Gelsenkirchen-Buer. Marcel Denneborg ist Vorsitzender des SSV Buer. Er beschwert sich über die Stadt Gelsenkirchen: Bei vielen Problemen bekomme der Club kaum Hilfe.
Die SSV Buer ist so etwas wie ein Vorzeigeclub, zumindest im Norden von Gelsenkirchen. Hier wird ganz viel Wert auf Integration und Inklusion gelegt, immer wieder wird der Club dafür ausgezeichnet. Erst kürzlich belegte die SSV beim Vereinswettbewerb „(M)ein Verein gegen Rassismus“ der Deutschen Sportjugend und des Deutschen Olympischen Sportbundes den ersten Platz unter 77 Vereinen aus ganz Deutschland. „Die Stadt Gelsenkirchen schmückt sich gern mit dem, was wir hier aufgebaut haben“, sagt der Vereinsvorsitzende Marcel Denneborg. „Da kann ich nicht verstehen, dass man uns seitens der Stadt immer wieder Steine in den Weg wirft.“
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Marcel Denneborg macht eigentlich nicht den Eindruck, als wäre er ein Mensch, der sich schnell über Dinge aufregt. Seit acht Jahren ist er Vorsitzender der SSV Buer, im Verein aktiv ist er schon deutlich länger. Denneborg ist Ehrenamtler aus Überzeugung, weiß um die Bedeutung, um die Wichtigkeit von Menschen, die sich in ihrer Freizeit für eine gute Sache engagieren. Bei einem Rundgang über das Vereinsgelände am Stadion Löchterheide zeigt er aber auch, was ihm auf der Seele drückt.
Vereinsvorsitzender ist sauer auf die Stadt Gelsenkirchen
Die erste Station: Der Aschenplatz. Die Ränder sind vermoost, einen noch desolateren Eindruck machen die Stehplatzstufen, die um den Platz angeordnet sind. So desolat, dass sie nicht benutzt werden dürfen: „Die Stufenanlage bitte nicht betreten. Stolpergefahr!“ steht auf einem Schild am Platz. „Hier ist schon seit Jahren nichts mehr gemacht worden“, sagt Denneborg, und zeigt auch auf die Flutlichtmasten. „Das sind uralte Leuchtmittel, die verbrauchen eine Unmenge an Strom.“
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Zuständig für die Anlage ist die Stadt Gelsenkirchen. Der Verein habe der Stadt vorgeschlagen, den Platz zu pachten und in Eigenregie, etwa mit der Hilfe von Sponsoren, einen Kunstrasenplatz, Tribünen und eine moderne Flutlichtanlage zu errichten. „Die einzige Antwort der Stadt war: Dann müsst ihr auch die anfallenden Straßenreinigungsgebühren für Ost- und Nordring bezahlen“, sagt Denneborg – der Platz grenzt an beide Straßen. „Mehr nicht. Bis heute hat sich dort niemand bereit erklärt, uns Ehrenamtlern entgegenzukommen.“
Bei Regen verwandelt sich der Weg zum Platz in einen Fluss
Weiter geht der Rundgang, nächster Stopp: der Rasenplatz. „Hier hat im Frühjahr 2023 das letzte Meisterschaftsspiel stattgefunden“, sagt Denneborg. Den Grund dafür hört man, wenn man den Platz betritt: Es schmatzt unter den Schuhen, der Boden ist nass. „Seit sieben Jahren ist die Drainage kaputt, die den Platz entwässert“, sagt der Vorsitzende. Für eine Reparatur sei aber kein Geld da. „Einmal hatten wir kurz Hoffnung, als uns jemand von der Stadt anrief und sagte, die Arbeiten würden demnächst starten“, berichtet Denneborg eine kuriose Anekdote. „Aber nur ein paar Tage später kam das Kommando zurück: Anscheinend war der Stadt da aufgefallen, dass die Reparatur der Anlage mehr als 5000 Euro kosten würde – auf diese Idee hätte man eigentlich auch schon vorher kommen können.“
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Weiter geht‘s zum Kunstrasenplatz. Der Weg dahin ist mit roter Asche bedeckt und führt leicht abwärts – ein weiteres Problem. „Wenn es stärker regnet, verwandelt sich das hier in einen schlammigen Fluss“, sagt Denneborg. Zwar gibt es am Rand des Weges Gullys, um das Regenwasser aufzunehmen, aber nur theoretisch: Sie sind so mit roter Asche überdeckt, dass sie auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen sind. „Für Menschen mit Behinderungen ist der Platz bei schlechtem Wetter nicht zugänglich – und das bei einem Verein, der großen Wert auf Inklusion legt.“ Auch hier geschieht – nichts.
Ans Aufgeben denkt Marcel Denneborg nicht
Denneborg fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen. „Vertreterinnen und Vertreter der Stadt kommen gerne vorbei, wenn es bei uns mal wieder etwas zu feiern gibt, oder wenn wir mal wieder eine Auszeichnung bekommen“, sagt der Vorsitzende. „Aber wenn wir Hilfe brauchen, stehen wir oft vor verschlossenen Türen.“ Vor allem treibt den Vereinsvorstand der fehlende Platz um. „Wir können gerade keine Kinder aufnehmen, weil wir schon jetzt Probleme haben, unsere vielen Mannschaften auf die verbliebenen Plätze zu verteilen“, sagt er. „Das ist doch keine Art und Weise, mit dem Thema Zuwanderung umzugehen. Man kann doch nicht einfach den Platz sperren und sagen ,Ihr kommt hier nicht rein!‘“
Ans Aufgeben denkt er aber nicht. „Dazu macht mir der Job zu viel Spaß – und es braucht doch auch Ehrenamtler, die sich engagieren.“