Gelsenkirchen. Beiwagen-Star und Liebling der Biker-Treffen: Das ist die Geschichte von Benny, dem motorradfahrenden Hund aus Gelsenkirchen und seinem Herrchen.
Benny ist ein echter Biker. Mit drei Jahren saß er erstmals im Beiwagen der alten russischen „Ural“ von Carsten Wahl. „Mittlerweile hat er schon rund 6.000 Kilometer mit mir zurückgelegt.“ Das Besondere: Benny ist ein Berner Sennen Rüde. Und was für einer. Im Straßenverkehr und bei Biker-Treffen sei der Hund ein echter Star, erzählt das Herrchen.
Kaum steht die Maschine im Vorgarten, sitzt Benny auch schon an seinem Lieblingsplatz. Einsteigen, das kann er alleine. Und sobald er sitzt, ist er entspannt. „Das ist für ihn eine Ruhezone“, weiß Carsten Wahl, der schon länger Biker ist als sein Hund. „Wir haben zwei normale Motorräder. Aber immer, wenn wir damit gefahren sind, musste Benny zu Hause warten.“ Das tat dem Hundehalter leid. „Ein Kollege hatte damals diese alte Ural bei sich stehen. Die war seit zwölf Jahren abgemeldet. Ich habe sie ihm abgekauft und erst einmal getestet, ob das funktionieren würde.“
Gelsenkirchen: Hund Benny hat Benzin im Blut
In den ersten Tagen habe er die Maschine nur mit Manneskraft geschoben, damit Benny sich nicht ängstigt. Dann habe er mal im Stand den Motor laufen lassen. „Viele haben gesagt, das wird nichts. Der Hund ist schon drei Jahre alt, das ist zu spät.“ War es nicht. „Nach zwei Wochen konnte ich mit Benny kleinere Fahrten machen. Und dann habe ich mir angewöhnt, kurze Touren mit ihm zu machen und am Ziel immer einen Spaziergang zu unternehmen.“
Bald zeigt sich: Benny hat Benzin im Blut. „Wenn ich ihm zu langsam fahre, dann stupst er mich mit der Nase am Arm an. So als wolle er sagen: Es geht auch schneller.“ Am liebsten fahren Hund und Herrchen mit rund 60 km/h über die Straßen und über Land. „Im städtischen Bereich schaut er sich immer interessiert die anderen Hunde an.“ Besonders charmant: „Wenn wir an der Ampel anhalten müssen, dann lehnt er sich sofort bei mir an als wolle er sagen: Ach, ist das schön!“ Bei Überlandfahrten interessieren den Rüden besonders die Gerüche. Da hebt er die Nase ganz hoch und streckt sie in den Fahrtwind. Das zeigt sogar ein Videofilm vom fahrenden Hund.
Ein beliebtes Fotomotiv: Der Hund mit der Schutzbrille
Den will er übrigens auch spüren. Serienmäßig hat die „Ural“ einen Beiwagen mit Windschutzscheibe. Die jedoch fand Benny blöd. Bei den ersten Touren schaute er immer daran vorbei. „Mein Ural-Händler nimmt auch immer seinen großen Hund mit. Und der riet mir, die Scheibe auszubauen. Das gefalle seinem Hund auch besser.“ Damit der Fahrtwind Bennys Augen nicht schädigt, trägt der Hund eine große Schutzbrille. „Die ist speziell für Hunde und hat oben eine Belüftung, damit die Augen nicht austrocknen.“ Wo wir gerade bei der Sicherheit sind: „Zum Motorradfahren bekommt Benny ein besonderes Geschirr angezogen, das eigens dafür gemacht und sehr sicher ist.“ An dem werde der Hund angeschnallt. „Das sind Gurte mit Schnellverschlüssen. Falls etwas passiert, kann ich den Hund so schnell herauslassen.“ Dass Benny zum Fahren auch noch ein eigenes Motorradhelmchen hat, versteht sich von selbst.
Kein Wunder, dass Hund und Herrchen überall Aufsehen erregen. „An der Ampel beobachte ich oft, dass die Verkehrsteilnehmer um mich herum das Handy zücken und ein Foto machen. Das ist auch so, wenn wir zum Tanken anhalten. Wenn ich bezahlen gehe, bleibt Benny ganz brav im Beiwagen sitzen – und wird in der kurzen Zeit meist schon fünf-, sechsmal fotografiert.“ Eine kuriose Geschichte: „Einmal hat mich die Polizei angehalten auf der Polsumer Straße. Da war ich ganz irritiert und fragte, was ich falsch gemacht hätte. Die Polizistin sagte, sie wolle mal schauen, ob mein Beifahrer denn auch richtig gesichert sei. Und dann hat sie gelacht und meinte, eigentlich wollten sie und ihre Kollegen nur ein Foto von Benny.“
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Überhaupt ist Benny, wo immer er aus seinem Beiwagen steigt, der Star. Auch, wenn er mit Carsten Wahl zum Biker-Treffen fährt. Da könne die tollste Harley um die Ecke kommen, der Hund erhalte mehr Beachtung. „Alle streicheln ihn. Und er findet das toll. Meistens bekommt er dann von jemandem noch eine Bratwurst ausgegeben.“ Die schneide Carsten Wahl stets klein, damit sie abkühlt. Benny gehe da erst ran, wenn er die Erlaubnis habe. Das glaubt man sofort, wenn man sieht, wie eng die Verbindung zwischen den beiden ist, wie tief das Vertrauen ist und wie gut die Verständigung klappt – ohne Worte.
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Die Biker Touren, das sind für Hund und Herrchen meistens echte „Jungs-Abenteuer“. Manchmal aber, erzählt Carsten Wahl, fahre man als Familie. Dann ist auch Michaela Wahl mit dabei. Damit das passt, muss sie hinter ihrem Mann sitzen – und hat dort wesentlich weniger Platz als Benny im Beiwagen. Die Hundeliebe aber geht vor im Hause Wahl. „Das ist unser dritter Hund und der geht überall hin mit. Wo er nicht mitgehen darf, da verzichten wir eben auch.“
Ein Beispiel sei kürzlich der Nürburgring gewesen. Da war Benny zuvor immer mit, bis man die Bedingungen nun geändert habe. Schade sei das. Denn: „Er war immer so gern im Fahrer-Lager. Und alle haben sich dort über ihn gefreut.“ Urlaube werden natürlich auch den Bedürfnissen des Hundes entsprechend geplant. Demnächst geht es in den Herbst-Urlaub nach Bayern. Zum ersten Mal mit der alten „Ural“ mit an Bord. „Da kann Benny auf den Touren Waldluft schnuppern und überall ist ein See, wo wir halten können und baden.“