Gelsenkirchen. Allzu häufig kommt die Gelsenkirchener Stadtverwaltung als Verhinderer, statt als Ermöglicher daher. Dabei propagiert die OB was ganz anderes.

Sie möchte, dass sich noch mehr Gelsenkirchener aktiv beteiligen, ihre Stadt besser zu machen. Sie möchte ehrenamtliches Engagement fördern - in Vereinen, der Nachbarschaft, im Großen und im Kleinen, sagte Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) einst im Interview mit dieser Redaktion: „Der Staat wird nicht alles leisten können. Deswegen sollten wir doch wirklich überlegen, wie kriegen wir das gemeinsam hin?“. 

Mit den Bezirksforen, bei denen Bürger, Vereine, Initiativen um öffentliche Gelder für ihre Projekte werben können, fördert die Stadt einerseits bürgerschaftliches Engagements niederschwellig, unkompliziert, effektiv. Im Alltag jedoch dominiert eine andere Erfahrung. Denn tatsächlich ist es so, dass „die Stadt“ häufig vielmehr als Verhinderer, denn als Ermöglicher wahrgenommen wird. So manch ein Sachbearbeiter hat die Worte seiner obersten Dienstherrin wohl nicht so recht vernommen.

Diesen Vorwurf an die Stadt Gelsenkirchen hört man immer wieder

Die Gelsenkirchener Stadtverwaltung sollte Ehrenamtler unterstützen, statt sie zu behindern - das meint WAZ-Lokalchef Sinan Sat.
Die Gelsenkirchener Stadtverwaltung sollte Ehrenamtler unterstützen, statt sie zu behindern - das meint WAZ-Lokalchef Sinan Sat. © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Dass es am Mangel nicht mangelt, ist wahrlich keine Gelsenkirchener Besonderheit, aber je weniger Geld eine Stadt hat, desto langsamer wird für gewöhnlich die Liste der Dinge abgearbeitet, die repariert oder erneuert werden müssen. Dabei könnten viele Arbeiten von den Menschen vor Ort selbst erledigt werden, im Zweifel sogar selbst finanziert. Doch statt Vereinen und Pflegschaften zu helfen, sich selbst und damit der Gemeinschaft zu helfen, hört man in Gesprächen mit Verantwortlichen in Vereinen und Schulen oder Kitas immer und immer wieder, dass die Stadt einen Paragrafen nach dem anderen reite, um brüsk darzulegen, warum man vor Ort nicht selbst Hand anlegen dürfe.

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Da sind zum Beispiel die Grundschulen, in denen die Kinder ihre Lehrer um Toilettenpapier fragen müssen, weil dieses nicht mehr in den WC-Räumen ausgelegt wird, bis endlich vermeintlich vandalismussichere Toilettenpapierhalter angebracht sind. Weil es nicht genug Hausmeister gibt, braucht das Anbringen der Halter aber etliche Monate. Lehrer oder Eltern könnten diese in wenigen Minuten montieren. Dürfen sie aber nicht - ein Hoch auf unsere Kleinkariertheit!

Dieselbe Engstirnigkeit erlebt auch die SSV Buer, die nur zu gerne selbst ihre Probleme lösen würde, weil die Stadt nicht aus dem Quark kommt. Doch statt den engagierten Menschen dort aus Dankbarkeit die Hände zu küssen und mit ihnen an Lösungen zu arbeiten, wie man geltendes Recht im Sinne der Gemeinschaft offener auslegen kann, zeigt man ihnen nur auf, was alles nicht geht. Vom Dienst am Bürger keine Spur. „Möglichst möglich machen!“, muss die Devise lauten für die Mitarbeiter der Verwaltung. Denn OB Welge hat ja recht, wenn sie sagt, der Staat kann nicht alles leisten. Er sollte aber auch nicht im Weg stehen, wenn es gute Alternativlösungen gibt.