Gelsenkirchen-Hassel. Diese Lösung gibt‘s im Streit um Grundstücke für den millionenteuren Radweg von Herten nach Gelsenkirchen. Wo es hakt, wie es weitergeht.

Sie ist ein Vorzeigeprojekt der Stadt- und Landschaftsentwicklung, die von der EU geförderte „Allee des Wandels“: Wo einst auf Bahntrassen Kohle und Koks transportiert wurden, können Ausflügler heute den Strukturwandel der Region buchstäblich er-fahren. Bislang freilich nur in Herten, weil die Verlängerung dieses Fuß- und Radwegs nach Gelsenkirchen seit Jahren auf Eis liegt.

Zweimal musste der ursprünglich für 2021 geplante Baustart der Teilstücke in Westerholt und Hassel schon verschoben werden. Nun aber kommt endlich Bewegung in die Grundstücks-Verhandlungen mit der Deutschen Bahn. Und ein Happy End scheint absehbar.

Dass der Regionalverband Ruhr (RVR) trotz einiger Hürden an dem Lückenschluss festhält, hatte er mehrfach betont. Er realisiert das Projekt in Abstimmung mit den Städten Recklinghausen, Herten und Gelsenkirchen. 2012 war Baubeginn für die bislang zehn Kilometer lange und rund acht Millionen Euro teure „Allee des Wandels“ von der Halde Hoheward in Herten-Süd durch Stuckenbusch und Disteln zum Gelände Schlägel & Eisen in Langenbochum, vorbei am Hof Wessels hin zur Langenbochumer Straße in Westerholt, wo der asphaltierte Weg abrupt endet.

Problem: Deutsche Bahn will Flächen in Herten-Westerholt nicht an RVR verkaufen

Von dort aus soll künftig ein erster, 600 Meter langer Teilabschnitt ab der Langenbochumer Straße bis zur Bahnhofstraße (angrenzend an das Gelände der Neuen Zeche Westerholt) führen. In einem zweiten Schritt ist geplant, den Radweg auf Gelsenkirchener Gebiet von der Polsumer Straße bis zur Begmannsglückstraße auszubauen.

Das Problem: Parallel zur aktiven Bahntrasse zwischen Langenbochumer und Bahnhofstraße in Westerholt sind Grundstücke der Deutschen Bahn Netz AG nötig, die diese (Stand Anfang 2023) wegen des Schienenverkehrsausbaus und der Reaktivierung alter Bahntrassen nicht verkaufen wollte. Eineinhalb Verhandlungsjahre später steht nun fest: Dabei bleibt es auch.

Diese Lösung haben RVR und Deutsche Bahn ausgehandelt

Der Radweg „Allee des Wandels“ endet bislang abrupt in Herten-Westerholt (Foto). Wenn alles nach Plan läuft, soll er 2027/28 nach Gelsenkirchen verlängert werden.
Der Radweg „Allee des Wandels“ endet bislang abrupt in Herten-Westerholt (Foto). Wenn alles nach Plan läuft, soll er 2027/28 nach Gelsenkirchen verlängert werden. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Dennoch zeichnet sich eine Lösung ab: „Nach einem intensiven Abstimmungsprozess wird für die erforderlichen Flächen ein Gestattungsvertrag geschlossen. Der Abschluss befindet sich in der finalen Phase“, so eine RVR-Sprecherin. Was die 550 Meter lange Wegeverbindung auf Gelsenkirchener Gebiet angeht, so verhandele der RVR gerade mit der Eigentümerin Ruhrkohle AG (RAG) über einen Flächen-Ankauf. Eingebunden ist auch die Stadt Gelsenkirchen, da sie künftig für die dauerhafte Unterhaltung des Rad- und Fußwegs verantwortlich zeichnen soll.

Wie berichtet, gestalteten sich die Abstimmungen gerade wegen der Aus- und Umbaupläne der Deutschen Bahn insgesamt recht kompliziert. Nun biegen die Akteure aber offenbar allmählich auf die Zielgerade ein - auch wenn sich der Baustart noch einige Jahre verzögert.

Gelsenkirchener Verwaltung will Radweg in Eigenregie noch weiter verlängern

Denn wie die RVR-Sprecherin erläutert, müssen für beide Teilabschnitte erst noch unterschiedliche Gutachten erstellt werden. Nötig sei etwa eine artenschutzrechtliche Prüfung. Wenn aber alles wie geplant läuft, könnte Ende 2025/Anfang 2026 für beide Abschnitte ein Förderantrag bei der Bezirksregierung Münster gestellt werden. Baubeginn wäre dann - Stand jetzt - 2027/2028. Das Teilstück an der Neuen Zeche Westerholt soll freilich bereits 2025 in Angriff genommen werden, so Geschäftsführer Bernd Lohse. Zur Höhe der veranschlagten Investitionskosten wollte sich der RVR nicht äußern.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++ 

Eine zweite Unklarheit gibt es darüber hinaus in Sachen weitere Verlängerung: Während Gelsenkirchen mit der „Allee des Wandels“ nicht nur den Glückaufpark Hassel, sondern auch „den Energieberg Scholven mit seinen beiden Windrädern sowie die Westfälische Hochschule in Buer verbinden“ will (so Baurat Christoph Heidenreich im September 2022), gibt sich der RVR in diesem Punkt unwissend: Darüber sei man nicht informiert, heißt es.

Für weitere Verlängerung nach Scholven und Buer sollen vorhandene Radwege genutzt werden

Martin Schulmann konkretisiert auf Nachfrage der Redaktion als Stadtsprecher: „Tatsächlich wird die ,Allee des Wandels‘ in Richtung Süden zur Westfälischen Hochschule bzw. zur Hugo-Trasse und in Richtung Norden ins Münsterland bzw. nach Scholven/Dorsten einen Anschluss bekommen. Dieser Anschluss sollte aber immer schon über vorhandene Radwege erfolgen und entsprechend ausgeschildert werden. Bautätigkeiten sind hier nicht erforderlich.“

Eine entsprechende Ausschilderung soll erst nach Abschluss der Bauarbeiten an den beiden Teilstücken in Westerholt und Hassel erfolgen, so Schulmann weiter. „Sonst entsteht eine Lücke im Radweg.“