eine Gänseleber etwas sehr Feines.“
Ob er auch im nächsten Jahr noch Gänse auf seinem Hof halten wird, das weiß Michael Föcker noch nicht. Bekanntlich will die Stadt im Rahmen des neuen Landschaftsplans mehr Flächen als bislang als Naturschutzgebiete ausweisen: Das hat Folgen für die Landwirtschaft, auch für Michael Föcker. „Für uns Bauern gelten dann wesentlich strengere Auflagen, was etwa das Düngen oder auch die Errichtung von Zäunen angeht“, so Föcker – ob sich die Gänsehaltung dann noch lohne, sei noch nicht ganz klar.
Der Eckermannshof blickt auf eine mehr als 500 Jahre andauernde Geschichte zurück. Heute bewirtschaftet die Familie Föcker den Betrieb, hält dort neben Gänsen auch Rinder und Hühner. Außerdem werden dort auf insgesamt 70 Hektar Mais, Getreide, Kartoffeln, Erdbeeren und Bohnen angebaut. Inzwischen nicht mehr wegzudenken ist der Hofladen, in dem die Kundinnen und Kunden alles da kaufen können, was auf dem Hof angebaut wird.