Gelsenkirchen-Buer. Ungewollte Pause beim Auftritt des Gaststars in Gelsenkirchen-Buer. So war die Stimmung, so kamen Künstler und Bands bei den Zuschauern an.

Zwei Dinge sind bekanntlich maßgeblich für den Erfolg eines Festivals: die Musik und das Wetter. Insofern konnten die Macher am Freitagabend aufatmen. Den Vorhersagen zum Trotz war es trocken und sonnig. Und das ansprechende wie auch vielseitige Line Up war gesichert.

Los ging es durchaus beschaulich mit Singer-Songwriter Nils-Christopher und entspannter Atmosphäre. Dann übernahm die Berliner Band „Kensington Road“, die mit immerhin zwei Top-20 Platzierungen in den Charts aufwarten kann. „Die hätten wir normalerweise auch als Top-Act genommen“, so Andreas Szepan, einer der einstigen Initiatoren und heutigen Organisatoren. Als man ins Gespräch gekommen sei, habe man jedoch schon den Platz zur Primetime vergeben gehabt.

DSDS-Gewinner Thomas Godoj spielte im Gelsenkirchener Regen - mit einer ungewollten Unterbrechung.
DSDS-Gewinner Thomas Godoj spielte im Gelsenkirchener Regen - mit einer ungewollten Unterbrechung. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Insgesamt habe sich das Programm aus vielen glücklichen Zufällen ergeben. So seien gleich mehrere Bands ohnehin in der Region unterwegs und damit auch für das Festival im Schatten des Urbanus Doms zu gewinnen gewesen. So etwa auch „Die Gabys“, eine Frauen-Combo aus Berlin, die schon 2013 bei der Erstausgabe dabei waren und danach mehrmals wieder. Die Damen gestalteten musikalisch den späteren Freitagabend und wussten ab dem ersten Ton die Menschen zu begeistern – und zu überraschen. Sie eröffneten ihren Auftritt mit „Everybody Needs Somebody to Love“ von den Blues Brothers und das schwungvoll, dynamisch und sogar mit dem Einsatz von Kunstnebel. Im Verlauf warteten die Musikerinnen mit dem Besten aus vier Jahrzehnten auf, mit Hits, die eigentlich jeder kennt von „She Works Hard for the Money“ bis „Another One Bites the Dust“. Das konnte die Generationen am Freitagabend verbinden.

„Jedes Mal bei Rock am Dom gibt es eine Entdeckung zu erleben. Im letzten Jahr haben wir mit Charly Klauser gefeiert, jetzt waren Kensington Road hier und die waren einfach toll!“, war Stammgast Roland Radtke begeistert. „Bei den Gabys wissen wir ja schon, dass wir Großes geboten bekommen. Insgesamt sind wir voller Vorfreude auf den Samstagabend.“ Einen besonderen Aspekt, dessen Tragweite durch die beinahe zeitgleichen Ereignisse beim Stadtfest in Solingen schmerzlich unterstrichen wurde, würdigte Christa Radtke: „Hier ist eine unheimlich friedliche, harmonische Atmosphäre. In der heutigen Zeit tut das sehr gut.“

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Bei solch Begeisterung gab es auch kleine Wermutstropfen. Einer davon: Die Musik am Freitag hätte mehr Besucher verdient. Zwar war die Stimmung großartig, proppenvoll war die Domplatte jedoch beileibe nicht. Der zweite: Lange hatten die Organisatoren versucht, junge Musiker aus Gelsenkirchen einzubinden. Ohne Erfolg. „Das hätten wir uns gewünscht. Wir haben lange gesucht und öffentlich aufgerufen, sich zu melden. Aber da fehlt viel in der Stadt“, so Andreas Szepan. Vor allem, wenn man sich an die Anfänge des Festivals erinnere, als auch Schulen und Musikschulen mit ihren Bands mitwirkten. In diesem Jahr jedoch sei man nicht fündig geworden.

Die Stimmung war gut, proppenvoll war die Domplatte jedoch nicht. Außerdem fehlten junge Musiker und Nachwuchsbands.
Die Stimmung war gut, proppenvoll war die Domplatte jedoch nicht. Außerdem fehlten junge Musiker und Nachwuchsbands. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Lokale Musiker erlebte man dann aber doch. Nämlich als am Samstagabend der bekannte buersche Musiker Thomas Erkelenz auf der Bühne sein Corona-Projekt vorstellte. Stücke, in der Zeit erarbeitet, als er und seine Berufskollegen von den deutschen Bühnen verbannt waren. Umso mehr wurde er auf der Domplatte gefeiert. Schon der Auftakt war groovig und nahm die Leute mit dem Hit „I Can‘t Stand the Rain“ mit. Apropos Regen: Vielleicht war der Song „Here Comes the Rain Again“ dann doch ein Regenlied zu viel auf der Playlist. Dessen Vorboten nämlich dominierten das weitere Geschehen. Gegen acht Uhr stoben zwei Windböen über die Domplatte, die das Geschäfts manches Standbetreibers jäh beendeten.

Top-Act Thomas Godoj stand mit seiner Band dennoch pünktlich um halb neun Uhr auf der Bühne und beeindruckte insbesondere mit seiner Stimme, zudem mit großer Show und tiefgründigen Texten. Musikalisch ging es dabei sowohl etwas härter als auch düsterer zu. „Da sagte der eine oder andere zu mir: Ist das hier jetzt Wacken?“, verriet Andreas Szepan im Nachgang. Auch, dass der Stromausfall, der um halb zehn das Konzert unterbrach, keineswegs vom zuvor eingesetzten Starkregen verursacht worden war. Vielmehr war die Bierflasche eines Musikers auf der Bühne umgekippt und der Inhalt hatte sich in eine Steckdose ergossen. Als der Schaden behoben war, folgten noch ein paar Stücke für die passionierten Fans des Sängers, die noch immer vor der Bühne ausharrten. Insgesamt, so Szepan, sei man sehr zufrieden gewesen. Unterm Strich habe man mit dem Wetter noch Glück gehabt.