Gelsenkirchen. Eines von Beethovens Schlüsselwerken kommt in veränderter Form auf die Bühne des Gelsenkirchener Musiktheaters - als Messe der Weltreligionen.

Die „Missa solemnis“ gilt als eines der Schlüsselwerke in der Schaffenszeit des großartigen Komponisten Ludwig van Beethoven. Diese zwischen 1819 und 1823 komponierte Arbeit zählt zu den berühmtesten Messen der abendländischen Kunstmusik. Und nun kommt sie in einer besonderen, spürbar veränderten Form auf die Bühne des Musiktheaters im Revier (MiR). Denn am Samstag, 2. November, präsentiert das Marcus Schinkel Trio gemeinsam mit der Neuen Philharmonie Westfalen (NPW), dem MiR-Opernchor und mehreren Solisten eine erweiterte Variante, die nicht umsonst die Überschrift „MiR goes Jazz“ trägt.

Die monumentale Messe wurde vor fast genau 200 Jahren komponiert

Das um 19 Uhr beginnende Konzert startet zwar wie gewohnt mit dem „Agnus Dei“ und dem „Credo“ aus Beethovens monumentaler Messe, die er zwischen 1819 und 1823 - also vor fast genau 200 Jahren - komponiert hat. Doch dann setzt Schinkel neue Akzente: Der 56-jährige Komponist und Pianist, der in Essen geboren wurde und nun in Bonn lebt, fügt dann sein Werk „Credo in unum mundum“ ein.

Elementarer Bestandteil dieser Erweiterung ist der Auftritt von vier Sängerinnen und Sängern, die die vier neben dem Christentum existierenden Weltreligionen verkörpern sollen. Dies sind: Jan Issa (islamischer Tenor), Alexander Morogovski (jüdischer Bariton), Prashanti Sankaran (hinduistischer Alt) und Enkhtuya Jambaldorj (buddhistische Sängerin). „Für mich soll diese Produktion eine atemberaubende Feier des völkerverbindenden Glaubens an die eine Welt sein“, erklärte Schinkel im WAZ-Interview.

Als Kulturbotschafter ist Marcus Schinkel in aller Welt unterwegs

Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung spielt auch das Jazz-Trio, das Schinkel bereits im Jahr 1989 im niederländischen Arnheim gegründet hat. Neben dem Namensgeber, der Piano und Synthesizer spielt, gehören auch Wim de Vries (Schlagzeug) und Fritz Roppel (Bass) zur Formation. Schinkel gilt nicht nur als Wandler zwischen musikalischen Genres wie Jazz, Klassik, Rock und Weltmusik. Er ist auch als Kulturbotschafter für die Botschaften der Bundesrepublik und andere Kulturinstitutionen regelmäßig im offiziellen Auftrag in aller Welt unterwegs.

„Auf all meinen Reisen habe ich auch festgestellt, welch verbindenden Charakter die Musik hat. Sie kann wildfremde Menschen zusammenbringen. Und in Zeiten, in denen immer radikalere Parteien die Gesellschaften nur noch spalten wollen, halte ich unsere Produktion für einen wertvollen Beitrag. Wir wollen zeigen, dass das Verbindende unter allen Menschen doch viel, viel schöner ist.“

Uraufführung fand 2022 anlässlich des „Beethovenfestes“ in Bonn statt

Oft aufgeführt wurde diese konzertante, interreligiöse Messe bislang nicht. Ihre Uraufführung erlebte sie im September 2022 in der Kreuzkirche Bonn. Anlass war damals das „Beethovenfest“ in Beethovens Geburtsstadt Bonn, das zum 250. Geburtstag des Komponisten gefeiert wurde.

Beethoven beeindruckt Marcus Schinkel übrigens bis heute wie kaum ein anderer. „Er galt zu Lebzeiten als ein Meister der Improvisation“, sagt Schinkel und fügt mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: „In heutigen Zeiten wäre er deshalb bestimmt Jazz-Musiker geworden...“